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A1-Vorbote: Audi metroproject quattro |
Audi |
Kaum ist die A4-Premiere auf der IAA in Frankfurt über die Bühne gegangen, zeigt Audi auf der anderen Seite der
Welt eine weitere wichtige Neuheit: Auf der Automesse in Tokio steht der auffällig gezeichnete "metroproject
quattro". Der erste Vorbote des A1 verfügt über zwei Motoren und vier angetriebene Räder, ist aber trotzdem
nicht ernsthaft sparsam.
Es handelt sich um einen dreitürigen Viersitzer, den Audi dem "Subkompaktsegment" zuordnet - das Wort Kleinwagen
geht einem selbsternannten Premium-Hersteller einfach nicht über die Lippen.
Mit 3,91 Meter Länge ist die Studie dabei sogar kürzer als die meisten aktuellen Kleinwagen, die inzwischen die
Vier-Meter-Grenze erreicht oder sogar überschritten haben. Breite (1,75 Meter) und Radstand (2,46 Meter) des Audi
liegen auf klassentypischem Niveau, die Höhe fällt mit 1,40 Metern etwas geringer aus.
Das Design des in "Racing-Red" lackierten Autos dürfte polarisieren: Man kann den Entwurf schlüssig und eigenständig,
sportlich und coupéhaft finden - oder einfach nur aufdringlich, aggressiv, kurzlebig und unausgewogen. Wichtigste
Kennzeichen sind das Audi-typische flache Fensterband, die rahmenlosen Scheiben mit Verzicht auf eine B-Säule sowie
die rundliche Dachpartie, deren Silhouette zwei markante, nicht in Wagenfarbe ausgeführte Aluminium-Bögen markieren,
die A- und C-Säule entlang des oberen Fensterabschlusses verbinden.
Ebenfalls augenfällig ist die Doppellinie auf "Schulterhöhe", die sich um das gesamte Fahrzeug fortsetzt und jeweils
die Oberkante der Leuchten markiert, die vorne wie hinten in auffälliger LED-Technik ausgeführt sind. Zweifarbige,
mehrteilige Felgen im 18-Zoll-Format mit aufgesetzten Aluelementen, Kontrastfarben für Tankdeckel, Außenspiegelgehäuse
und Türgriffe sind weitere Hingucker.
Viel interessanter als das Design, das zwar die grundsätzliche A1-Linie vorgibt, bis zum Serienstart aber noch
entschärft wird, ist der Antrieb der Studie. Unter der vorderen Haube sitzt jener mit 1,4 Litern Hubraum kleiner
TFSI-Vierzylinder-Benziner, den es mit 125 PS bereits in der Serie gibt. Hier leitet er 150 PS über ein
Direktschaltgetriebe auf die Vorderräder.
Wenn sich das Auto trotzdem "quattro" nennt, so deswegen, weil es einen zweiten Motor gibt, der sowohl hinten
eingebaut ist als auch die Hinterräder antreibt. Es handelt sich um ein Elektroaggregat mit 30 kW (41 PS) Leistung,
das verschieden eingesetzt wird. Im "Efficency"-Modus - der Fahrer kann wie im neuen A4 verschiedene Fahr-Profile
wählen - dient es primär der Verbrauchssenkung. Wann welcher Motor eingesetzt wird, regelt eine intelligente
Steuerung, die auch das Streckenprofil inklusive von Höhenunterschieden über das Navigationssystem berücksichtigt.
Insgesamt und in Verbindung mit der serienmäßigen Start-/Stopp-Automatik und Bremsenergie-Rückgewinnung soll sich
so ein Verbrauch von 4,9 Litern im Mittel erreichen lassen, schwärmt Audi. Wo genau der Fortschritt dabei zu suchen
ist, darf - typisch Hybrid - durchaus hinterfragt werden: Ohne die aufwändige, rund 70 Kilo schwere Technik wären
es auch unter sechs Liter. Mehr noch: Der ausgelaufene, weil von seinen eigenen Erbauern nicht geliebte A2 TDI ließ
sich mit einer Drei vor dem Komma bewegen, ein A3 1,9 TDI "e" gibt sich mit 4,5 Litern zufrieden, und beim Mini
Diesel lautet die Ansage gar nur 3,9 Liter.
Immerhin: Auch ein reiner E-Betrieb des "metroproject" ist möglich, hier beträgt die Reichweite knapp 100 Kilometer
und das Maximaltempo "deutlich mehr als" 100 km/h. Natürlich gibt es auch einen "Power"-Modus, in dem der E-Motor
seinen Benzin-Kollegen mit 200 Extra-Newtonmetern beim Beschleunigen unterstützt: 7,8 Sekunden auf das
Bundesstraßen-Limit und 201 km/h Spitze lauten die Werte.
Noch ein Blicks ins Interieur, das aussieht wie meist bei Studien: Puristisch, modern und ein bisschen kalt.
Erwähnenswert sind die Sitze mit integrierten Kopfstützen, die im hinteren Teil der Mittelkonsole integrierte
Thermosflache mit Kühl- und Heizsystem, vor allem aber das sogenannte "Audi mobile device", einer Art eierlegender
Wollmichsau: Das herausnehmbare Gerät agiert als Zugangsberechtigungssystem zum Fahrzeug, mobile Alarmanlage,
Fernüberwachung, Mobiltelefon, Navigationseinheit, Musik- und Video-Player, ferner dient es als Bedieneinheit
für zahlreiche Fahrzeugsysteme, die auch von der Ferne aus eingestellt werden können.
Wer mag, programmiert Heizung, Fahrziel oder Musikwünsche bereits vom Frühstückstisch aus - über den Touchscreen,
der auch eine Handschrifterkennung bietet. Der Dialog zwischen dem Gerät und dem Fahrzeug findet über WLAN
statt, womit denn auch klar ist: Serienreife hat ein solches System noch nicht.
Der fertige A1 dürfte diese im Jahr 2010 erreichen und dann versuchen, imagebewusste und finanzkräftige Großstädter
für sich zu gewinnen. Ob es mit diesem bösen Blick so gut klappt wie beim freundlich schauenden Mini, bleibt
abzuwarten.