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Facelift: Mercedes SLK |
Daimler |
Drei Tage vor Weihnachten gibt Mercedes den Blick frei auf den überarbeiteten SLK. Der Roadster fährt künftig
mit markant aufgefrischtem Design und neuen Audio- und Navi-Systemen vor. Zwei der vier Motoren werden stärker und
sparsamer, darunter der größere Sechszylinder – der fortan mit einem speziellen Namen leben muss.
Die optischen Retuschen betreffen erwartungsgemäß vor allem die Front. Nicht, dass Mercedes hier vom
Formel-1-inspirierten Look mit der tief heruntergezogenen Stern-Zunge abweichen würde oder konnte -
im Gegenteil haben die Designer das Auto nochmals auffälliger herausgeputzt.
Hauptmerkmal ist die neue Frontschürze, die laut Mercedes über eine geänderte Aufteilung der Kühlluftöffnungen
verfügt und stärker gepfeilt ist. Tatsächlich zeigen die Bilder eine höchst prägnante, je nach persönlicher
Sichtweise sehr sportlich oder auch viel zu pubertär wirkende Gestaltung mit starkem Focus auf die Mitte, wo
eine schwarze Strebe die beiden seitlichen, in Wagenfarbe lackierten Teile zusammenzuhalten scheint. Gleichzeitig
reicht der Stern nicht mehr bis in die Schürze, der Bereich um das Markenzeichen ist, wenn auch nur leicht,
neu modelliert.
Am Heck setzen die Stuttgarter auf die gerade weit verbreitete Diffusor-Optik, im Mittelteil dezent dunkle
Rückleuchten und trapezförmige Auspuffblenden. Ebenfalls auffällig sind die Außenspiegel, mit denen Mercedes
als Erfinder der Spiegelblinker sich endlich einmal bei deren Integration Mühe gegeben hat: Ob man die Pfeilform
mag, ist Geschmackssache, aber jedenfalls sieht man nun, dass jemand über das Design nachgedacht (und dabei
vielleicht einmal zu Audi geschaut) hat. Nahezu vollständig neu ist auch die Palette der Leichtmetallräder.
Im Interieur fällt das Auge auf ein moderat modifiziertes Lenkrad, das nun über die aus anderen Baureihen bekannten
neuen Bedienelemente verfügt. Außerdem kehrt Mercedes in der Schalterleiste, bei den Tasten der Klimabedieneinheit
und diversen Applikationen wieder von silberfarbener zu schwarzer Gestaltung zurück, was als Fortschritt gelten darf.
Das Kombi-Instrument erhält "Instrumentenringe in faszinierender Optik", verspricht der Begleittext zum Auto,
lässt aber offen, was man sich darunter vorzustellen hat. Auch die Ansage, das Cockpit sei "noch deutlicher
fahrerorientiert" gestaltet, ist offenbar reines PR-Wunschdenken.
Als neue Ausstattungsfarbe steht künftig die Lederfarbe "Gullwingrot" zur Verfügung; die ebenfalls neue
Nappaleder-Ausstattung in "Naturbeige" ist auf die Holzzierteile in "Wurzelnuss hell" und "Esche Maser schwarz"
abgestimmt.
Wichtiger ist das neue Radio-/Telematiksystem, zu dem Mercedes die Details und Ausbaustufen aber noch verschweigt.
Das sogenannte "NTG 2.5" steht offenbar in erster Linie für eine Erweiterung der Funktionalität. So sind in jedes
Radio serienmäßig eine Freisprecheinrichtung mit Bluetooth-Technik und ein neues Media-Interface im Handschuhfach
integriert, über das mobile Audiogeräte wie beispielsweise der iPod voll integriert und somit über die
Bedienoberfläche des Audiosystems bedient werden können.
Außerdem zeigen die Bilder jedenfalls beim Topmodell einen Slot für Speicherkarten, und der Konfigurator verrät,
dass es auch Varianten mit nun integriertem CD- und auch DVD-Wechsler geben wird. Ebenfalls neu im SLK sind das
Sprachbediensystem "Linguatronic" und ferner das Soundsystem von Harman/Becker.
Neuheiten gibt es auch unter der Motorhaube, wo nun auch Mercedes das Konzept "Mehr Leistung bei weniger
Verbrauch" wirkungsvoll einsetzt. Der Sechszylinder mit 3,5 Litern Hubraum muss sich jetzt - selbst in den
offiziellen Katalogen - die eigentlich Mercedes-unwürdige, inzwischen aber vielleicht gar als Mercedes-typisch
zu wertende Bezeichnung "Sportmotor" gefallen lassen. Die Leistung steigt von 272 auf 305 PS, das Drehmoment legt
parallel dazu um nur zehn auf 360 Newtonmeter zu. Beide Werte werden jedoch bei höheren Drehzahlen als bisher
erreicht.
Möglich wurde die Leistungssteigerung denn auch durch eine Anhebung der Drehzahllimits auf 7.200 Umdrehungen;
darüber hinaus kommen eine höhere Verdichtung, ein neues Saugrohr sowie umfangreiche Modifizierungen am Ventiltrieb
zum Einsatz. Während Fahrleistungswerte noch nicht vorliegen, gehen die Verbrauchsangaben zumindest in die richtige
Richtung: 9,5 Liter mit Schaltgetriebe und 9,2 Liter mit der Siebengang-Automatik sind 1,1 bzw. 0,9 weniger als bisher.
Mindestens so stolz wie auf den geringeren Durst ist Mercedes aber auf das "deutlich emotionalere" Arbeitsgeräusch
der Maschine, die sich in einer "gewollt kraftvollen Sportmotorenakustik mit markant-emotionalem Sounddesign
im Schubbetrieb" zeigt, wie der Autobauer fabuliert. Gemeint ist wohl: Das Auto klingt weniger nach feinem
Sechszylinder als nach getuntem Motorrad, was - auch für die meisten Käufer - schon nach der ersten Probefahrt
mehr nervig als antörnend sein dürfte.
Der nur 1,8 Liter große Vierzylinder-Kompressormotor macht einen ähnlichen Entwicklungssprung wie der V6, erhält
aber kein neues Sounddesign: Die Leistung steigt um 21 auf 184 PS, der Verbrauch sinkt um einen Liter auf nun 7,7
im Mittel. Beim SLK 280 meldet Mercedes bei gleichbleibender PS-Zahl einen um 0,4 bzw. 0,2 Liter gesenkten Durst.
Das Topmodell, der AMG-SLK mit 5,5-Liter-V8 und 360 PS, bleibt unverändert - ebenso die Absage an einen Diesel,
wo Mercedes den Ingolstädter Wettbewerbern hätte zuvor kommen können.
Premiere feiert der aufgefrischte SLK im Januar auf der Detroit Motor Show, die Markteinführung dürfte im
Frühjahr erfolgen. Rund 650 Komponenten habe man neu entwickelt, schwärmt Mercedes - und dass das an den
Preisen nicht spurlos vorübergegangen ist, versteht sich dann von selbst: Um etwa 500 bis 1.000 Euro geht
es nach oben. 36.500 Euro kostet der Vierzylinder, 41.860 der 280er, knapp 47.000 der sogenannte
"SLK 350 Sportmotor Roadster" und gut 69.000 der AMG-Renner.