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Show-Car: Mercedes ConceptFASCINATION |
Daimler |
Auf dem Pariser Salon im Oktober rollt Mercedes mit dem ConceptFASCINATION einen Shooting Brake in den
Mittelpunkt. Es handelt sich aber weder um einen Ausblick auf den CLK-Nachfolger noch auf ein künftiges
T-Modell, sondern um ein reines Showcar, das auf die Front der neuen E-Klasse einstimmen soll.
Auf der Straße gibt es Autos von der Gattung eines Shooting Brake - also einer Mischung aus Kombi und Coupé - kaum.
BMW Z3/Z4 Coupé und Volvo C30 sind die wesentlichen Serien-Vertreter dieses Genres. Für Designer stellen die
zweitürigen Steilheck-Coupés aber immer wieder eine beliebte Fingerübung dar, garantieren sie doch ein
überdurchschnittliches Maß an Aufmerksamkeit.
Nun also Mercedes. Entstanden ist ein stattliches wirkendes Auto mit ungewohnten Proportionen. Kennzeichen sind
das lange seitliche Fensterband, das mit rahmenlosen und komplett versenkbaren Scheiben ohne optische Unterbrechung
durch eine B-Säule von vorn bis hinten einen geschlossenen Bogen zieht. Ebenfalls von vorne bis hinten spannt sich
eine mittige Pfeilung, ein Stilmittel, das man in Ansätzen schon vom Kühlergrill der aktuellen E-Klasse kennt, aber
auch - vor allem mit Opel assoziiert werden dürfte.
Kraftvoll modelliert sind die Radhäuser. Vor allem die hinteren Kotflügel setzen auf einen auffälligen "Hüftschwung"
und zitieren damit ein klassisches Design-Element von Mercedes aus früheren Zeiten. Die Türöffner - Knopfdruck
genügt - reichen optisch über die Türen nach hinten in die Flanken.
Die Front ist ebenso markant wie selbstbewusst geraten. Es bleibt bei einem "Vier-Augen-Gesicht", das jetzt aber
nicht mehr mit ovalen, sondern mit eckigeren Scheinwerfern umgesetzt wird. Dieser ähnlich von Lexus bekannte Look,
das ist schon lange klar, wird in nur leicht abgewandelter Form auch die Serienversion der neuen E-Klasse prägen.
Ob diese auch ausschließlich den "großen" Kühlergrill mit zentralem Stern tragen wird, bleibt abzuwarten - eine
solche Entscheidung würde wohl die Mehrheit der Kunden goutieren, andererseits aber auch ein jahrzehntelang
bewährtes Markendesign endgültig aufgeben.
In den Scheinwerfern der Studie steckt LED-Technik, die aber noch nicht serienreif ist. Überhaupt hat sich
Mercedes hier - im Gegensatz zu den Serienautos - überdurchschnittlich aufwändig um die Lichttechnik gekümmert:
Eine feine Chromzierleiste umfasst im unteren Bereich das gesamte Fahrzeug; vorn sind darin Nebelleuchten
in LED-Technik eingelassen. Auch die Rückleuchten setzen auf Leuchtdioden, wie dies demnächst auch in der
S-Klasse eingeführt wird.
Auch im Innenraum durften sich die Designer ohne Rücksicht auf ein Lastenheft ausleben. Davon zeugen unter anderem
der opulente Umgang mit schwerem, dunklen Sattelleder auf Mittelkonsole, der ebenfalls mittig gepfeilten
Instrumententafel und den Armauflagen in den Türen, das einen Kontrast mit dem übrigen, hellen Leder bildet. Dazu
kommt viel Aluminium, Zierleisten aus amerikanischem Nussbaum und ein hochfloriger Teppich. Bestuhlt ist das Auto
natürlich mit vier Einzelsitzen; ein großes Glasdach sorgt für eine helle Atmosphäre.
Der Kofferraum verfügt über zwei aufklappbare Fächer im hölzernen Boden, in denen Ferngläser und eine
Digitalkamera auf ihren Einsatz warten. Die Mitte des Laderaums nimmt ein Hubtisch aus Rauchglas ein, der auf
Knopfdruck nach oben aus dem Ladeboden fährt und darunter ein Fach freigibt, in dem ein Humidor untergebracht
ist. Außerdem lässt sich der Tisch nach hinten ziehen, damit er bequemer von außen zu erreichen ist. Dann
steht auch ein Kühlfach zur Verfügung.
Den Antrieb übernimmt der neue Vierzylinder-Diesel in der vorläufigen Top-Version mit 204 PS, hier mit
BlueTEC-Technik für besonders wenig Emissionen. 7,2 Liter Verbrauch sind aber viel, jedenfalls im Vergleich
zur genauso motorisierten, gerade erst vorgestellten C-Klasse, die mit zwei Litern weniger auskommt.
Serienchancen? Gleich null. Wenn das Concept seine mögliche Faszination auf dem Pariser Salon versprüht und
die allgemeine Einstimmung auf die Front der neuen E-Klasse erledigt hat, verschwindet es in den Katakomben
des Autobauers. Mercedes-Fans wissen: Nur Studien, die die Marke als "Vision" bezeichnet, sind echte Vorboten.