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IAA-Studie: Renault-SUV Egeus |
Renault |
Geländewagen, neudeutsch SUVs, sind nach wie vor schwer in Mode, doch nicht jeder Hersteller hat welche
im Portfolio. Wie sich das künftig ändern könnte, zeigt etwa Renault auf der IAA mit einer Studie.
Das Egeus genannte Einzelstück nimmt dabei die Designlinie der früheren Renault-Concept Cars "Wind" und "Fluence"
auf, wobei letzteres hier nicht ganz korrekt durchaus mit fließend übersetzt werden kann: Die Formgebung ist
für ein Auto dieser Machart harmonisch und zurückhaltend, nicht ganz so dominant wie bei anderen SUVs, dabei aber
durchaus prägnant.
Kennzeichen sind eine geschwungene Motorhaube, gefolgt von einer gebogenen Frontscheibe und einer nach hinten deutlich
abfallenden Dachpartie und eine Marken-typisch fast senkrecht stehende C-Säule. Dazu kommt eine geschwungene Sicke in
den Seitenflächen, unkonventionell gezeichnete Schweller in Kontrastfarbe, Lufteinlässe unterhalb der Scheinwerfer, die
einen klassischen Kühlergrill ersetzen, und weit innen positionierte Nebelleuchten.
Die Türgriffe sind bündig in die Karosserie-Außenhaut integriert. Nähert sich ihnen eine Hand, lässt ein optischer
Sensor den Griff einige Zentimeter herausfahren. Keine Besonderheit mehr, aber durchaus angenehm ist das Glasdach
des Egeus, bestehend aus zwei Segmenten und einem Mittelsteg.
Das Heck ist geprägt von einer großen, sehr flachen Heckscheibe, einer sehr breiten dritten Bremsleuchte und
Rückleuchten, deren Form wohl am besten mit einem Bumerang beschrieben werden kann. Die zweigeteilte Heckklappe kann
entweder in klassischer Manier ganz geöffnet werden oder aber nur das Unterteil - eine ähnliche Lösung wie beim
Renault Modus. Im Falle des Egeus geht das mit elektrischer Unterstützung, wobei dann ein Ladeschlitten ausfährt,
der einerseits das leichte Einladen großer oder sperriger Objekte erleichtert und andererseits dank seiner
elektrischen Höhenverstellung auch als Kofferraum-Einteilung dienen kann.
Dazu hat der "Créateur d'Automobiles" dem Egeus Studien-typisch sehr große Räder (22 Zoll) spendiert, auf denen
spezielle Michelin-Reifen mit Notlaufeigenschaften, vor allem aber mit unterschiedlichem Profil an beiden Achsen
montiert sind. Ziel ist insoweit eine Verbrauchs- und damit CO2-Reduktion ebenso wie eine Minimierung der Rollgeräusche,
eine bessere Nässehaftung und mehr Grip in den Kurven durch massivere Reifenschultern hinten.
Eine weitere Besonderheit kommt an den Scheinwerfern zum Einsatz: Hier gibt es Tagfahrlicht, das mit den
Blinkleuchten zusammengefasst ist und von verschiedenfarbigen Leuchtdioden erzeugt wird. Wie bereits beim "Fluence"
passt eine elektronische Regelung Stärke und Verteilung der LED-Leuchtleistung an die jeweiligen Fahrbedingungen an,
womit auch Kurvenlicht erzeugt wird.
Für das Interieur verspricht Renault viel Platz, wozu auch die vier Einzelsitze beitragen, die in zweifarbigem
Leder bezogen sind und sich im Hinblick auf einen einfachen Ein- und Ausstieg nach außen drehen und um sieben
Zentimeter absenken lassen. Im Fond wird auf die Senkfunktion verzichtet, dank der hinten angeschlagenen Türen und
der fehlenden B-Säule ist aber auch hier alles gut zugänglich.
Die Passagiere blicken auf eine mit blauem Leder bezogene Mittelkonsole, die drei große Ablagefächer enthält und
einen Drehregler für das Automatikgetriebe, das beim Egeus Mercedes-like über sieben Fahrstufen verfügt. Darüber
sitzt ein Monitor mit den üblichen (Navi-)Funktionen. Das Armaturenbrett, Rochen-förmig gestaltet und so zusammen
mit dem Blau nach dem Willen seiner Väter "maritimes Flair" versprühend, beherbergt einen Tacho, der sowohl analog
als auch digital das Tempo anzeigt und in seiner Mitte aus GPS-Daten eine Geschwindigkeit empfiehlt, bei deren
Überschreitung Leuchtdioden den Fahrer darauf hinweisen.
Im Offroad-Modus gibt es hier auch spezielle Gelände-Anzeigen wie etwa in Bezug auf die Fahrzeugneigung und einen
drohenden Überschlag. Die weiteren Bedienelemente gehorchen auf leichten Fingerdruck.
Bei alledem ist die Studie ein echter Offroader mit Allradantrieb, der seine Kraft vollautomatisch und variabel zwischen
0 und 100 Prozent an die vier Räder überträgt. Für Vortrieb sorgt ein längs installierter Dreiliter-Diesel mit 250 PS
und Rußfilter.
Serienchancen? Nichts Genaus weiß man nicht. "Der Egeus verkörpert Renaults Vision eines Oberklasse-SUV", heißt es
dazu vielsagend. Dass der französische Autobauer aber früher oder später, mutmaßlich zusammen mit der Allianzschwester
Nissan, ein reelles SUV braucht und bringt, steht außer Frage, genauso wie der Mut von Renault zu unkonventionellem Design.
Kurzum: Man denke sich kleinere Räder, konventionelle Türen nebst B-Säule und den Rotstift des Controllings, und
gedulde sich.