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Dienstag, 23. April 2024
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Kooperation bei Smart/Twingo, Motoren und leichten Nfz vereinbart

Daimler und Renault/Nissan rücken zusammen

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Kooperation: Daimler und Hersteller
Renault/Nissan rücken zusammen
Daimler und die Renault/Nissan-Allianz haben wie erwartet eine weitreichende Kooperation vereinbart. Sie umfasst die gemeinsame Entwicklung und Fertigung im Bereich der jeweiligen Kleinstwagen, einen Austausch bei Motoren und leichten Nutzfahrzeugen sowie eine geringe Überkreuzbeteiligung. Die wesentlichen Eckpunkte der Übereinkunft waren schon seit Tagen bekannt geworden, heute nun haben beide Konzerne die Pläne auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Brüssel vorgestellt. Übergreifendes Ziel ist es, Entwicklungskosten zu sparen, Synergien zu nutzen und für verbesserte Auslastung zu sorgen.
Smart und Twingo werden Schwestermodelle
Konkret wurden mehrere Projekte vereinbart, die umgehend begonnen werden sollen. Der wichtigste Plan bezieht sich auf eine neue Kleinstwagen-Familie. So sollen der überfällige Nachfolger des Smart Fortwo und der des Renault Twingo gemeinsam entwickelt werden. Hierbei wird für beide Modelle die Heckantriebs-Plattform von Smart genutzt. Es soll auch wieder ein viersitziger Smart entwickelt werden, der aber offenbar nicht so lustlos umgesetzt werden soll wie der seinerzeit von Mitsubishi adaptierte Forfour, sondern sich in Größe, Design und eben Heckmotor-Layout an den Markenwerten orientieren dürfte.

Das Smart-Werk im französischen Hambach wird wie gehabt den Zweitürer als Fortwo und Twingo produzieren, während Renault in Novo Mesto, Slowenien, die jeweiligen Viersitzer bauen wird. Die Markteinführung soll im Jahr 2013 beginnen und dann bereits auch elektrische Varianten bieten. Im übrigen werden neue Benzin- und Diesel-Motoren zum Einsatz kommen, sowohl Drei- als auch Vierzylinder. Sie werden von Renault/Nissan gefertigt und sollen auch die kommende Generation von "Premium-Kompaktwagen" bei Mercedes antreiben, also A- und B-Klasse mit ihren zahlreich geplanten Derivaten.

Daimler, Renault und Nissan wollen zudem bei weiteren zukünftigen Benzin- und Dieselmotoren zusammenarbeiten. Sie sollen gemeinsam entwickelt und in noch zu bestimmenden Produktionswerken gefertigt werden. Daimler wird zudem Vier- und Sechszylinder-Aggregate (Benziner und Diesel) aus seinem aktuellen Antriebsportfolio an die Nissan-Edelmarke Infiniti liefern.
Mercedes bezieht Stadtlieferwagen und kleine Nfz-Motoren von Renault
Die ménage à trois umfasst außerdem den Bereich leichter Nutzfahrzeuge. Hier will Mercedes ab 2012 ein neues Einstiegsmodell auf den Markt bringen, das vom Renault Kangoo abstammt und auch bei Renault gebaut wird. Es wird aber nicht das Erbe des glücklosen Vaneo antreten, sondern kommerziell als Stadtlieferwagen ausgelegt sein. Die beiden Partner haben zudem den Austausch einzelner Motoren und Getriebe vereinbart. Hier wird Mercedes zunächst einen kleinen Diesel nebst Getriebe von Renault für den Vito beziehen.

Man stärke mit dieser Kooperation schnell und nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit im Klein- und Kompaktwagensegment und reduziere die CO2-Emissionen, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Man könne auch bei gemeinsamen Architekturen jeweils unterschiedliche und markentypische Produkte entstehen lassen: "Die Markenidentitäten bleiben unberührt." Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender und CEO der Renault-Nissan Allianz, erklärte, die Erfahrung mit der erfolgreichen Zusammenarbeit innerhalb von Kooperationen helfe enorm, heute und mehr noch morgen im globalen Wettbewerb der Automobilindustrie zu bestehen. "Wir nutzen alle gemeinsamen Ressourcen noch effizienter, um die innovativen Technologien zu entwickeln, die im kommenden Jahrzehnt unerlässlich sind."
Gegenseitige Kapitalverflechtung
Die "strategische Kooperation" wird durch eine einmalige, gegenseitige Kapitalbeteiligung unterstrichen. Konkret wird Daimler je 3,1 Prozent der Aktien von Renault und Nissan übernehmen, diese wiederum je 1,55 Prozent an Daimler. Die Papiere sollen während der Zusammenarbeit bzw. mindestens fünf Jahre lang gehalten und der jeweilige Anteil nicht aufgestockt werden.

Die Zusammenarbeit wird durch die Renault-Nissan B.V. - stellvertretend für die Allianz - und die Daimler AG durch ein neues "Cooperation Committee" unter gemeinsamer Führung von Zetsche und Ghosn gesteuert. Über die jetzigen Ankündigungen hinaus sollen weitere mögliche Felder einer Zusammenarbeit geprüft werden. Auf der Tagesordnung stehen insoweit die gemeinsame Nutzung von Komponenten zwischen Infiniti und Mercedes-Benz, eine regionale Kooperation in den USA, China und Japan zwischen Nissan, Infiniti und Daimler und eine gemeinsame Entwicklung von Akkus und Techniken für Elektrofahrzeuge.

Die Renault-Nissan Allianz wurde 1999 gegründet und ist mit 6,1 Millionen verkauften Fahrzeugen (2009) heute der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. 350.000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2009 mit den Marken Renault, Dacia, Nissan, Infiniti und Renault Samsung insgesamt 86,5 Milliarden US-Dollar Umsatz. Daimler verkaufte 2009 rund 1,6 Millionen Fahrzeuge weltweit und erwirtschaftete ca. 79 Milliarden Euro Umsatz. Zum Marken-Portfolio gehören neben Mercedes-Benz, Smart und Maybach auch Freightliner, Western Star, Fuso, Setra, Orion und Thomas Built Buses.
text  Hanno S. Ritter
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