Porsche
Das ist der
neue Porsche 911
Der Porsche 911, die Sportwagen-Ikone schlechthin, macht sich auf in die siebte Generation. Der neueste 911 Carrera mit
der internen Nummer 991 wird größer und komfortabler, stärker und sparsamer, markanter und teurer – und will vor
allem eines bleiben: ein echter Elfer.
Der neueste Porsche 911 ist eigentlich schon gar nicht mehr so neu, belagert das Auto doch seit Monaten als
Zeichnung, Fotomontage, Erlkönig und kaum noch getarnte Variante die Gazetten und Portale, die sich für derlei
nicht zu schade sind, und natürlich war auch die aktuelle 911-Premiere so angelegt, dass die Fotos einige Tage
vor dem geplanten Termin "im Internet kursierten", wie es so schön heißt. Die wunderbare klare Premieren-Durchführung
wie etwa bei Apple ist nicht Sache der Autobranche.
Die wesentlichen Änderungen beim neuen 911 Carrera sind unter dem Blech zu finden, voran ein um zehn Zentimeter gewachsener
Radstand. Hintergrund ist dabei nicht nur das Bestreben nach mehr Platz für die Passagiere, sondern auch ein
verbessertes Handling speziell bei hohen Geschwindigkeiten, Raumreserven für künftige Hybridmodelle und wohl auch
der Umstand, dass im wichtigen 911-Markt USA Verbrauchsgrenzen mit Radständen in Relation stehen.
Auch die Karosserie ist in die Länge gewachsen - nur rund die Hälfte des Radstandes; die genauen Daten hält Porsche
noch unter Verschluss. Dies gilt auch für die leicht reduzierte Höhe. Im Ergebnis dürfte der neue 911 (noch) satter
auf der Straße stehen als bisher. Durch intelligenten Leichtbau ist das Karosserie-Gewicht nach Werksangaben trotz
des Größenzuwachses und einer nochmals optimierten Steifigkeit um bis zu 45 Kilogramm gesunken.
Das Design zeigt sich erwartungsgemäß nur dezent aktualisiert, nichts anderes wäre bei einer Ikone wie dem
911 auch angebracht. Die runden Scheinwerfer und die überwölbten Kotflügel bleiben ebenso erhalten wie die
Seitenlinie und der Tankdeckel vorne links. Auffällig sind die etwas breiteren und seitlich leicht nach unten
gezogenen Einsätze für das Tagfahrlicht in der Frontschürze und die kleineren, aufwändiger gestalteten Heckleuchten,
die zusätzliche Reflektoren in der Heckschürze bedingen. Die nun wieder stehenden Außenspiegel dürfen als Fortschritt gelten.
Die wichtigste Änderung ist die nun weiter oben endende, dafür aber breitere Motorhaube, die der Heckansicht neue
Linien und etwas Unruhe beschert und den Sportwagen durch die über den Leuchten verlaufende Kante insgesamt breiter
wirken lässt. Der Heckspoiler fährt variabel aus und soll durch die größere Fläche den Auftrieb nochmals reduzieren.
Das Carrera-Interieur zeigt sich nochmals komfortabler gestaltet. Wichtigste Änderung ist die an den Panamera angelehnte,
bullige und nach vorne ansteigende Mittelkonsole, an die sich mancher Purist erst gewöhnen wird müssen. Ebenfalls
überarbeitet sind entsprechend das Klimabedienteil, die Multimedia-Systeme und breitere, nach wie vor aber eckige
Lüftungsgitter.
Es bleibt bei einem mittigen Drehzahlmesser, der jetzt ohne Display auskommt, weil eines der fünf Rundinstrumente komplett als
solches ausgelegt ist. Insgesamt sorgen nach wie vor sechs analoge Instrumente für den Informationsfluss von Auto
zu Fahrer. Und natürlich hat sich Porsche nicht getraut, am links angeordneten Zündschlüssel zu rütteln. Dort,
links vom Lenkrad, ist auch der große Hebel für die nun elektrisch bediente Handbremse untergebracht.
Ein Blick auf das Herzstück, die Motoren: Während im 911 Carrera ein um 0,2 auf 3,4 Liter Hubraum verkleinertes
Aggregat zum Einsatz kommt, bedient sich der Carrera S weiter aus 3,8 Litern. Die Leistung steigt von 345 auf 350 PS
bzw. von 385 auf 400 PS. In punkto Verbrauch haben sich beide Varianten noch einmal merklich verbessert. So kommt
der Carrera jetzt mit 8,2 Litern über die Normrunde, der Carrera S mit 8,7. Das entspricht Rückgängen um
1,6/1,5 Liter oder rund 15 Prozent. Diese Werte gelten für Modelle mit dem Doppelkupplungsgetriebe (PDK),
jene für die Handschalter liegen noch nicht vor.
Apropos Handschalter: Porsche setzt hier erstmals in einem Pkw auf sieben Gänge. Dies dient wie auch das
Start-Stopp-System, die Rekuperation und die nunmehr elektromechanische Lenkung der Effizienzsteigerung.
Die PDK-Modelle sind wegen des Segel-Effekts noch etwas sparsamer: Bei Gaswegnahme kuppelt das System aus,
der 911 rollt quasi im Leerlauf. Das dabei erreichte Einsparpotential soll jedenfalls im Normtest höher
sein als die Schubabschaltung, bei der der Verbrauch auf null sinkt, die Roll-Reichweite jedoch geringer ist.
Von der Effizienz zum Fahrspaß: Natürlich ist der neue Porsche 911 schneller als der alte. Diese Spirale
funktioniert nach wie vor. So dauert der Sprint aus dem Stand auf Bundesstraßen-Tempo nur noch 4,6 Sekunden,
mit dem optionalen Sport-Chrono-Paket bestenfalls sogar nur noch 4,6, jeweils ein zehntel besser als bisher.
Beim Carrera S beträgt der Fortschritt sogar jeweils 0,2 Sekunden auf jetzt 4,3 bzw. 4,1 Sekunden (alle Werte
mit PDK). Und die Höchstgeschwindigkeit? Die hat Porsche, wo man sich um ein halbwegs grünes Mäntelchen bemüht,
erst gar nicht kommuniziert.
Der neue Elfer bietet aber nicht nur bessere Längsdynamik, sondern auch in Sachen Querdynamik "höchste Performance
auf einem bisher unerreichten Niveau", wie die Zuffenhausener versichern. Basis dafür sind neben dem verlängerten
Radstand u.a. die breitere Spur vorne und die neue Hinterachse. Zudem stehen weitere, teils optionale aktive Regelsysteme
zur Verfügung, insbesondere die erstmals für den 911 Carrera S verfügbare aktive Wankstabilisierung. Das System reduziert die
Seitenneigung beispielsweise bei Kurvenfahrt, wodurch die Reifen immer optimal zur Fahrbahn stehen und höhere
Seitenkräfte übertragen können. Die möglichen Kurvengeschwindigkeiten steigen, noch schnellere Rundenzeiten auf
Rennstrecken sind möglich.
Erstmals in natura zu sehen ist der neue Porsche 911 auf der IAA im September. Wem die Bilder und Infos reichen, kann bereits
ab dem 1. September seine Bestellung platzieren. Wer in der mutmaßlich wieder rund 50 Seiten starken Preisliste keine
Verlockungen entdeckt oder es schafft, ihnen zu widerstehen, muss dann 88.037 Euro für den Carrera kalkulieren. Für das "S"
verlangt Porsche inklusive besserer Ausstattung zusätzlich exakt 14.399 Euro, das bedeutet insgesamt um etwa drei bzw. vier
Prozent gstiegene Preise.
Porsche wird die neue Baureihe nach dem bewährten Muster sukzessive um neue Varianten erweitern. Allrad- und Cabrio-Modelle
stehen ebenso an wie Targa, Turbo, GT, RS ... und so weiter und so fort. Der alte Elfer ist ein Jungspund, der junge Elfer
ein alter Hase.