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Kippgefahr? |
ADAC |
Renault Kangoo im ADAC-Test |
Die Bilder ähneln sich: Im Sommer 2005 überschlug sich ein Dacia Logan im ADAC-Test, gut drei
Jahre später entkommt der neue Renault Kangoo dem gleichen Schicksal nur knapp. Die Details
bleiben auch dieses Mal unklar.
Die Problematik entpuppte sich im "ADAC-Ausweichtest", der für eine aktuelle Gegenüberstellung
auch mit dem VW Caddy und dem Citroën Berlingo gefahren wurde, wo keine Probleme auftraten.
Bei dem Procedere wird nach ADAC-Angaben geprüft, wie sich Fahrzeuge verhalten, wenn der Fahrer
plötzlich ausweichen muss. Der standardisierte Test werde von den meisten Autos mit ESP ohne
größere Probleme bewältigt. Beim Renault indessen seien die Fahrwerksreserven aufgebraucht gewesen.
Obwohl der Kangoo (Testfahrzeug: 1,6-Liter-Benziner) mit dem aufpreispflichtigen Stabilitätsprogramm
ESP ausgestattet war, ergab sich eine Kippgefahr. Das ESP konnte den Wagen beim Gegenlenken nicht
ausreichend stabilisieren. Nur durch blitzschnelle Lenkkorrekturen vermied der Testfahrer den seitlichen
"Purzelbaum". Mit Dachlast - der Hersteller erlaubt satte 100 Kilogramm - oder ohne ESP könnte sich die
Kipptendenz noch stärker auswirken.
Doch was hat der ADAC tatsächlich getestet? Bei dem Autobauer heißt es, der Kangoo habe einen Ausweichtest
bei 90 km/h "erfolgreich bestanden". Reinhard Zirpel, Vorstand Kommunikation bei Renault Deutschland, sagte
gegenüber Autokiste, die Kippgefahr entstehe nur bei einem Verreißen des Lenkrades bei gleicher Geschwindigkeit.
Es handele sich um einen extremen, nicht genormten Test. Die Unbekannten dabei seien Lenkgeschwindigkeit
und der Zeitpunkt des Gegenlenkens.
Renault will nach Zirpels Worten im Kundeninteresse dennoch eine neue ESP-Abstimmung entwickeln und in die
Serie übernehmen. Allen Kunden, egal ob sie bereits einen Kangoo erworben haben oder dies noch beabsichtigen,
werde dieses Software-Update sobald wie möglich im Rahmen der Garantie bei der nächsten Inspektion angeboten
werden.
Der ADAC beantwortete Fragen nach der Testgeschwindigkeit nicht. Reinhard Kolke, Leiter Test & Technik beim
ADAC, sagt in einem online bereitgestellten Video, der Club teste realitätsnah. Man simuliere das plötzliche
Auftauchen eines Wildschweins, reiße das Lenkrad nach links und fahre anschließend sofort wieder nach rechts.
Renault habe mit den angekündigten Maßnahmen "vorbildlich reagiert".
Im Sommer 2005 hatte sich der damals noch recht neue Dacia Logan aus dem Hause Renault bei einem ADAC-Test
überschlagen. In der Folge waren Zweifel an dem Procedere im Allgemeinen und der Informationspolitik des
Clubs im Besonderen laut geworden. Mehr dazu unter dem nachfolgenden Link.
Nachtrag, 23.09.: Der ADAC weist darauf hin, dass die Testgeschwindigkeit von 90 km/h ebenfalls im Video
zu sehen war. Dies ist zutreffend, wir haben es im wahrsten Sinne des Wortes übersehen.