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Premiere 2010: VW Sharan II [M] |
Reichel |
Was lange währt, wird endlich gut: Das dienstälteste Modell im VW-Portfolio ist mit Abstand der Sharan. Seit 1995
ist der große Van bereits auf dem Markt – und damit trotz mehrerer Modellpflegen nicht mehr auf dem aktuellen
Stand. Für 2010 wird nun endlich die Neuauflage erwartet.
Hat VW manche Modelle wie New Beetle, Jetta oder den Sharan einfach vergessen? Der Eindruck mag sich durchaus
aufdrängen, wenn man die vielfältigen Aktivitäten bei Polo und Golf oder auch beim Passat mit den genannten
Baureihen vergleicht. Kein Facelift, keine aktuellen Motoren, nicht einmal die modernen Audio- und Navigationssysteme
sind in den VW-"Youngtimern" zu finden.
Beim Sharan sind die Gründe hierfür vielschichtig. So hat sich das Auto selbst in fortgeschrittenem Alter gut verkauft,
VW war mit für Stückzahlen und Image wichtigeren Projekten beschäftigt, außerdem kamen u.a. die Pläne für den angekündigten
und dann doch nie umgesetzten Microbus ebenso in die Quere wie die "Scheidung" von Ford am Produktionsstandort in Portugal.
Was lange währt, wird endlich gut: Die gerüchteweise bereits für 2008 und dann für 2009 erwartete Neuauflage
wird nun 2010 erscheinen. Absolut konkret bestätigen mag man das in Wolfsburg zwar noch nicht, aber es spricht
inzwischen vieles dafür, dass der Van voraussichtlich auf dem Genfer Salon im März seine Premiere feiern wird
- zu einem Zeitpunkt, zu dem bei anderen Modellen bereits der Wechsel zur 3. Generation anstehen würde.
Natürlich wird der Sharan II - der Name dürfte erhalten bleiben - nichts mehr mit der früheren, gemeinsam mit Ford
gestrickten Basis zu tun haben, sondern ein VW-Eigengewächs sein. Optisch und technisch wird sich der neue Sharan
an den Familienmitgliedern Golf und Passat orientieren, also ein ruhiges, zeitloses Design tragen, das je nach Sichtweise
zwischen mutlos-bieder und solide-perfekt verortet werden kann. Erwartet werden darf auch ein Qualitätssprung
in Sachen Verarbeitung und dem, was VW neuerdings schlicht "Wertigkeit" nennt, gerade auch im Interieur, wenn dort auch
die feine Instrumentierung mit bis zu sechs Runduhren und drei Displays dem neuen 2+2-Look geopfert wird.
Umstellung auf Schiebetüren
Die wichtigste und als weitestgehend gesichert geltende Neuheit aber ist schon fast ein Paradigmenwechsel: Neuer Sharan
bedeutet auch ein neues Türkonzept - anstelle konventioneller Pforten halten Schiebetüren Einzug, wie es viele Käufer
insbesondere mit kleinen Kindern beim noch aktuellen Modell vermisst haben. Die Führung der Tür im hinteren Seitenteil
soll besonders unauffällig ausfallen, ist zu hören.
Mit der Schiebetüren-Umstellung schlägt VW viele Fliegen mit einer Klappe: Der Sharan hält so nicht nur in punkto Platzangebot,
sondern auch konzeptionell einen größeren Abstand zum Touran, ist eine neue Alternative zum für viele unbezahlbaren T5, differenziert
sich vom Ford Galaxy - und rückt gleichzeitig den gemeinschaftlichen Konkurrenten von PSA und Fiat (Peugeot 807, Citroën C8, Fiat
Ulysse, Lancia Phedra) näher auf den Pelz, die ihrerseits am Ende des Lebenszyklus' stehen und wohl vorläufig keinen direkten
Nachfolger bekommen werden.
Ebenfalls neu: Anstelle der winkelgleich-durchgehenden Linie von Motorhaube und Frontscheibe trägt die Neuauflage wie
auch Touran oder Multivan einen Knick im Bereich der A-Säule, was mehr Platz für den Motor, eine höhere Front für den
Fußgängerschutz und ein besseres Raumgefühl für die Frontpassagiere dank steilerer Scheibe ermöglicht. Erhalten bleibt
das kleine Dreiecksfenster vorne. Auch an geteilten Rückleuchten und an der Dachreling hält VW fest, lässt bei letzterer
aber deren Mittelbefestigungspunkt entfallen. Erste Erlkönig-Bilder zeigen zudem, dass der Sharan künftig die größeren
Türgriffe von Golf VI und Passat trägt. Den Längenzuwachs schätzen wir auf etwa 15 cm - dann wäre der Sharan mit rund
4,80 Metern minimal länger als der Passat Variant.
Neue Motoren aus dem Konzernregal – auch mit DSG
Motorseitig wird VW den Sharan natürlich aus dem Konzernregal bestücken, was insbesondere bedeutet, dass die
Rußfilter-freien Varianten (endlich) ebenso entfallen wie der veraltete 1,9 TDI. Die Zweiliter-TDI werden in den aktuellen
Common-Rail-Varianten eingesetzt, was bessere Akustik, homogenere Leistungsentfaltung und geringere Verbräuche
bedeutet. Eine besonders sparsame BlueMotion-Version wird folgen, vermutlich auch der 170-PS-Diesel.
Bei den Ottomotoren dürften sowohl der Zweiliter mit 115 PS als auch der 1,8-Turbo-Fünfventiler mit 150 PS aufs Altenteil
geschoben werden, ihre Rolle übernehmen dann die aktuellen TSI-Aggregate mit 122 und 160 PS oder möglicherweise auch nur
in der 150-PS-Version wie im Tiguan. Auch der Sechszylinder-Sharan wird aus Verbrauchs- und Stückzahl-Gründen dem
Modellwechsel definitiv zum Opfer fallen, an seine Stelle könnte später der TSI-Vierzylinder mit 170 oder 200 PS treten.
Ob es wieder Allradmodelle geben wird, ist noch unklar. Bei der Kraftübertragung darf dagegen auch von diversen
DSG-Versionen ausgegangen werden, die konventionelle Automatik wird nicht mehr angeboten. Auch ein Sharan Ecofuel mit
Erdgasantrieb steht auf der Agenda.
Seat-Ableger folgt
Nicht allzu weit entfernt vom neuen Sharan macht sich im kommenden Herbst dann auch wieder ein Seat Alhambra auf
Kundensuche. Der wird dann etwas günstiger als das "Original", das seinerseits gegenüber bisher etwas teurer
werden dürfte.