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Neu ab Februar: Golf Plus |
Volkswagen |
Seit rund zwei Jahren geistert er per Fotomontage durch die einschlägigen Magazine, jetzt ist er endlich und ganz
offiziell da - VW zeigt das neue Modell heute erstmals in natura auf der Bologna Motorshow. Die Rede ist vom Golf Plus,
der nicht nur in der Gerüchteküche so hieß, sondern auch in der Realität diesen Namen tragen wird.
Golf Plus also - erstmals stellt VW seinem jahrzehntelangen Bestseller eine zweite, sehr eigenständige Version zur
Seite, und es ist kein Kombi, wenn der nach neueren Planungen wohl doch noch folgen wird. Das Plus beim neuesten
Golf liegt vor allem in der Höhe und der Variabilität des Autos. Gegenüber der bekannten fünften Golf-Generation
haben die Wolfsburger das Auto um deutliche 9,5 Zentimeter in die Höhe wachsen lassen, womit 1,58 Meter erreicht
sind - das liegt näher am Touran (1,635 Meter) als am Ausgangsprodukt. Länge und Breite enstprechen fast exakt dem
bekannten Niveau.
Von der neuen Höhe profitieren dabei aber auch im Falle des Golf Plus großgewachsene Personen kaum - jene Gruppe, die
auch sonst in aller Regel vernachlässigt wird. Wegen einer gleichzeitig um 7,5 Zentimeter erhöhten Sitzposition bleibt
letztlich nämlich nur ein guter Meter an lichter Höhe - rund 1,5 Zentimeter mehr als im normalen Golf. Hinten wächst
die Grundhöhe um 8,5 Zentimeter - und der Kopfraum schrumpft sogar gleichzeitig leicht auf 97,6 Zentimeter.
Der Plus-Golf ist bei alledem in punkto Design schnell als Golf auszumachen, wenn auch fast kein Teil dem bekannten
Schrägheck-Modell entspricht: Bis auf die Außenspiegel, die VW-Logos, die Türgriffe und die Antenne für das optionale
Navigationssystem gibt es Werksangaben zufolge keine identischen Karosserieteile. Sowohl beim Golf als auch Golf Plus
setzt die Motorhaube V-förmig die Linien des Kühlergrills fort. Während dieses "V" beim "Klassiker" jedoch tief
eingebettet zwischen den deutlich nach oben gewölbten Kotflügeln zu finden ist, zeigt der Neue genau umgekehrte
Proportionen: Die V-Modulation ist nach oben konturiert, die Kotflügel dagegen liegen tiefer. An dieser Stelle folgt der
Golf Plus stilistisch wie Touran und Touareg den Anforderungen an ein vergleichsweise hohes Automobil, da die Motorhaube
eine homogene Einheit mit der in diesem Fall höher angesetzten Frontscheibe bilden muss.
Alles in allem haben die VW-Designer hier wie meist auf Wagnisse verzichtet, was durchaus kein Fehler sein muss,
wenn das Auto lange Zeit beliebt bleiben und gute Wiederverkaufswerte bringen soll. Die Scheinwerfer, natürlich
im Klarglas-Look, entsprechen mit ihren drei einzelnen Elementen dem aktuellen Stil quasi der ganzen Fahrzeugklasse,
wobei der jetzt von unten wieder nach innen gewanderte Blinker unter Sicherheitsaspekten nicht die perfekte Lösung
darstellen mag. Die Seitenansicht wird dominiert von der gewachsenen Außenhöhe und einem bei diesen Karosserieformen
meist unvermeidlichen Dreiecksfenster vorne. Das Dach fällt nach hinten stark ab - und man wundert sich, dass VW dies
nicht als "coupéhafte" Silhouette anpreist, wie das sonst in aller Regel PR-Gepflogenheiten entspricht. Ein Glasdach wie etwa beim mehr oder wenigen einzigen echten Konkurrenten, dem Peugeot 307 SW, offeriert VW nicht.
Deutlich neu gestaltet wurde der Heckbereich des Golf Plus. Die nach innen hin trapezförmigen Rückleuchten und die große
Heckscheibe reichen bis in die C-Säulen hinein. Die Rückleuchten selbst sind wie auch beim normalen Golf geteilt,
aber deutlich anders gezeichnet, wozu die lobenswerte Umstellung auf LED-Technik, bisher noch kaum verbreitet bei
Kompaktautos, die Voraussetzungen schafft. Die jeweils äußeren, festen Teile leuchten kreisrund in LED-Manier - also
Rück- und Bremslicht und auch die Blinker. Nachteil: Rück- und Bremslicht sind nicht getrennt, wie man das von den
ersten vier Golf-Generationen kannte und wie es als die bessere Lösung gelten darf. Die beiden inneren Teile der
Leuchten basieren auf konventionellen Glühbirnen - und leider hat VW auch von der Peinlichkeit einer nur singulär
vorhandenen Rückfahrleuchte nicht Abstand genommen. Die dritte Bremsleuchte sitzt in einem dezenten, in Wagenfarbe
lackierten Dachkantenspoiler, über den alle Versionen verfügen. Zusätzlich gibt es Rückstrahler tief unten in der
Heckschürze, was vermutlich durch entsprechende gesetzliche Höhenvorgaben bedingt ist.
Im übrigen sieht das Auge weitgehend VW, genauer Golf: Seitliche Schutzleisten in Wagenfarbe gibt es noch, dazu die
Spiegelblinker und Bügeltürgriffe, eine vernünftige Scheibenwischer-Geometrie und, wohl aufpreispflichtig, separate
Nebelscheinwerfer.
Von außen nach innen, wo nicht nur das Design verändert wurde: Vielmehr haben sich die VW-Mannen auch um die
Variabilität gekümmert, wie man sie beim normalen Golf vermisst hat. Je nach Stellung der Rücksitze lässt sich das
Kofferraumvolumen zwischen minimal 395 Litern und maximal 505 Litern variieren. Werden die Rücksitzlehnen komplett
umgeklappt, stehen bis zu 1.450 Liter Stauvolumen zur Verfügung (Golf: 350 bis 1.305 Liter, Touran 5-Sitzer: 695 bis
1.989 Liter). Der Kofferraumboden kann in zwei Höhen angebracht werden, wobei bei Fixierung in der oberen Stufe darunter
ein zweites Fach entsteht - ganz so, wie man es von der neuen Mercedes A-Klasse kennt. Natürlich ist der Boden auch
komplett herausnehmbar. Die Ladekante ist 62,4 Zentimeter hoch (Golf: 68,0, Touran: 58,0 Zentimeter), die schmalste
Durchladebreite beträgt knapp 1,01 Meter, die größte Durchladehöhe 84,2 Zentimeter. Die erwähnten großgewachsenen
Personen werden sich über die Heckklappe denn auch mehr freuen als über die Kopffreiheit innen - stattliche 2,08 Meter
Stehhöhe dürften immer reichen, andererseits in manchen Garagen ganz neue Probleme entstehen lassen.
Außerdem verbaut VW eine um 16 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbare Rücksitzanlage mit einer neuen Faltkinematik:
Sobald die Lehnen der asymmetrisch verstell- und teilbaren Bank umgeklappt werden, senkt die Kinematik automatisch die
Sitzflächen ab; fertig ist in Verbindung mit dem variablen Ladeboden eine - nahezu - ebene Ladefläche. Last, but not least:
Wer den mittleren Sitzplatz nicht, dafür aber zusätzlichen Stauraum benötigt, kann die Lehne als Skidurchreiche
herunterklappen. Gleichzeitig entsteht so ein Tisch mit Getränkehalter. Der wird durch ein Steckmodul auf Wunsch zur
Mittelarmlehne. In der dritten Variation avanciert die Lehne ebenfalls via Steckmodul zu einer großen Multifunktionsbox.
Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich für den Transport besonders langer Gegenstände nach vorne klappen (Extra).
Dazu kommen je nach Ausstattungslinie bis zu 43 Ablage- und Befestigungsmöglichkeiten - nochmals vier mehr als im
dieser Beziehung sicher nicht spärlichen Touran.