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Der neue VW Golf VI |
Volkswagen |
Volkswagens Sechste, die sechste Generation des Golf, übernimmt im Oktober nach nur fünf Jahren das Ruder.
Im Gegensatz zu früheren Neuauflagen handelt es sich dieses Mal nur um eine behutsame Weiterentwicklung auf
der bisherigen Basis. Leiser wird er sein, komfortabler, sicherer und sparsamer – und erstmals nicht größer.
Seit seinem Debüt ist der Golf ein unverwechselbares Auto. Es gehört zu den Geheimnissen seines Erfolges,
dass Volkswagen hier ein "fälschungssicheres" Original schuf. Über fünf Generationen wurde dieses Design
gepflegt, perfektioniert und zum stilistischen Spiegelbild seiner Zeit und der vielzitierten "Generation
Golf".
Experimente in Konzept oder Design waren dieses Mal noch weniger gefragt als bei früheren Generationswechseln.
Evolution statt Revolution lautet also das Motto, und die VW-Kritiker, die "langweilig!" und "spießig!" ausrufen
werden, sind sicher dieses Mal mindestens so zahlreich vertreten wie früher. Dem Erfolg des Autos wird das
ebenfalls wiederum keinen Abbruch tun: Ein Golf soll eben gerade nicht weiter auffallen und polarisieren, sondern
den Geschmack der breiten Masse möglichst gut treffen - ein Volkswagen im klassischen Sinne eben.
Wenn der Golf VI bereits nach nur fünf Jahren anrollt, so hat das im Wesentlichen zwei Gründe: Die Produktionskosten
des Golf V waren zu hoch, und sie ließen sich nicht en passant oder durch ein sowieso Golf-untypisches Facelift
ändern. Der Neue soll eine deutlich höhere Rendite abwerfen, wobei nicht recht klar ist, was am Ende von den
ursprünglich anvisierten acht Prozent tatsächlich wird realisiert werden können.
Der zweite Grund liegt im Produkt selbst: Der Golf V war in der Summe seiner Eigenschaften fraglos der beste
Golf aller Zeiten - und doch musste er sich zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, nicht ganz so perfekt und
mit so viel Detailliebe gemacht zu sein wie der sympathischere, perfektere und schönere Golf IV. Die seltsamen
Rückleuchten und die unmotiviert gezeichneten Scheinwerfer, der optische Knick im Kühlergrill bei schräg-seitlicher
Betrachtung, die zu hohen nicht lackierten Bereiche am hinteren Stoßfänger, die nicht mehr selbst aufrollenden
Halter der Gepäckraumabdeckung und die subjektiv weniger wertig wirkenden Interieur-Materialien stehen beispielhaft
für diesen Eindruck.
Der Golf VI soll das alles besser machen und sich stellenweise durchaus an der vierten Generation orientieren,
wurde kolportiert, und weil das Auto nicht mehr unter Bernd Pischetsrieder, sondern unter dem neuen Boss Martin
Winterkorn entstand, klang das durchaus glaubhaft.