Deutlich aufgewertetes Design / Neuer Topmotor / Mehr Ausstattung und neue Optionen
Peugeot
Wesentlich gereift:
Neuer Peugeot 108
Nahezu zeitgleich mit dem Renault Twingo erblickt auch der neue Peugeot 108 das Licht. Die zweite Generation des Kleinstwagens
bleibt konzeptionell unverändert, trägt aber ein wesentlich schickeres Kleid, bekommt einen neuen Top-Motor, eine verbesserte
Ausstattung und diverse neue Optionen, kurz: wird erwachsen.
Zufall oder bewusste Konfrontation? Um 0 Uhr am 14. Februar hat Renault den neuen Twingo gezeigt, gerade einmal gut neun
Stunden später folgte die Antwort des heimischen Konkurrenten - der neue Peugeot 108. Haben sich die Autobauer nicht
abgestimmt oder hat einer dem anderen die Show stehlen wollen und sich damit möglicherweise auch selbst geschadet? Man
weiß es nicht.
108 also heißt das neue Löwenbaby, und damit erreicht die letzte Baureihe der Marke die Acht am Schluss, die wie berichtet
künftig stehen bleiben wird. "Eine Nummer zugelegt" also als passende Überschrift zum letzten Mal - und das nicht nur als
Wortspiel, sondern auch ganz real. Schon die ersten Bilder zeigen: Aus dem immer etwas arg klein und windig wirkenden
107 ist ein ebenso kleines, aber viel weniger windig wirkendes Auto geworden.
In der Länge legt der 108 gegenüber dem Vorgänger um vier Zentimeter auf 3,47 Meter zu - und bleibt damit deutlich unter
den rund 3,60 des Twingo. Die Breite sinkt entgegen dem Trend sogar minimal auf 1,62 Meter. Anders als Renault beim Twingo
hat Peugeot das Auto konzeptionell nicht verändert: Der Motor bleibt vorne, der Antrieb auch, und es gibt weiterhin eine
drei- und eine fünftürige Variante, letztere die praktischere und wie meist auch die schönere. Neu ist eine zweite, wenn man
so will, Karosserievariante namens "TOP", die über ein Stoffverdeck (Öffnungsbereich 80 x 76 Zentimeter) verfügt - der Twingo
lässt grüßen.
Unter der kurzen Haube arbeitet wie bisher der 1-Liter-Dreizylinder mit 68 PS, den es mit manuellem oder automatisiertem
Schaltgetriebe gibt und der bestenfalls, nämlich mit dem optionalen Start-Stopp-System, auf 3,8 Liter Verbrauch kommt.
Neu im Angebot ist darüberhinaus der ebenfalls dreizylindrige, aber mit 1,2 Litern Hubraum etwas größere Motor mit 82
PS (manuelles Getriebe, 4,2 Liter Verbrauch). Es handelt sich hierbei um eine Peugeot-Konstruktion der neuen Reihe "PureTech",
während der Basismotor ursprünglich von Toyota/Daihatsu stammt.
Acht Außenfarben stehen zur Verfügung, zwei davon gibt es nur für den 108 und nicht für die anderen Peugeot-Baureihen.
Für das Stoffverdeck stehen drei Farbtöne (schwarz, grau und lila) zur Wahl. Die dreitürige Limousine ist ist darüber hinaus
in der Zweitonlackierung Red Purple / Gallium Grau oder Lipizan Weiß / Aikinite bestellbar. Auch Peugeot zieht jetzt verstärkt die
Individualisierungskarte und bietet insoweit sieben Designthemen (Exterieur) und drei Farbwelten (Interieur) an. Wer mag,
kann seinen 108 beispielhaft mit Barcode-Aufklebern bestellen, mit schwarzen Außenspiegelgehäusen, mit "matten und glänzenden
Effekten auf vierseitigen Prismen, die aus der Karosserie \herauszuwachsen\ scheinen" (Peugeot PR-Text) oder mit einer mattweißen
Instrumententafel nebst Mittelkonsole im Goldlook.
Dort, auf der Mittelkonsole, trohnt ein 7-Zoll-Touchscreen, über den wie im 308 Radio, Telefon, Navigation und auch Heizung
bedient werden. Allerdings gibt es diese moderne und schicke, im Detail aber unpraktische Lösung nur für die Topmodelle "Allure"
serienmäßig, im "Active" kostet sie extra. Smartphones lassen sich via Bluetooth und MirrorLink an- und einbinden.
Neu im Angebot finden sich Tempomat, Lichtsensor, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und ein schlüsselloses Zugangs- und
Startsystem, serienmäßig sind Berganfahrhilfe und indirekte Reifendruckkontrolle - und Assistenzsysteme gibt es weiterhin nicht.
Die Außenspiegel werden fortan elektrisch verstellt und sind beheizbar.
Noch wichtiger dürfte für viele Interessenten aber das Design sein, und insoweit hat der 108 eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Twingo:
Der neue ist wesentlich besser gelungen als der alte. Übernommen vom Vorgänger wurde praktisch nur der Einarm-Scheibenwischer und soweit
ersichtlich die Konstruktion der Heckklappe, bei der nur die Scheibe öffnet - jetzt aber mit nicht mehr sichtbaren Scharnieren.
Im übrigen trägt der 108 jetzt einen kleineren, eleganteren Kühlergrill, schöner gezeichnete und weniger weit in die Flanke reichende
Scheinwerfer, ein dort integrierte LED-Lichtleiste und ein noch immer separates, aber nun serienmäßiges LED-Tagfahrlicht. Hauben und Stoßfänger
tragen klarere Übergänge zur Karosserie. Die Seitenansicht hat durch die ausgearbeitete Schulterlinie, den schöneren Fensterverlauf mit
eingearbeiteter Chromleiste unten und die Umstellung von billigen Klapp- auf vernünftige Bügeltürgriffe gewonnen.
Die Außenspiegel sind jetzt markanter geformt, tragen aus Kostengründen aber weiterhin keine Blinker. Die Tankklappe sitzt zwar links,
mithin auf der unpraktischen und unsichereren Seite, ist aber ansonsten vorbildlich: Geöffnet wird sie von innen, keine Griffmulde
stört das Design. Etwas unschön wirkt lediglich wie beim VW Up der in den Radlauf reichende Ausschnitt der hinteren Tür - ein Tribut
an die kurze Fahrzeuglänge.
Am Heck freut sich das Auge über eine optimierte Wischergeometrie, wesentlich detailverliebter ausgeführte, niedriger angesetzte
Rückleuchten, einen bulligen Dachkantenspoiler, die komplett lackierte Heckschürze und die nicht mehr sichtbare, wohl aber immer
noch doppelt ausgeführte Kennzeichenbeleuchtung. Das Kofferraumvolumen wächst merklich von bisher 130 auf 180 Liter, Versionen ohne
Reserverad kommen auf 196 Liter, und wer die Rücksitzbanklehne umklappt, kann maximal 750 Liter einladen. In der Basis müssen optisch
suboptimale 14-Zoll-Räder auch weiterhin reichen, immerhin zieht Peugeot jetzt 165er- statt 155er-Reifen auf.
Und das Interieur? Peugeot mag es wie die Kollegen bei Renault noch nicht zeigen, sondern beschreibt es nur in unverständlichem
Werbe-Sprech. Dass es auch innen wesentlich hochwertiger als bisher zugehen wird, ist aber weder ein Geheimnis noch schwierig in der
Umsetzung, hält man sich das viel zu Rotstift-konzipierte 107-Ambiente vor Augen. Auch Modelle ohne den Touchscreen werden in
Design, Haptik und Bedienbarkeit deutlich aufgewertet.
Fazit: Peugeots Kleinster hat mehr als nur eine Nummer zugelegt, er gefällt. Auch das hat er mit dem
neuen Twingo
gemeinsam; wer bei den Kunden das Rennen macht, wird spannend zu beobachten und auch eine Frage der Preispositionierung sein. Erstmal in natura
zeigt sich der 108 auf dem Genfer Autosalon Anfang März, ein Termin zur Markteinführung liegt noch nicht vor. Gut möglich aber, dass hier der Löwe
etwas schneller sein wird als der Konkurrent mit dem Rhombus. Gebaut wird der 108 wie bisher zusammen mit seinen Schwestermodellen von Citroën und
Toyota im Gemeinschaftswerk in Tschechien, und dass sich C1 und Aygo nicht wie bisher zeitgleich mit dem 108 zeigen, darf als sicheres Indiz
dafür gewertet werden, dass sich die Drillinge optisch künftig stärker voneinander unterscheiden werden. Auch das ist eine erfreuliche Nachricht.
Gut gebrüllt, Löwe!