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Ab Herbst: Renault Clio Renault Sport |
Renault Nissan |
Der Clio V6 ist Geschichte, doch einen neuen sportlichen Clio hatte Renault bereits auf der IAA 2005 als seriennahe
Studie präsentiert. Im September kommt nun leicht verspätet die "studiennahe Serie" zu den Händlern. Der neue Clio
Renault Sport ist der schnellste Kleinwagen am Markt. Und der teuerste.
Das war eher ungewöhnlich: Als der "Créateur d'Automobiles" im letzten Herbst die Clio RS-Studie in Frankfurt
präsentierte, war man um ausufernde Erklärungen zum neuen Flitzer wie üblich nicht verlegen, blieb jedoch in
punkto Motorisierung ungewöhnlich wortkarg.
Nun ist klar: Die Maschine wuchtet 197 PS auf die Kurbelwelle; das Drehmoment-Maximum beträgt 215 Newtonmeter bei
5.550 Touren. Dabei verzichtet Renault auf Kompressoren oder Turbolader, sondern setzt stattdessen auf den
vergleichsweise großen Hubraum von zwei Litern, eine erhöhte Verdichtung von 11,5:1 sowie das auch in anderen
Klassen und bei anderen Herstellern derzeit beliebte Hochdrehzahlkonzept: Die maximale Leistung liegt erst bei
7.250 Umdrehungen an.
In Verbindung mit dem serienmäßigen Sechsganggetriebe verspricht das Datenblatt einen Wert von nur 6,9 Sekunden für
den klassischen Spurt auf Tempo 100 und eine weniger respektable Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h. Den Verbrauch
beziffert Renault auf 8,9 Liter im Mittel.
Hohen Aufwand haben die Renault-Ingenieure beim Fahrwerk betrieben: Hier ist es nicht mit härterer Abstimmung und
breiteren Reifen getan - die gibt es natürlich auch -, vielmehr verfügt der Clio RS auch über einen verlängerten
Radstand für bessere Fahrstabilität und einen stabileren Geradeauslauf, ferner über eine breitere Spur vorne und
hinten, neue Vorderradaufhängungen, eine verstärkte Hinterachse und eine großdimensionierte Bremsanlage mit vorderen
Bremssätteln vom italienischen Spezialisten Brembo. Sowohl die Vorderradaufhängung in weiten Teilen als auch die Bremse
stammt dabei aus dem größeren Mégane RS.
Besonders stolz ist Renault nach wie vor auf den Diffusor am Heck - einerseits, weil er nicht wie so oft als
optische Attrappe, sondern als Bauteil mit tatsächlicher Funktion ausgeführt ist, und andererseits, weil man
damit so schön den Bogen zum Technologietransfer aus der Formel 1 spannen kann, was die Franzosen wegen des
dortigen Erfolgs derzeit natürlich besonders gerne tun. Auch die Entlüftungsöffnungen in den vorderen Kotflügeln
sind "echt" und im weiteren Sinne den Motorsport-Erfahrungen entlehnt.
Das Design des kleinen Fronttrieblers entspricht im Wesentlichen jenem der Studie. Die Unterschiede beschränken sich
auf modifizierte und 17 statt 18 Zoll große Räder, die Gestaltung des Diffusors in schwarz statt silber und normale
Außenspiegel. Stärker sind die Unterschiede im Interieur, wo der Rotstift stärker regierte bzw. sich die Designer bei
der Studie grenzenloser austoben durften: Das Serienauto verzichtet etwa auf vier Schalen-Einzelsitze, Glasdach,
abgeflachtes Lenkrad, weiß hinterlegte Instrumente und vor allem auf die futuristische Mittelkonsole mit den
integrierten Gurtschlössern.
Stattdessen gibt es das bekannte Großserien-Ambiente mit den üblichen "Sport"-Zutaten wie Alupedalerie mit
Gumminoppen, Sportsitzen vorne, speziellen Applikationen, modifiziertem Lenkrad mit perforiertem Lederbezug und
eine Gangwechsel-Anzeige im Drehzahlmesser.
Natürlich hat das alles seinen Preis, der für einen Kleinwagen schon in Mark hoch klingen würde, aber selbstredend
in Euro gemeint ist: 21.900 Euro sind für den nur dreitürig erhältlichen Clio RS mindestens auf Händlers Tisch zu
blättern. Andererseits ist der Aufpreis von 3.350 Euro gegenüber dem stärksten "Normal-Clio" mit 112 PS als
"Initiale" sicher als angemessen zu bezeichnen. Oder: Bei Renault kostet das PS gut 111 Euro, Käufer eines VW Polo
GTI mit 150 PS zahlen jeweils rund 17 mehr - und fahren doch hinterher, wie in allen anderen Kleinwagen auch.