Daimler
Neu ab November:
Smart Fortwo III
Endlich kommt ein völlig neuer Smart. Die dritte Generation des Stadtautos wird optisch markanter und detailverliebter,
sicherer und komfortabler und nicht zuletzt besser ausgestattet bei gleichem
Preis. Und auch der Forfour erlebt ein Revival.
1998 zettelte Daimler eine kleine Revolution an: Das Smart City-Coupé kam auf die Straße, verblüffte ob seiner echten
(von Daimler heute anders dargestellten) 2,50 Meter Außenlänge, den schmalen Rädchen und des Zweifarbkonzepts - und
fand durchaus Zuspruch bei den Käufern. Es folgten das Cabriolet, die
gelungene Umbenennung in Fortwo
und ein Facelift.
Später war Daimler vor allem mit sich, Chrysler und dem Weltkonzern beschäftigt, ließ Smart aus- und wieder eingliedern,
beschäftigte sich mit überflüssigen Nischenmodellen wie einem Roadster in gleich zwei Varianten und einem auf Smart
getrimmten, an Langeweile kaum zu überbietenden Forfour auf Mitsubishi-Basis, der nach wie vor den Titel des
dämlichsten Sondermodells in der Autokiste-Geschichte trägt, und trieb die Marke in den ...
... Stopp, nicht in den Ruin, jedenfalls nur knapp. Konzern-Chef Zetsche gab dem Fortwo 2007 eine zweite Chance. Trotz des
Größenwachstums auf 2,70 Meter, dem nach wie vor langsam und unharmonisch schaltenden Getriebe, einem anfänglich unechten
Rußfilter und hohem Bemühen um Primitivität und Belanglosigkeit griffen bis zuletzt um die 100.000 Käufer jährlich zum
inzwischen arg gealterten, teuren
Fortwo II. Die zwischenzeitlich engagierte
Smart-Chefin Annette Winkler hatte eine lange Durststrecke zu überwinden,
was sie mit einigen Studien und dem überraschenderweise tatsächlich in Serie gebrachten
eBike
erstaunlich gut geschafft hat, bis sie nun endlich ihr "Baby", den Fortwo III, präsentieren durfte.
Dabei hat Daimler keine Mühen gescheut und mit großem Tamtam sein kleinstes Konzernmodell am Mittwoch Abend in Berlin ins Rampenlicht
gefahren - und das gleich doppelt, denn wie längst bekannt ist, wird es nun auch wieder einen Forfour geben. Dass der nicht etwa
zeitversetzt vorgestellt wurde, mag überraschen - ist aber Kalkül: Der Forfour soll nicht mehr als eigenes Modell wahrgenommen werden,
sondern nur als längere Interpretation des Fortwo.
Alles bleibt anders, textet Daimler zum neuen Modell. Botschaft: Der Smart wird smarter, behält aber seine wichtigsten USPs, wie
es neudeutsch für Alleinstellungsmerkmal heißt, bei. Dazu gehören die sogenannte tridion-Sicherheitszelle, die nach wie vor farblich
abgesetzt wird, die Außenlänge von 2,69 Metern und das Heckmotor-Konzept, wenn auch letzteres streng genommen kein USP mehr ist, weil
Daimler die Smart-Entwicklung bekanntlich zusammen mit Renault betrieben hat, wo demzufolge der
neue Twingo
ebenfalls ein Hecktriebler ist.
Während die Länge und auch Radstand und Höhe beibehalten wurden, beansprucht der neue Fortwo dennoch mehr Verkehrraum als bisher, weil die Breite
und Spurweite um zehn Zentimeter auf 1,66 Meter wachsen. Das sorgt für bessere Proportionen, ein besseres Raumgefühl im Innenraum und eine höhere
Sicherheit beim Seitencrash. In Sachen Handlichkeit ist das neue Modell dem alten dabei sogar überlegen: Dank kurzer Überhänge, hohem Lenkeinschlag
und schmalen Reifen sinkt der Wendekreis auf nur noch 6,95 Meter (von Bordstein zu Bordstein) bzw. 7,30 Meter (von Wand zu Wand), was nicht
nur Wendemanöver "extrem einfach" macht, wie Smart erläutert, sondern dem Auto eine unerreichte Wendigkeit verschafft.
Ein Blick aufs Design: Wichtigstes Merkmal ist die nun viel höhere Frontpartie mit aufrechtem Grill. Das nennt Daimler "One-and-a-half-box"-Design
und erklärt es mit "zwei Gründen" - das Auto wirke erwachsener und sportlicher. Ersteres hat einen wahren Kern, zweiteres ist natürlich
reines PR-Geplapper - vor allem aber verschweigt der Autobauer mit unklarer Motivation, dass der wesentliche Grund in den gestiegenen Anforderungen des
Fußgängerschutzes liegt, die bereits bei anderen Autos ähnliche Änderungen hervorgerufen haben. Ansonsten gibt es schönere Leuchteinheiten
vorne und hinten, und dass sich letztere nicht am Ur-Fortwo orientieren, wie Smart behauptet, ist erfreulich. Gegen Aufpreis sind
sie teilweise in LED-Technik ausgeführt.
Die Kühlerverkleidung mit ihrem Wabenmuster, das sich an diversen Stellen des neuen Modells wiederfindet, ist - farbgleich mit oder
kontrastierend zu den "bodypanels" - unter anderem in schwarz, silber und auch in weiß erhältlich. Das Logo ist fortan etwas
dreidimensionaler und fast rund ausgeführt, wie alle - sparsam verwendeten - Chromakzente ist es nicht hochglänzend, sondern mattiert.
Neu ist auch die Sicke in der Flanke, die speziell beim Forfour, der mit 3,49 Meter Länge notabene nochmal zehn Zentimeter kürzer als der
Twingo ist, auffällt. Der Tankdeckel bleibt im Gegensatz zu den kompakten Mercedes rechts und behält auch die unschöne Griffmulde, die
Antenne wandert von der A-Säule aufs Dach, ist aber immer noch lang und vorne angeordnet.
Der Fortwo behält seine zweigeteilte Heckklappe, die Smart-Fahrer laut Hersteller "heiß und innig" lieben, und damit auch den
großen Spalt darunter. Der Forfour hat eine konventionelle Heckklappe, er trägt das Kennzeichen in der Heckschürze statt -klappe,
wo sich zusätzlich zum Markenschriftzug auch das -logo findet. Neue Farben und erweitere Kombinationsmöglichkeiten
zwischen "bodypanels" und "tridion"-Zelle waren überfällig.
Das Kofferraumvolumen beträgt 260 bis 350 Liter beim Fortwo, der Forfour nimmt es mit 185 bis 975 Litern auf.
Als Sonderausstattung ist der Forfour mit Wendekissen für die Rücksitze verfügbar. Mit einem Handgriff lassen sich
die "ready space"- Sitze hinten umdrehen und dabei deutlich absenken. So entsteht im Innenraum eine um zwölf Zentimeter
größere Ladehöhe, die sich dank der im Winkel von fast 90 Grad öffnenden Fondtüren einfach nutzen lässt.
Neue Motoren
Angetrieben werden Fortwo und Forfour von zwei Dreizylinder-Motoren. Sie leisten 71 PS als Saug- und 90 PS als Turbovariante, das Drehmoment liegt
bei 91 bzw. 135 Newtonmeter, der Hubraum bei 1,0 bzw. 0,9 Litern. Später werden eine Basisversion mit 60 PS und eine Topvariante von Brabus folgen.
Schade: Einen Diesel, so reizvoll die Kombination auch war, wird es nicht mehr geben. Und der Smart ed, das im Vorjahr immerhin meistverkaufte
Elektroauto Deutschlands, bleibt unverständlicherweise noch auf unbestimmte Zeit an die alte Karosserie gebunden. Erfreuliches dafür bei der
Kraftübertragung: Anstelle des oft kritisierten, automatisierten Schaltgetriebes gibt es fortan ein traditionelles Fünfgang-Schaltgetriebe
von Renault oder optional ein ganz neues Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, das Smart "twinamic" getauft hat.
Eine neue Vorderachskonstruktion mit Anleihen aus der bisherigen Mercedes C-Klasse, eine optimierte De-Dion-Hinterachse, deutlich verlängerte
Federwege rundum, Reifen mit größerer Flankenhöhe und der erwähnte kleine Wendekreis sind die Highlights des neuen Fahrwerks. Es soll deutlich
mehr Präzision und Komfort vermitteln als das bisherige. Es bleibt bei einer mechanischen Lenkung, die laut Smart "erheblich mehr Fahrspaß"
bietende elektrische Servolenkung kostet nach wie vor extra.
Optimierte Sicherheit
In Sachen Sicherheit betont Smart, wie stark das Thema bei der Entwicklung präsent gewesen sei und wieviel Know-how Mercedes-Ingenieure
beigesteuert hätten. So wurde der Fortwo auch bei realen Tests gegen C- und sogar S-Klasse gecrasht. Bilder dazu hat Daimler veröffentlicht;
ihre Aussagekraft erscheint jedoch nicht allzu hoch, denn natürlich wurden hier die Parameter (50 km/h, 50 Prozent Überdeckung) so gewählt,
dass die Dummies einigermaßen unbehelligt vom Geschehen blieben.
Handfester ist, dass der neue Smart die Seiten-/Thorax-Airbags endlich serienmäßig mitbringt, neu und ebenfalls Standard ist ein Knieairbag
auf der Fahrerseite, und auch (die schon im Golf IV serienmäßigen) Isofix-Halterungen sollen endlich nicht mehr extra kosten. Windowbags
dagegen sucht man weiter vergeblich. Der Forfour erhält Gurtwarner für die Fondsitze, schon weil dies bei EuroNCAP honoriert wird,
und auch Gurtstraffer mit Gurtkraftbegrenzern hinten, was anderswo selbst in höheren Klassen keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Serienmäßig ist jeweils der vom Sprinter bekannte Seitenwind-Assistent, optional liefert Smart eine Abstandswarnfunktion, die anders als bei
manchen Mitbewerbern jedoch auf einen Bremseingriff verzichtet, sowie einen Spurhalte-Assistent, der ebenfalls nur warnt, aber nicht
gegenlenkt.
Ausstattung, Marktstart, Preise
Es bleibt bei drei Ausstattungslinien, die nun "passion", "prime" und "proxy" heißen und leider noch immer als Schildchen
auf dem Spiegeldreieck (Fortwo) bzw. der B-Säule (Forfour) nachgelesen werden können. Zusätzlich zu den drei extra Airbags sind auch
ein Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer und elektrische Fensterheber künftig ab dem Basismodell Standard.
Erstmals in natura zu sehen sind Fortwo und Forfour auf dem Pariser Autosalon im Oktober, die Markteinführung ist für November geplant.
Weitere Daten liegen noch nicht vor; die Preise sollen sich trotz deutlich verbesserter Ausstattung am bisherigen Niveau orientieren,
was ungefähr 11.000 Euro für das Basismodell bedeutet, das weiterhin im nun mit 200 Mio. Euro aufgefrischten Werk Hambach (Frankreich)
vom Band läuft. Der im slowenischen Renault-Werk gebaute Forfour soll nur 600 Euro teurer werden. Das alles erscheint smart, jedenfalls
viel smarter als bisher, und so darf dem
mehr als anderthalb Millionen Mal verkauften Stadtauto steigender
Kundenzuspruch prophezeit werden. Es wurde auch Zeit.