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Donnerstag, 25. April 2024
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Offener V10-Supersportwagen ab 156.000 Euro kommt Anfang 2010

Audi R8 Spyder 5,2 FSI quattro: Hut ab

Audi R8 Spyder 5,2 FSI quattro: Hut ab
Bild anklicken für Großansicht IAA-Premiere:
Audi R8 Spyder 5,2
Audi
Audi R8 Spyder 5,2 FSI quattro – was ein Name. V10 darf man noch ergänzen, denn die auf der IAA endlich vorgestellte offene Variante des Ingolstädter Supersportlers wird nur mit dem über 500 PS starken Topmotor angeboten. Ein nicht so grünes Traumauto zur ach so grünen IAA. Sie wird als die grüne IAA apostrophiert - mehr noch als jene vor zwei Jahren. Nicht PS, Drehmoment, Vmax oder Achtzylinder sind das beherrschende Thema, sondern CO2, Verbrauch, Akkus und das, was die Marketingabteilungen der Hersteller gern und bewusst missverständlich als "Zero Emission" bezeichnen.

Aber doch, es gibt sie noch auf der IAA, die PS-Boliden - bei Bentley und bei Rolls-Royce, bei Aston Martin und Ferrari, bei Maserati und natürlich auch bei Porsche und Mercedes. Und bei Audi. Die Ingolstädter zeigen nicht nur einen merkwürdig dreinschauenden Elektro-R8, sondern auch einen fein herausgeputzten R8-Spyder. Die langersehnte offene Version kommt im 1. Quartal 2010.

Im Unterschied zum Coupé entfallen die sideblades hinter den Türen, was den optischen Auftritt eher beflügelt als behindert. Der Auftritt wird klarer, wirkt weniger aggressiv und mehr gestreckt, ohne seinen Charakter als Supersportwagen zu verhehlen: Zwei gewölbte Hutzen, die sich bis zur Abrisskante ziehen und große Lüftungsöffnungen integrieren, verleihen dem Rücken des offenen Zweisitzers ein kraftvolles Profil. In der Frontansicht fällt das Auge vor allem auf den Scheibenrahmen aus eloxiertem Aluminium.

Die in drei Farben erhältliche Stoffkapuze, pardon das Softtop, hat einen elektrohydraulischen Antrieb. Es öffnet und schließt sich binnen 19 Sekunden, auch während der Fahrt bis maximal 50 km/h. Beim Öffnen faltet es sich Z-förmig in eine Ablage über dem Motor. Es sei "uneingeschränkt Highspeed-tauglich", versichert Audi. Clou: Die beheizbare Glasscheibe ist, vom Verdeck getrennt, in die Schottwand versenkt, ähnlich wie man dies vom BMW 6er Cabrio kennt. Sie lässt sich per Schalter separat ein- und ausfahren, bei geöffnetem wie geschlossenem Verdeck.

Die Aluminium-Karosserie ist im Bereich der Schweller, des Mitteltunnels, der Rückwand, des Bodens und der A- und B-Säulen verstärkt, soll aber nur acht Kilogramm mehr wiegen als die des Coupés. Seitenteile und ein Verdeckkastendeckel aus Kohlefaser-Verbundmaterial machen es möglich. Insgesamt aber kommt der Spyder mit 1.720 kg auf 100 mehr als die geschlossene Variante - u.a. Verdeck, Verdeckantrieb und der im Ernstfall automatisch herausschnellende Überrollschutz drücken auf die Waage.

Als Antrieb fungiert im Spyder ausschließlich der Zehnzylinder. Das in ähnlicher Form im S6 und S8 donnernde Triebwerk leistet aus 5,2 Litern Hubraum 525 PS - womit der R8 nach wie vor deutlich unter den gewaltigen 580 PS des RS6 bleibt. Die Höchstleistung liegt bei 8.000 Touren an, maximal dreht der V10 sogar 8.700 Mal pro Minute. Das Drehmoment liegt bei maximal 530 Newtonmetern (6.500 1/min.). Es ergibt sich ein Leistungsgewicht von nur 3,3 Kilogramm pro PS.

Wenn es sein muss und die automatische "Launch Control" aktiviert ist, katapultiert sich das Auto in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht nur 8,6 Sekunden später bereits die 200er-Marke. Wer eine freie Strecke findet und die Risikobereitschaft aufbringt, kann bis auf 313 km/h weiter beschleunigen - Werte, die kaum schlechter sind als beim Coupé (3,9 Sekunden, 319 km/h). Der Verbrauch ist bei einem solchen Auto Nebensache: 14,9 Liter sind es nach der Norm, in der Praxis dürfte immer eine 2 die erste Ziffer und alle spätestens 400 Kilometer ein Tankstopp unvermeidlich sein.

Zur Ausstattung gehören u.a. adaptiv gesteuerte Stoßdämpfer (Audi magnetic ride), das "große" Navigationssystem, ein Windschott, Voll-Leder-Ausstattung in Feinnappa mit sonnenreflektierender Pigmentierung, ein Laptimer zum Festhalten von Rundenzeiten im Bordcomputer, das feine Soundsystem von Bang & Olufsen und die Voll-LED-Scheinwerfer, die Audi eine Führungsposition bei den großen Herstellern bescheren. Abblend-, Fern-, Tagfahr-, Stand- und Blinklicht sind in LED-Technik ausgeführt. Der R8 Spyder steht auf 19-Zoll-Rädern im 10-Speichen-Y-Design mit Mischbereifung (vorne 235/35, hinten 295/30).

Für vieltelefonierende, aber offen fahren wollende Zeitgenossen hat sich Audi eine Weltneuheit ausgedacht: Optional ist ein Gurtmikrofon für die Freisprechanlage erhältlich - es erlaubt, auch bei geöffnetem Verdeck auf der Autobahn zu telefonieren. In beiden Gurtbändern sind je drei kleine, flache Mikrofone integriert; mindestens eines von ihnen befindet sich bei angelegtem Gurt in der idealen Position zum Sprecher. Zu den weiteren Extras gehören Rückfahrkamera und die Keramik-Bremsanlage.

Wer jetzt Blut geleckt hat, kann schon einmal das Kleingeld zählen: 156.400 Euro müssen vor der ersten Spritztour mindestens nach Ingolstadt überwiesen werden. Alternativ gibt es für die nahezu gleiche Summe auch den inzwischen konzerneigenen Konkurrenten: ein Porsche 911 Turbo Cabriolet - das mit viel kleinerem Motor sogar etwas schneller ist, und/aber auch unauffälliger.
text  Hanno S. Ritter
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