Dritte Van-Generation wird größer, schöner, innovativer / Zafira B bleibt im Angebot
Opel
Dritte Generation:
Opel Zafira Tourer
Opel eröffnet den Neuheiten-Reigen der IAA mit der Vorstellung des neuen Zafira Tourer. Die dritte Generation des Vans
wird merklich größer, deutlich schöner und – mehr als erwartet – innovativer. Verkaufsstart ist im Herbst mit zunächst
fünf Motoren.
Opel Zafira, das war 1999 eine - kleine - Sensation, denn das Auto war für Opel-Verhältnisse chic anzusehen und obendrein
wegen seines sogenannten Flex7-Sitzsystems innovativ. Erstmals konnten die beiden Sitze in Reihe 3 flach in den Kofferraumboden
geklappt werden, anstatt sie mühevoll und unpraktisch ausbauen zu müssen. Das kannte man seinerzeit nur vom T-Modell der
Mercedes E-Klasse, nicht aber von einem Van. Opel hatte sich Entwicklungshilfe bei Porsche geholt, die sich auszahlte.
Zwölf Jahre und 2,2 Millionen Exemplare später steht nun die dritte Generation des Opel Zafira vor dem Start. Sie trägt, dazu
später mehr, den Beinamen Tourer. Dieser weist unter anderem auf die Positionierung hin: Der neue Zafira will nicht länger nur
praktisch sein, sondern auch begehrenswert in punkto Design und Wohlfühlfaktor. Opel hat sich insoweit erkennbar Mühe gegeben.
Wesentlich verfeinertes Design
So zeigt der Zafira erwartungsgemäß das an einen Bumerang erinnernde Frontdesign, das auch der kommende Ampera, nicht
aber der Facelift-Insignia tragen wird. Auf den ersten Bildern der Serienversion wirkt dieser Look durchaus markant, aber
weniger verspielt und peinlich als erwartet. Im übrigen erscheint der Auftritt ebenso selbstbewusst wie schlüssig - und das nicht
nur im Vergleich mit dem Zafira B, der zeitlebens arg bieder und lustlos wirkte.
Es bleibt bei der markentypischen Bügelfalte auf der Motorhaube, die nun seitlich herumgezogen ist, so dass ihr Abschluss
auf einer Höhe mit der unteren seitlichen Fensterlinie liegt. Der untere Lufteinlass ist endlich anders herum ausgeführt als
der Kühlergrill, womit er auch deutlich breiter werden konnte. Das vordere Dreiecksfenster ist ebenfalls mächtig gewachsen
und dürfte die Rundumsicht positiv beeinflussen. Auffällige Merkmale sind zudem die nun stehenden Außenspiegel mit
zweifarbigem Gehäuse. Sie tragen noch immer keine integrierten Blinker, aber immerhin sitzen die Seitenblinker nun auf Höhe
der Türgriffe.
Die Seitenansicht zeigt im übrigen die ebenfalls schon fast markentypische Sichelgrafik - sie verläuft hier anders herum
als beim Insignia respektive ähnlich wie beim Astra, also nach hinten ansteigend. Eine weitere Sicke auf Höhe der Türgriffe
teilt die Flächen. Sie ist wie auch die Sichel angenehm unaufdringlich ausgeführt. Das dritte Seitenfenster läuft nun wie
bei den aktuellen VW-Vans nach schräg oben aus, also genau anders als beim Zafira B. Nicht mehr sichtbar sind die Türausschnitte
im Dach. Die Fenstereinfassung in Chrom ist markanter als bisher ausgeführt und reicht bis zum obersten hinteren Punkt; die
obere Linie bleibt chromfrei.
Eine Überraschung ist die optionale Panorama-Windschutzscheibe. Opel-Fans kennen sie vom ausgelaufenen Astra GTC, wo sie
mit Verspätung startete und kaum je in natura zu sehen war. Offensichtlich haben die Rüsselsheimer die Probleme der großen,
stark gebogenen Scheibe nunmehr im Griff - und sich damit ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse und fast auf dem
gesamten Markt geschaffen. An die Panorama-Scheibe schließt sich ein Glasdach an, das bis fast ins Heck reicht.
Apropos Heck: Hier gibt es nun geteilte, liegende Heckleuchten, die auf Wunsch auch in LED-Technik strahlen. Die nun weiter oben,
nämlich am unteren Abschluss der Heckscheibe positionierte horizontale Chromleiste reicht bis in die Leuchteinheiten hinein. Weitere
Merkmale sind die deutlich größere Heckschürze mit fließenderen Formen und zusätzlichen Rückstrahlern, der schöner
ausgearbeitete Dachkantenspoiler mit breiterer Bremsleuchte, die Fortsetzung der Bügelfalte auch in der Schürze unterhalb
der Heckklappe und sechs statt vier Parksensoren. Etwas unschön wirken die großflächigen seitlichen Verdunklungen der Heckscheibe.
Deutlich gewachsene Karosserie
Die um satte 19 Zentimeter auf 4,66 Meter gewachsene Karosserie kommt den Proportionen naturgemäß ebenfalls zugute, obwohl der
Radstand dem Wachstum nur um 5,7 Zentimeter auf 2,76 Meter folgt. Angaben zu Höhe und Breite macht Opel noch nicht, aber die
um 9,6 (vorne) bzw. 7,8 cm hinten gewachsene Spurbreite geben einen Anhaltspunkt. Während die Vorderachse vom Insignia
stammt, arbeitet hinten die aus dem Astra bekannte Verbundlenkerhinterachse mit Wattgestänge - eine einfache Lösung, die auf
eine Einzelradaufhängung verzichtet, dafür aber Platz schafft für den erstmals auch im Zafira angebotenen Fahrradträger FlexFix,
der sich wie eine Schublade aus dem Fahrzeugheck ziehen lässt. Die Achse legt nahe, dass Allradantrieb nicht geplant ist.
Optimiertes Sitzsystem in Reihe 2
Apropos Flex: Flexibilität soll eine Stärke des Opel Zafira sein - nach wie vor und mehr denn je. So haben die Ingenieure
das Flex7-Sitzsystem weiterentwickelt. Während sich die dritte Reihe weiterhin komplett im Boden des Kofferraums versenken
lässt, finden sich in der zweiten Reihe statt einer asymmetrisch umklappbaren Sitzreihe fortan serienmäßig drei separate
Einzelsitze, die sich einerseits flach umlegen und andererseits bei Benutzung unabhängig voneinander um 21 Zentimeter
in Längsrichtung verschieben lassen.
Optional offeriert Opel auch ein sogenanntes "Lounge"-Sitzsystem. Dank eines raffinierten Klapp- und Drehmechanismus' bildet
hier die Rückenlehne des mittleren Sitzes Armlehnen für die Passagiere auf den beiden äußeren Plätzen, die um fünf
Zentimeter in Richtung Fahrzeugmitte gleiten. Der Längs-Verstellbereich beträgt dann großzügige 28 Zentimeter.
Mäßiger Kofferraum-Zuwachs
Der Gepäckraum wächst ebenfalls, allerdings längst nicht so stark wie die zusätzlichen 20 Zentimeter Karosserielänge vermuten
lassen. Maximale Raumnutzung steht bei Opel - siehe auch Astra und Insignia - derzeit nicht auf der Agenda. Der Kofferraum des Zafira
Tourer fasst bei Nutzung als Fünfsitzer 710 statt bisher 645 Liter, bei Nutzung als Zweisitzer sind es maximal 1.860 statt 1.820;
Siebensitzer-Werte liegen noch nicht vor.
Pfiffig ist die sogenannte FlexConsole, eine Weiterentwicklung der aus dem Meriva bekannten FlexRail-Mittelkonsole. Die Armlehne
inklusive geräumiger Ablagebox sowie der Getränkehalter gleiten auf Aluminiumschienen in die jeweils gewünschte Position und
ermöglichen so die flexible Nutzung des Stauraums zwischen den Vordersitzen.
Fünf Motoren zum Start
Wer sich für den Zafira Tourer entscheidet, hat zunächst die Wahl aus fünf Motoren respektive Leistungsstufen: Der Zweiliter-Diesel
ist mit 110, 130 und 165 PS zu haben, der 1,4-Liter-Turbo-Benziner mit 120 und 140 PS. Ein Start-Stopp-System ist jeweils Standard,
und nicht nur deswegen dürften die Verbrauchswerte merklich unter denen des bekannten Zafira liegen; konkrete Angaben bleibt Opel
aber vorerst schuldig. Die beiden schwächsten Motoren müssen mit Fünfganggetriebe auskommen und sind im Gegensatz zu den restlichen
Varianten nicht mit Automatik kombinierbar, wobei Automatik bei Opel nach wie vor eine konventionelle Automatik und kein
Doppelkupplungsgetriebe bedeutet.
Ein besonders sparsames ecoFLEX-Modell wird zeitnah folgen, später auch Erdgas- und Autogas-Varianten. Außerdem kündigt Opel für
den Zafira Tourer bereits "weitere Triebwerke am oberen Ende der Leistungsskala" an, "inklusive einer völlig neuen Generation von
Hightech-Benzinern".
Assistenzsysteme im Rudel
Stehen im aktuellen Zafira keinerlei Assistenzsysteme ur Verfügung, so wird es im Zafira Tourer gleich mehrere geben. Die
Ankündigung wimmelt nur so vor coolen englischen Abkürzungen, die man teilweise noch nie gehört hat. So bietet Opel erstmals
eine radargesteuerte adaptive Geschwindigkeitsregelung (Adaptive Cruise Control, ACC) an. Wird der festgelegte Sicherheitsabstand
unterschritten, verringert das System automatisch die Geschwindigkeit oder führt im Extremfall eine Bremsung durch, um einen
Auffahrunfall zu verhindern (Collision Mitigating Braking, CMB).
Außerdem hat die zweite Generation der Frontkamera Premiere. Neben der gewohnten Warnung bei unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur
soll sie eine verbesserte Verkehrsschildererkennung bieten, integriert einen Abstandswarner (Following Distance Indication, FDI),
der den Fahrer visuell über die Distanz zum vorausfahrenden Fahrzeug informiert, einen Kollisionswarner (Forward Collision Alert,
FCA) und bei Fahrzeugen mit Bi-Xenon-Licht eine automatische Fernlichtsteuerung (Intelligent Light Ranging, ILR).
Neu im Opel-Angebot ist außerdem ein Toter-Winkel-Assistent (Side Blind Spot Alert, SBSA), neu für den Zafira eine Rückfahrkamera.
Im übrigen angekündigt ist ein weiterentwickelter Einparkassistent (Advanced Park Assist, APA), von dem nicht recht klar wird,
ob es sich um ein halbautomatisches System wie etwa bei VW oder nur um eine Parkführung handelt. Wie bei anderen Modellen kann
die adaptive Chassiskontrolle FlexRide bestellt werden.
Zafira B bleibt im Angebot
Und warum nun heißt der Zafira künftig Zafira Tourer? Die Antwort ist simpel: Der alte Zafira B bleibt vorläufig im Angebot.
Anstatt diesen mit einem Zusatz wie "Classic" zu bedenken, haben die Marketingleute dem Neuen das zusätzliche Schildchen
mitgegeben. Mit diesem von anderen Herstellern bekannten Trick kann Opel auf die bei Renault, Citroën oder Ford üblichen zwei
Karosserielängen verzichten - und macht auch jenen ein Angebot, denen ein niedriger Preis wichtiger ist als all der Fortschritt
des neuen Modells. Den den vermag man nach dem ersten Eindruck zweifellos zu erkennen.