|
IAA-Premiere: Audi R8 Spyder 5,2 |
Audi |
Audi R8 Spyder 5,2 FSI quattro – was ein Name. V10 darf man noch ergänzen, denn die auf der IAA endlich
vorgestellte offene Variante des Ingolstädter Supersportlers wird nur mit dem über 500 PS starken Topmotor
angeboten. Ein nicht so grünes Traumauto zur ach so grünen IAA.
Sie wird als die grüne IAA apostrophiert - mehr noch als jene vor zwei Jahren. Nicht PS, Drehmoment,
Vmax oder Achtzylinder sind das beherrschende Thema, sondern CO2, Verbrauch, Akkus und das, was die
Marketingabteilungen der Hersteller gern und bewusst missverständlich als "Zero Emission" bezeichnen.
Aber doch, es gibt sie noch auf der IAA, die PS-Boliden - bei Bentley und bei Rolls-Royce, bei Aston
Martin und Ferrari, bei Maserati und natürlich auch bei Porsche und Mercedes. Und bei Audi. Die Ingolstädter
zeigen nicht nur einen merkwürdig dreinschauenden Elektro-R8, sondern auch einen fein herausgeputzten
R8-Spyder. Die langersehnte offene Version kommt im 1. Quartal 2010.
Im Unterschied zum Coupé entfallen die sideblades hinter den Türen, was den optischen Auftritt eher beflügelt
als behindert. Der Auftritt wird klarer, wirkt weniger aggressiv und mehr gestreckt, ohne seinen Charakter
als Supersportwagen zu verhehlen: Zwei gewölbte Hutzen, die sich bis zur Abrisskante ziehen und große
Lüftungsöffnungen integrieren, verleihen dem Rücken des offenen Zweisitzers ein kraftvolles Profil. In der
Frontansicht fällt das Auge vor allem auf den Scheibenrahmen aus eloxiertem Aluminium.
Die in drei Farben erhältliche Stoffkapuze, pardon das Softtop, hat einen elektrohydraulischen Antrieb. Es
öffnet und schließt sich binnen 19 Sekunden, auch während der Fahrt bis maximal 50 km/h. Beim Öffnen faltet
es sich Z-förmig in eine Ablage über dem Motor. Es sei "uneingeschränkt Highspeed-tauglich", versichert Audi.
Clou: Die beheizbare Glasscheibe ist, vom Verdeck getrennt, in die Schottwand versenkt, ähnlich wie man dies
vom BMW 6er Cabrio kennt. Sie lässt sich per Schalter separat ein- und ausfahren, bei geöffnetem wie geschlossenem
Verdeck.
Die Aluminium-Karosserie ist im Bereich der Schweller, des Mitteltunnels, der Rückwand, des Bodens und
der A- und B-Säulen verstärkt, soll aber nur acht Kilogramm mehr wiegen als die des Coupés. Seitenteile und
ein Verdeckkastendeckel aus Kohlefaser-Verbundmaterial machen es möglich. Insgesamt aber kommt der Spyder
mit 1.720 kg auf 100 mehr als die geschlossene Variante - u.a. Verdeck, Verdeckantrieb und der im Ernstfall
automatisch herausschnellende Überrollschutz drücken auf die Waage.
Als Antrieb fungiert im Spyder ausschließlich der Zehnzylinder. Das in ähnlicher Form im S6 und S8 donnernde
Triebwerk leistet aus 5,2 Litern Hubraum 525 PS - womit der R8 nach wie vor deutlich unter den gewaltigen 580
PS des RS6 bleibt. Die Höchstleistung liegt bei 8.000 Touren an, maximal dreht der V10 sogar 8.700 Mal pro Minute.
Das Drehmoment liegt bei maximal 530 Newtonmetern (6.500 1/min.). Es ergibt sich ein Leistungsgewicht von nur 3,3
Kilogramm pro PS.
Wenn es sein muss und die automatische "Launch Control" aktiviert ist, katapultiert sich das Auto in 4,1
Sekunden auf Tempo 100 und erreicht nur 8,6 Sekunden später bereits die 200er-Marke. Wer eine freie Strecke
findet und die Risikobereitschaft aufbringt, kann bis auf 313 km/h weiter beschleunigen - Werte, die kaum schlechter
sind als beim Coupé (3,9 Sekunden, 319 km/h). Der Verbrauch ist bei einem solchen Auto Nebensache: 14,9 Liter
sind es nach der Norm, in der Praxis dürfte immer eine 2 die erste Ziffer und alle spätestens 400 Kilometer
ein Tankstopp unvermeidlich sein.
Zur Ausstattung gehören u.a. adaptiv gesteuerte Stoßdämpfer (Audi magnetic ride), das "große" Navigationssystem,
ein Windschott, Voll-Leder-Ausstattung in Feinnappa mit sonnenreflektierender Pigmentierung, ein Laptimer zum Festhalten
von Rundenzeiten im Bordcomputer, das feine Soundsystem von Bang & Olufsen und die Voll-LED-Scheinwerfer, die Audi
eine Führungsposition bei den großen Herstellern bescheren. Abblend-, Fern-, Tagfahr-, Stand- und Blinklicht sind in
LED-Technik ausgeführt. Der R8 Spyder steht auf 19-Zoll-Rädern im 10-Speichen-Y-Design mit Mischbereifung (vorne 235/35,
hinten 295/30).
Für vieltelefonierende, aber offen fahren wollende Zeitgenossen hat sich Audi eine Weltneuheit ausgedacht: Optional
ist ein Gurtmikrofon für die Freisprechanlage erhältlich - es erlaubt, auch bei geöffnetem Verdeck auf der
Autobahn zu telefonieren. In beiden Gurtbändern sind je drei kleine, flache Mikrofone integriert; mindestens
eines von ihnen befindet sich bei angelegtem Gurt in der idealen Position zum Sprecher. Zu den weiteren Extras
gehören Rückfahrkamera und die Keramik-Bremsanlage.
Wer jetzt Blut geleckt hat, kann schon einmal das Kleingeld zählen: 156.400 Euro müssen vor der ersten Spritztour
mindestens nach Ingolstadt überwiesen werden. Alternativ gibt es für die nahezu gleiche Summe auch den inzwischen
konzerneigenen Konkurrenten: ein Porsche 911 Turbo Cabriolet - das mit viel kleinerem Motor sogar etwas schneller
ist, und/aber auch unauffälliger.