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Freitag, 29. März 2024
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Die Hitliste der Langfinger / Alle Zahlen und Tendenzen

Auto-Diebstahl-Statistik 2009: Erster Anstieg seit der Wende

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"Langfingers' Liebling": Toyota
Lexus RX400
Erstmals seit 16 Jahren sind 2009 die Diebstähle bei Kraftfahrzeugen wieder angestiegen. Auch der Titel "Langfingers' Liebling" hat einen neuen Besitzer gefunden, der möglicherweise einen Trend vorwegnimmt. Das Klaurisiko variiert stark je nach Marke und Bundesland. Alle Zahlen und Tendenzen. Bis alle Zahlen ausgewertet waren, hat es auch dieses Mal wieder bis in den Herbst gedauert. Nun aber haben die deutschen Versicherer über ihren Gesamtverband (GDV) in Berlin das Zahlenwerk gesichtet, sortiert und veröffentlicht.

Sie haben dabei nichts zu feiern, sind doch die Zahlen erstmals seit den Wende-bedingten Umbrüchen wieder angestiegen. Insgesamt wurden 37.964 Kraftfahrzeuge entwendet, darunter 18.215 Pkw. Insgesamt bedeutet dies nur einen Zuwachs um 0,9 Prozent, die Pkw kommen aber alleine betrachtet auf um 12,9 Prozent deutlich gestiegene Zahlen.

"Der Anstieg ist ärgerlich, nach 16 Jahren deutlichen Rückgangs bei den Autodiebstählen und Fortschritten in der Kfz-Diebstahlbekämpfung aber nicht dramatisch", kommentiert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg von Fürstenwerth die jüngsten Auswertungen. In der Tat: Anfang der 90er-Jahre fielen knapp sechs mal so viele Pkw den Dieben zum Opfer wie heute. In den vergangenen Jahren waren die gemeldeten Diebstähle in der Kaskoversicherung noch um 2,2 (2008), 13 (2007) oder mehr als 20 Prozent (2006) zurückgegangen.

Parallel zu den steigenden Diebstahlszahlen ist auch die Entschädigungssumme für gestohlene Kfz gestiegen, und zwar deutlich: Insgesamt zahlten die Versicherer 2009 für gestohlene Pkw 219 Millionen Euro, eine Zunahme von fast einem Viertel. Dazu beigetragen hat auch ein Anstieg bei der durchschnittlichen Entschädigung pro Fahrzeug, die mit rund 12.000 Euro um mehr als zehn Prozent über Vorjahresniveau lag. Die "Klaurate" pro 1.000 kaskoversicherter Fahrzeuge liegt wie im Vorjahr bei 0,5. Jeder 2.000 (versicherte) Pkw wurde gestohlen. Wenn man dies - statistisch nicht ganz sauber - auf den Fahrzeugbestand von rund 41,7 Mio. Pkw bezieht, ging etwa jedes 2.300. Auto "fremd".

Auch in der "Hitliste" der Pkw-Modelle gab es etliche Umwälzungen. Erstmals trägt der bisher insoweit nicht in Erscheinung getretene Lexus RX400 den Titel "Langfingers Liebling" - ein Hybridauto mithin, wobei die Diebe nicht hinterlassen haben, ob die Antriebstechnik der entscheidende Impuls bei der Klauentscheidung war. Das SUV wurde - bei einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von 35.883 Euro - am häufigsten gestohlen. Insgesamt 16,5 pro 1.000 versicherter Fahrzeuge dieses Typs wechselten ungewollt den Besitzer.

Auf Platz zwei folgen BMW X5/X6 3.0 SD (2009: Rang 6) mit 15 gestohlenen Exemplaren pro 1.000 und einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von 56.847 Euro. Rang 3 hält der mehrfache Spitzenreiter VW Multivan in der Vorgänger-Generation (T4) und mit dem großen Diesel. In den Top15 tummeln sich im übrigen abgesehen vom Toyota Landcruiser ausschließlich Modelle von VW (Golf, Passat), BMW (M3, 5er, 7er) und Audi (S3, A6 Avant), zumeist ältere Modelle, die weniger auffallen, leichter zu knacken und reparaturfreundlicher sind. Der Porsche Cayenne, über Jahre auf eine hohe Beleibtheit abonniert, ist auf Platz 16 abgerutscht.

Insgesamt aber gehören Porsches noch immer zu den gefragtesten Modellen in einschlägigen Kreisen, 1,26 von 1.000 Porsche wurden gestohlen. In Bezug auf den Fahrzeugbestand der Automarken hatten lediglich Eigner eines Trabants ein höheres Diebstahlrisiko (1,39). Was für die Besitzer, die ihre DDR-Autos sogar kaskoversichern, aus sentimentalen Gründen besonders hart sein dürfte, ist für die Versicherungen meist ein Fall weniger Hundert Euro. Dahinter folgen Audi, Ssangyong und VW. Toyota und Smart dagegen sind nicht bevorzugte Marken der Langfinger. In absoluten Zahlen am häufigsten gestohlen wurden VW, Audi und BMW, am seltensten Honda und Mitsubishi.

Die Auswertung nach Fahrzeugarten zeigt einen Rückgang der Diebstähle bei Zweirädern. Mofas und Mopeds wurden sogar 17,5 Prozent weniger gestohlen, Leichtkrafträder und -roller um 4,5 Prozent. Größere Motorräder und Roller lagen leicht über Vorjahresniveau. Auch Camping-Kfz und Zugmaschinen waren weniger beliebt, bei Lkw dagegen stehen an die 17 Prozent mehr Diebstähle in der Statistik.

Bezogen auf die Bundesländer und Pkw können nur das Saarland, Bremen und Nordrhein-Westfalen positive Tendenzen verbuchen. Die meisten Fahrzeuge werden naturgemäß dort gestohlen, wo der Bestand am größten ist: Nordrhein-Westfalen führt die Tabelle mit fast zehn gestohlenen Autos pro Tag an, vor Berlin, Niedersachsen und Sachsen. Die wenigsten Diebstähle gab es im Saarland, in Bremen und in Thüringen, wo allerdings auch die Zuwächse mit fast 39 Prozent am höchsten ausfielen. Auch in Berlin und Sachsen stiegen die Zahlen weit überdurchschnittlich an.

Aussagekräftiger bei der Bundesland-Betrachtung ist die Diebstahlquote gemessen an der Häufigkeit pro 1.000 Pkw. Deutlicher Spitzenreiter ist wiederum Berlin mit 3,5 gestohlenen von 1.000 Pkw - jedes 286. Auto wurde geklaut. Im Vorjahr hatte die Quote noch 2,6 betragen. Es folgen Hamburg (1,6), Brandenburg (1,4) und Sachsen (1,0). Beruhigter kann man etwa in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen parken, am besten schneiden Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland ab: Mit 0,2 geklauten Autos pro 1.000 sind Diebe hier besonders "zurückhaltend".

Anders ausgedrückt: Das Risiko, das eigene Auto und alles darin Befindliche nach dem Shopping oder frühmorgens (meist für immer) nicht mehr aufzufinden, ist in Baden-Baden oder Bamberg nicht weniger als über 17 Mal geringer als in Berlin. Die Schere öffnet sich damit weiter: 1008 betrug der Faktor noch 13, 2006 nur neun. Klautechnisch am besten also wohnt man im Süden und fährt einen Smart — wehe dem, der einen Trabi in der Hauptstadt parkt.

Hinweis: Erläutert wurde die Statistik der Versicherungswirtschaft über kaskoversicherte Kfz; entsprechende Aufstellungen der Strafverfolgungsbehören weichen hiervon naturgemäß ab.
text  Hanno S. Ritter
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