Letzter neuer VW-Verbrenner / Diesel und Schaltgetriebe sind Geschichte
Der neue VW T-Roc: Das Gelbe vom Ei?
VW zeigt schon vor der Publikumspremiere auf der IAA die zweite Generation des Erfolgsmodells T-Roc.
Es dürfte sich um den letzten neu entwickelten Verbrenner-Volkswagen handeln. Auch sonst gibt es
einige Überraschungen. Ausgehend von der Launchfarbe und ersten Informationen und Bildern klären
wir, ob die Neuauflage das Gelbe vom Ei ist.
Volkswagen
Das Gelbe vom Ei?
Das ist der neue VW T-Roc II
Acht Jahre nach dem Start des "Golf-SUV" alias T-Roc zeigt Volkswagen die zweite Generation. Sie wächst in der Länge um
zwölf Zentimeter auf 4,37 Meter Länge, was einerseits für mehr Platz, andererseits wegen des nur drei Zentimeter gestreckten
Radstands für größere Überhänge sorgt und auch sonst nicht jedem zusagen dürfte. Maximal sind nun 20 statt 19 Zoll große
Räder möglich. Das Kofferraumvolumen steigt nur leicht um 20 auf 465 Liter. Breite und Höhe wachsen jeweils nur um einen Zentimeter.
Optisch ist der T-Roc II durch die grundsätzliche Beibehaltung der charakteristischen Dachlinie zwischen A- und D-Säule,
VW-intern Hockeyschläger genannt, und der am hinteren Radlauf herausgezogenen "Schulterpartie" seinen Ursprüngen treu
geblieben. Deutlich modernisiert zeigt sich die Frontansicht, die auf einen klassischen Kühlergrill zwischen den Scheinwerfern
verzichtet und stattdessen auf eine stark geneigte Fläche mit Lichtleiste und beleuchtetem Markenlogo setzt. Die
Motorhaube endet deutlich früher als bisher, die Kotflügel sind weiter nach oben gezogen und zitieren nun die erwähnte
Schulterpartie hinten. Das bisherige Stilmittel der Baureihe, die ungewöhnlich geformten und separaten Tagfahrleuchten,
gibt es nicht mehr, was einerseits schade ist, andererseits aber zu verschmerzen, denn die neue Umsetzung im Hauptscheinwerfer
wirkt durchaus fein.
Seitlich fällt der Verzicht auf die Sicke im oberen Bereich der Türen und die stärkere Betonung der unteren Türbereiche
ins Auge, außerdem die nun stehenden Außenspiegel, die ihre sattere Wirkung subjektiv empfunden aber durch die nicht
durchgehend horizontale untere Fensterlinie gleich wieder verlieren.
Am Heck gibt es – gähn – die inzwischen bei VW offenbar alternativlose Lichtleiste mit beleuchtetem Logo, wobei die
Lichtspiele vorne wie hinten in den Basismodellen bzw. mit der Basis-Lichttechnik nicht zum Einsatz kommen. Der hintere
Blinker ist je nach Ausstattung animiert, aber nur einteilig ausgeführt. VW hat für den neuen T-Roc gerade einmal sechs
Außenfarben im Köcher, weiterhin ist eine Bi-Color-Ausführung mit schwarzem Dach zu haben. Die Motorhaube wird innen
nicht lackiert, was VW zugleich Kosten spart und Image kostet. Gleiches gilt für den eingesparten Haubenlift
– beim
Golf VI war das noch Standard.
Modernisiertes Interieur mit Licht und Schatten
Der Blick ins Interieur lässt zunächst aufatmen. Das Layout ist weitgehend klassisch gezeichnet, wenn auch der nun
zehn (Serie) bzw. 12,9 Zoll (Option) große Zentralbildschirm den ersten Bildern nach zu urteilen nicht mittig montiert
ist. Auffallend positiv sind die echten Tasten am unverändert schön gestylten Lenkrad, eine aufwändige 10- bzw.
optional 30-farbige Ambientebeleuchtung, der zur Steuerung von Lautstärke, Fahrprofilen und den neuen "Atmospheres"
(Klang- und Lichtteppiche) dienende "Fahrerlebnisschalter", dynamische Cupholder, der ebenso schöne wie nicht pflegeleichte
Stoffbezug auf der Armaturenbrett-Oberseite und der auf der Mittelkonsole positionierte Startknopf, den VW früher allerdings
schöner gestylt hat.
Auch wären die kleinen Luftauslässe ohne Rändelräder, das unpraktische Lichtbediensystem und der überfrachtete
Blinker-/Fernlicht-/Wischwasch-Lenkstockhebel, der keine Tippwischfunktion mehr aufweist, leicht vermeidbar gewesen. Die
Klimabedienung über die Slider bleibt fraglos unpraktischer als über die früheren Drehregler, und das Fahrerdisplay
ist dank der rechteckigen Formgebung nun faktisch etwas größer als bisher (zehn Zoll), aber noch immer kleiner
als etwa in einem Golf VII vor vielen Jahren. Nur das große, aufpreispflichtige Infotainment-System verfügt über
Navigation (und das auch nochmal optional), während anderswo bereits Kleinwagen serienmäßig mit Navi vorfahren.
Ostereier statt Fortschritt
Und als wären die im Kunststoff eingravierten Haie bei Opel nicht peinlich genug, ist jetzt auch VW auf diesen Zug
aufgesprungen: Die Kühlkanäle der gummierten Handylade-Schale, die praxisfremd nur ein einziges Handy aufnimmt, sind
optisch wie die Bahnen eines Miniatur-Schwimmbades aufgebaut, erklärt der Autobauer. "In diese sind als sogenannte
Easter Eggs von oben zu sehende Schwimmer eingearbeitet", heißt es weiter.
Diese vermeintliche "Liebe zum Detail" setzt sich nach VW-Doktrin in den Ablagen und Cupholdern der Mittelkonsole fort.
Dort nämlich sind Kaffeebecher, Brezeln, Eistüten oder Schlüssel als kleine Symbole integriert. Was tut man nicht alles
für ein paar Extra-Erwähnungen in den vielen, stets ganz oder fast unkritischen Auto-Videos auf YouTube, die auch nicht
bemerken werden, dass zum Prinzip solcher Ostereier gerade gehört, sie nicht auszuplaudern.
Neue Türöffner, neue Optionen
Neu gestaltet hat VW die inneren Türöffner. Sie sind nun nicht mehr in der Türverkleidung integriert, sondern im
Griffelement, und man zieht sie nicht nach innen, sondern nach oben. Einige wenige Modelle hatten so etwas früher
schon. Inwieweit das einen Fort- oder Rückschritt darstellt, bleibt abzuwarten. Die nicht mehr angewinkelten Griffe
sind indes klar kritikwürdig, weil sie nicht der natürlichen Handhaltung entsprechen.
Neu in Sachen Technik sind optional u.a. eine Drei-Zonen-Klimaautomatik (hinten ohne Halbgradschritte), ein
Head-up-Display, ein Ausstiegswarner, ein 14-fach elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Massagefunktion und
der "Park Assist Pro", der via Memory-Funktion das trainierte und damit vollautomatische Parken über Distanzen
von bis zu 50 Metern sowie das Ein- und Ausparken via Smartphone ermöglicht. Die weithin als selbstverständlich
betrachtete Rückfahrkamera lassen sich die Wolfsburger extra bezahlen, dafür ist sie nicht mehr schmutzgeschützt
und nicht einmal mehr mittig montiert.
Neben der Basisversion "Trend"*) gibt es den T-Roc mit erweiterter Ausstattung als "Life" sowie in den beiden
Top-Linien "Style" und "R-Line", die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Es wird weniger Einzelextras als bisher
geben, um die Komplexität in der Produktion und damit die Kosten zu verringern.
Nur noch Benziner, nur noch Automatik
Während der T-Roc II mutmaßlich die letzte neu entwickelte Verbrenner-Baureihe von Volkswagen ist, hat man den
Diesel bereits jetzt abgeschafft – einem herstellerübergreifenden Trend folgend, den man nicht verstehen muss,
sind moderne Selbstzünder doch noch immer sparsamer, CO2-ärmer, haltbarer und drehmomentstärker als vergleichbare
Benziner.
Bei den Otto-Motoren setzt VW abermals auf den ebenso bewährten wie langweiligen 1,5 TSI in den Leistungsstufen
116 und 150 PS, jeweils mit Zylinderabschaltung, Miller-Zyklus, VTG-Turbolader und 48-Volt-Mildhybridisierung, die
temporär zusätzliche 19 PS Leistung und 56 Nm Drehmoment bereitstellt. Beide Leistungsstufen sind nun nur noch mit
7-Gang-DSG zu haben, ein manuelles Getriebe nicht mehr lieferbar.
Zu einem späteren Zeitpunkt sollen zwei Vollhybride folgen - konzernweit ein Novum. Sie werden sehr kurze Strecken
elektrisch fahren können, als Leistung stehen 136 und 170 PS im Raum. Außerdem angekündigt ist der 2,0 TSI, der
ebenfalls als Mildhybrid konzipiert ist und als wohl einzige Variante mit Allradantrieb gekoppelt wird. Darauf
aufbauend erscheint auch wieder ein besonderes potenter T-Roc R mit etwa 330 PS, wie ihn Tiguan-Kunden nicht bekommen.
Ersteindruck der Redaktion
Ausgehend von der Launchfarbe stellt sich abschließend die Frage, ob der neue T-Roc das Gelbe vom Ei ist.
Natürlich nicht, lautet die schnelle Antwort, denn was ist schon noch das Gelbe vom Ei? Die etwas langsamere
Antwort ist schwieriger, denn einerseits ist es erfreulich, dass VW das Modell anders als andere Baureihen
überhaupt neu aufgelegt, die Designsprache dabei ansatzweise beibehalten und Abstand vom bisherigen ID-Look
genommen hat. Wir bemerken auch wohlwollend die rechts montierte Tankklappe, die Bügeltürgriffe oder die
vier (4!) Fensterheberschalter.
Dass man sich aber in Wolfsburg, wie oft zu lesen ist und auch von Markenchef Schäfer beschworen, wieder
stärker an alten Zeiten orientieren will, ist nicht recht nachvollziehbar. Ein Lenkrad mit echten Tasten reicht
dafür nämlich bei weitem nicht aus. Wer den Tippwischer, den Dreh-Lichtschalter, die Abdeckung am Türschloss,
die hinteren Dachhaltegriffe und nicht zuletzt den Diesel abschafft, wer die Rückfahrkamera verschlechtert,
wer die Basisversion 2026 ohne LED-Technik in den Rückleuchten ausliefert, wer anders als im Golf VI keine
Seitenairbags hinten anbietet, sollte sich nicht rühmen, eine "Lovebrand" werden zu wollen.
Dass der T-Roc wieder ein erfolgreiches Modell wird, ist dennoch zweifellos anzunehmen. Weil er grundsätzlich
gut gelungen ist, cooler als ein Golf daherkommt, weil immer mehr Verbrenner-Alternativen im Konzern wegfallen,
und weil VW am Ende noch ein "one more thing" vollbringt, das kaum jemand auf dem Schirm gehabt haben dürfte:
Kostete der bisherige T-Roc ab 30.065 Euro, gibt es den neuen für nur 780 Euro mehr – dafür aber als Vierzylinder
und inklusive DSG.
Dieser Artikel wurde am 28.08.2025 um einige kleinere Details ergänzt. *) Zudem hat VW die Grundversion von Mittwoch
auf Donnerstag von "T-Roc" in "Trend" umbenannt, die entsprechende Stelle im Artikel wurde angepasst. Laut Konfigurator
und einigen Medienberichten ist der zentrale Bildschirm immer 12,9 Zoll groß, laut Presseinfo aber in der Grundversion
nur 10,4 Zoll wie oben berichtet. Dafür bietet die Basis laut Konfigurator und abweichend von der Mitteilung offenbar
das Fahrerdisplay in einer abgespeckten Variante ("Digital Cockpit" statt "Digital Cockpit Pro"), zu der Details weder
im Konfigurator noch auf der Medienseite, die beide reichlich Optimierungspotential aufweisen, bis dato herauszufinden sind.