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Start im Januar: Mercedes E-Klasse Cabrio |
Daimler |
Kaum ein Auto hat in den letzten Monaten die Erlkönig-Medien so beschäftigt wie das Mercedes E-Klasse Cabrio.
Nun gibt es die ersten offiziellen Bilder, die erwartungsgemäß keine Überraschung darstellen – im Gegensatz
zum neuen Windabweiser-Konzept, das mittels eines ausfahrbaren Windschutzscheiben-Spoilers einen "Warmluftsee" entstehen
lassen soll.
Mercedes drückt aufs Tempo: Im März 2009 erschien die neue E-Klasse als Limousine, schon im Mai folgte das Coupé,
im November das T-Modell. Noch vor der Publikumspremiere auf der Detroiter Automesse im Januar hat der Autobauer
beim Großinvestor in Abu Dhabi mit dem Cabriolet nun die vierte (und noch nicht letzte) Variante vorgestellt.
Der Nachfolger der offenen CLK bietet in punkto Design keine Überraschungen - Mercedes hat schlicht das Coupé
"geöffnet", wie man das erwarten durfte. Das Ergebnis zu bewerten ist kaum möglich - die Reaktionen dürften
zwischen "Hammer" und "Spießerauto" schwanken. Lediglich der kürzere Kofferraumdeckel am Cabrio zeigt den
Unterschied zum Coupé: Er macht Platz für die zwischen Fond-Kopfstützen und Kofferraum sitzende
Verdeckwanne. Ein schwenkbares Rollo trennt Verdeckwanne und Kofferraum voneinander; zum Schließen des
Verdecks muss es geschlossen sein. Soll das Dach geschlossen bleiben, kann das Rollo nach hinten geschoben
werden. Dann steigt das Fassungsvermögen des Kofferraums um 90 Liter auf 390 Liter. Eine Durchlade ist serienmäßig.
Beim Verdeck handelt sich wieder um eine klassische Stoffmütze, der die Entwickler dieses Mal ein besonders hohes Maß
an Alltagstauglichkeit anerzogen haben wollen: Die in schwarz, blau und beige erhältliche Kapuze ist fast zweieinhalb
Zentimeter dick und verspricht so eine besonders hohe Kälte- und vor allem Schalldämmung. Selbst bei Geschwindigkeiten
jenseits der 200 km/h soll man via Freisprechanlage telefonieren können - "zumindest unter akustischen Gesichtspunkten",
wie Mercedes gottlob hinzufügt. Das Verdeck öffnet und schließt innerhalb von 20 Sekunden per Knopfdruck vollautomatisch -
und zwar im Gegensatz zum CLK auch bei Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h.
Besonderes Augenmerk legte Mercedes zudem auf den Komfort beim Offenfahren, speziell auf wenig Luftverwirbelungen.
Hierzu haben die Ingenieure den oder das sogenannte "Aircap" erfunden. Es handelt sich um ein automatisches Windschott,
das elektrisch ausgefahren werden kann und dann die Turbulenzen im Innenraum deutlich vermindert. Aircap besteht aus
zwei Komponenten: einem um rund sechs Zentimeter ausfahrbaren Windabweiser mit Netz im Frontscheibenrahmen und
einem Windschott zwischen den Rücksitzen. Ersteres dient der Reduzierung des störenden Unterdrucks im Innenraum,
letzteres sorgt für eine geringere Rückströmung von Turbulenzen. Dadurch soll, wie Mercedes sich ausdrückt, ein
"Warmluftsee" entstehen.
Aircap bietet dabei Handlingvorteile gegenüber konventionellen Winkel-Windschotts: Die Montage entfällt, die
beiden Einzelsitze im Fond bleiben frei, und die Seitenlinie des Cabrios wird nicht gestört. Allerdings dürfte
speziell das Netz am Windschutzscheibenrahmen für Diskussionen sorgen, ist es doch optisch sehr präsent. Auch
bleibt abzuwarten, wie das Netz mit den vielen Insektenleichen im Sommer zurechtkommt. Das System kann bis 160 km/h
ausgefahren werden, die Nutzung ist bis zur Höchstgeschwindigkeit möglich.
So wie Aircap eine Mercedes-Erfindung ist, waren es zuvor ein Windschott (1989 im SL) und die Nackenheizung "Airscarf"
(2004 im SLK). Im E-Klasse Cabrio ist dieses System noch einmal optimiert: Das im Sitz integrierte Gebläse bläst
die warme Luft nun nicht mehr aus einer statischen Öffnung in der Kopfstütze, sondern über einen um 36 Grad
neigungsverstellbaren Ausströmer. So kommen auch besonders kleine oder große Personen in den Genuss des Warmluftschals.
Beide Systeme zusammen erklären das Marketing-Motto der neuen Modellversion: "Vier Jahreszeiten, vier Personen".
Motorseitig nutzt das Cabrio die bekannten Triebwerke aus den anderen Karosserieversionen, mit Ausnahme der beiden
Extreme am unteren (200 CDI) und oberen Ende (63 AMG) und des Bluetec-Modells. Zur Wahl stehen demnach der
Vierzylinder-Diesel mit 170 und 204 PS, der V6-CDI (231 PS), die Direkteinspritzer-Benziner in den Leistungsstufen
184, 204 und 292 PS und der 388 PS starke Achtzylinder. Fahrleistungs- und Verbrauchswerte liegen noch nicht vor,
dürften aber nur unwesentlich schlechter sein als beim Coupé. Allradmodelle sind jedenfalls zunächst nicht vorgesehen.
Schließlich noch ein Blick auf das Thema Sicherheit. Das Cabrio verfügt Mercedes-typisch über zwei versenkte
Überrollbügel, die im Notfall über pyrotechnisch aktivierte Federn hinter den Kopfstützen in Sekundenbruchteilen
ausgefahren werden. Dazu kommen sieben, optional neun, Airbags inklusive erstmals in einem Mercedes-Cabrio eingesetzter
Headbags sowie Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auch im Fond. Die übrigen Sicherheitstechniken und Assistenzsysteme
der Baureihe wie Müdigkeitssensor, aktive Motorhaube, vorausschauendes Sicherheitssystem "PRE-SAFE" und weitere
sind ebenfalls erhältlich.
Verkaufsstart für das Cabrio - es trägt die interne Bezeichnung A207 - ist bereits am 11. Januar 2010. Wer sich
schnell entscheidet, kann den nächsten Sommer bereits im neuen Offen-Benz verbringen. Die Preise stehen indes noch aus.