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Freitag, 29. März 2024
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Neue Kleinwagen-Generation mit auffälligem Design als Weltauto

Neuer Ford Fiesta: Mutiger Entwurf für die Generation Handy

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Ford Fiesta
Ford
Ford zeigt den neuen Fiesta. Der Kleinwagen orientiert sich jedenfalls als Dreitürer stark an der aufsehenerregenden Studie Verve vom vergangenen Jahr: Frisches, modisches Design innen und außen trifft auf bewährte Motoren. Den Trend zu mehr Größe und Gewicht macht Ford nicht mit. Böse Zungen mögen ihn in der Vergangenheit als "Fiasko" betitelt haben, aber das darf als subjektive Meinungsäußerung von Nicht-Ford-Fans gelten und nicht als objektive Wertung eines Erfolgstyps. Ein Auto wie den Fiesta neu zu gestalten, ist ebenso Herausforderung wie unvermeidbares Risiko: Mehr als 12 Millionen verkaufte Einheiten dieser Baureihe in 32 Jahren sprechen nicht nur Bände, sondern sind auch eine Bürde, die Geschmäcker der Kundschaft auch künftig zu treffen.

So gesehen ist der neue Fiesta besonders mutig ausgefallen, weil er den ebenso sachlich-langweiligen wie zeit- und klassenlosen Look der noch aktuellen Generation in jeder Hinsicht torpediert: Der neue Kleinwagen gibt sich auffällig, dynamisch, selbstbewusst, jung. Diese Attribute sollen nicht nur in Westeuropa Kunden locken, sondern auch in Asien, Südafrika, Australien und Amerika - überall unter dem Namen Fiesta. Ein solches Weltauto ebenso wie einen derart mutigen Entwurf hat es bisher bei Ford allenfalls in Powerpoint-Meetings gegeben, nicht aber auf vier Rädern.

Das Kalkül: Was bei S-MAX, Galaxy und Mondeo funktioniert hat, wird auch im Kleinwagen-Bereich ankommen. "Ford kinetic Design" also abermals - und stärker als je zuvor, allerdings mit einer Ausnahme: Einen Größenzuwachs wie etwa beim Mondeo wird es nicht geben, vielmehr verspricht Ford im Hinblick auf den Umweltgedanken ein gesenktes Fahrzeuggewicht bei gleichen Abmessungen - ein sympathischer Weg, den bereits die Schwestermarke Mazda vorgemacht hat. Mazda2 und Fiesta stehen denn auch auf gleicher Plattform.

Kompromisse in punkto Sicherheit soll es dabei nicht geben - im Gegenteil: Die strukturelle Steifigkeit der Karosserie stelle regelrecht einen Quantensprung zu bisher dar, schwärmt Ford, und auch ein Knieairbag ist in dieser Klasse alles andere als selbstverständlich.

Den neuen Fiesta zu beschreiben, ist nicht einfach. Auffällig sind die weit in die Flanken gezogenen Scheinwerfer, die konturierte Motorhaube, der Mini-Kühlergrill oben und das optisch bestimmende, große Pendant in umgekehrter Trapezform in der Frontschürze, stehende Außenspiegel mit integrierten Blinkern, eine stark ansteigende Fensterlinie und der fast vollständige Verzicht auf eine sichtbare C-Säule. Viele Kanten und Sicken speziell im Vorderwagen sorgen für eine offenbar gewollte Unruhe.

Auch im Innenraum gehen die Kölner neue Wege, jedenfalls in punkto Armaturenbrett und Mittelkonsole. Dort nämlich findet sich tatsächlich nahezu unverändert das Bedienkonzept der Studie Verve wieder, das wir seinerzeit als Mäusekino bezeichnet haben, jetzt de facto aber nicht mehr ganz so wirkt. Dennoch: Eine solche Mittelkonsole hat man in dieser Klasse noch nicht gesehen - und mancher vielleicht auch nie sehen wollen.

Über Geschmack kann man (nicht) streiten, und so bleibt festzuhalten, dass die zugrundeliegende Idee, Einstellungen über einen Dreh-Drück-Steller und einen zentralen, hochgesetzten Monitor vorzunehmen, weder neu noch schlecht ist - die "Generation Handy" wird sie zu bedienen wissen.

Das sogenannte "Convers+"-System, zu dem auch ein Multifunktionslenkrad, Bluetooth-Freisprechanlage mit Sprachsteuerung und ein Fach für mobile Musikplayer inklusive AUX- und USB-Anschluss gehört, wird allerdings nicht in allen Modellen serienmäßig sein. Als Extra ist es jedoch immer zu haben, und zwar in zwei Ausbaustufen. Wie der Fiesta ohne das System aussieht, bleibt abzuwarten. Die Heizungsbedienung ist weit unten in der Mittelkonsole angesiedelt und entspricht damit nicht dem Ideal der blinden Bedienbarkeit.

Zu den weiteren Neuheiten gehört ein Start-Stopp-Knopf, der Komfort-Tankverschluss mit Fehlbetankungsschutz, ein längs- und höhenverstellbares Lenkrad, eine elektrisch betriebene Servolenkung und nicht zuletzt eine Ambiente-Beleuchtung.

Motorseitig fallen die Neuheiten dagegen spärlich aus: Der 1,6-Liter-Benziner kommt nun bei konstantem Verbrauch auf 115 statt 100 PS. Darunter rangieren die bekannten Aggregate mit 1,4 Litern Hubraum und 90 PS sowie 1,25 Liter Hubraum, die es in den Leistungsstufen 60 und 80 PS gibt. Der Diesel kommt auf 90 PS. Weitere Versionen, insbesondere ein zweiter Diesel und ein potentes ST-Modell, dürften folgen; außerdem angekündigt ist eine Sparvariante "ECOnetic", die mit 100 Gramm CO2-Ausstoß über den Kilometer kommt. Kraftübertragung: 5-Gang manuell oder motorabhängig und optional Vier-Gang-Automatik.

Preise und Daten sind noch nicht bekannt. Erstmals in natura zu sehen ist der Fiesta auf dem Genfer Autosalon im März, wobei nur der Dreitürer präsentiert wird; Fünftürer und Limousine folgen später. Die Produktion des in Deutschland und England entwickelten Autos läuft ab Herbst 2008 im Ford-Werk Köln an; 2009 nimmt auch das spanische Werk Valencia die Fertigung auf. Gut möglich, dass dann Sonderschichten nötig werden - denn vom "Fiasko" ist der neue Fiesta weiter entfernt denn je.
text  Hanno S. Ritter
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