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Ab Jahresende: Der neue Mini |
BMW |
"Is it Love?" – Mit diesem Slogan begann vor rund sechs Jahren die neue Zeitrechnung beim Mini. Jetzt
macht sich bereits die zweite Generation des beliebten Kleinwagens aus dem Hause BMW warm. Während das Design
nur maßvoll aktualisiert wurde, sind vor allem die Motoren völlig neu und sparsamer.
Wie erwartet und wie in der Branche fast ausnahmslos üblich ist der neue Mini zunächst einmal etwas weniger "mini"
als bisher: Sechs Zentimeter auf je nach Variante rund 3,70 Meter beträgt der Längenzuwachs; er ist einerseits dem
Platzbedarf der neuen Motoren und andererseits Anforderungen des Fußgängerschutzes geschuldet.
Die Breite bleibt nahezu unverändert, die Höhe sinkt um einen Zentimeter. Weil auch der Radstand (2,47 Meter) nicht
angetastet wurde, vergrößern sich die Karosserie-Überhänge leicht, ohne aber die typischen Proportionen mit dem
vielzitierten Rad in jedem Eck ernsthaft zu gefährden.
"Im Bereich des Außendesigns ist der neue Mini eine Evolution seines Vorgängers", erläutert Chefdesigner Gert
Hildebrand zutreffend, und doch sind die Unterschiede sichtbar: So wurden die Scheinwerfer, die nun nicht mehr
fest in die Motorhaube integriert sind, leicht nach außen gedreht. Der bisher separate Blinker in der Frontschürze
entfällt zugunsten einer in den Scheinwerfern integrierten Lösung, was BMW Geld spart, dem Auto aber auch ein Stück
Eigenständigkeit und die viel beschworene Tradition zum Ur-Mini nimmt.
Standlicht und Nebelscheinwerfer bleiben dagegen als nun eine Einheit separat in der Schürze, sitzen aber (bezogen
auf die Nebelleuchten) weiter oben als bisher. Sie müssen sich vom BMW-Marketing als "Beauty Spots" bezeichnen
lassen, sind aber nicht einmal in allen Varianten serienmäßig.
Auffällig ist außerdem die Gestaltung des Kühlergrills. Er behält seine charakteristische Hexagon-Form, doch die
bisherige Trennung durch die Oberkante der Stoßstange entfällt. Am Heck gibt es minimal größere Lichter mit
prägnanterem Chromrand und nun nicht mehr runden, sondern horizontal-eckigen Rückfahrleuchten, wobei BMW diese
im Gegensatz zu manch anderem Autobauer sinnvollerweise weiterhin auf jeder Seite integriert. Die Rückleuchten
sind wie bisher vertikal und insbesondere ohne Ansatz an Heckklappe oder -schürze ausgeführt - ein gelungenes
und anderswo verschmähtes Stilmerkmal. Die breitere Nebelschlussleuchte verbleibt beim Cooper mittig in der
Heckschürze, der Cooper S erhält derer zwei in einem horizontalen Chromrahmen.
Die Seitenansicht mit dem geraden Dach, dem durchgehend aufgesetzt wirkenden "Greenhouse" mit den verdeckten
Karosseriesäulen, den verchromten Türgriffen und der diagonalen Fuge zwischen Motorhaube und Seitenblinker -
eine Reminiszenz an die dortige Schweißnaht beim klassischen Mini - bleibt weitgehend unverändert. Allerdings
verläuft die Gürtellinie nun leicht ansteigend und höher (am Heck 18 Millimeter), wobei die dadurch mutmaßlich
entstehenden Komforteinbußen im Innenraum einer späteren Sitzprobe vorbehalten bleiben müssen. Dank diverser
Detailmaßnahmen wie einer Abrisskante an der C-Säule und neuer Dachkantenspoiler sinkt der cW-Wert (Luftwiderstand)
von bisher 0,35 auf 0,33 - gut für Akustik und Spritverbrauch.
Im Interieur bleibt BMW dem grundsätzlichen Aufbau ebenfalls treu, bezeichnet dies als "Designrevolution" und
verpasst dem Mini als auffälligstes Detail im Cockpit einen im Vergleich zum Vorgängermodell gewachsenen
Zentraltacho, den die PR-Mannen auf "Center Speedo" getauft haben. Dort sind nun neben der analogen
Tempoanzeige auch alle Audio- sowie optional die Navigationsfunktionen integriert, was die Sache optisch etwas
unruhig, aber letztlich nicht schlecht macht. Allerdings musste die analoge Tankuhr einer Lämpchen-Lösung weichen,
und das Kühlwasser-Thermometer fiel der Aktion unverständlicherweise gleich ganz zum Opfer. Es bleibt auch bei nur
einer Blinker-Kontrollleuchte; der Warnblink-Schalter sitzt nun auf der Oberseite.
Hintergrund des größeren "Center Speedo" ist die Verschlankung der Mittelkonsole, um mehr Fußraum zu schaffen. In
der Mittelkonsole selbst bleibt es bei den sogenannten Toggles - jenen Stiftschaltern, die Fensterheber & Co. steuern.
Auch die Sitzheizungs-Taster sitzen nun dort, entgegen der BMW-Ankündigung aber nicht als Toggle ausgeführt; ferner
ist die Sitzheizung nun dreistufig. Die Toggle sind etwas größer und künftig auch in der Dach-Bedieneinheit zu finden.
Der Drehzahlmesser bleibt freistehend hinter dem Lenkrad positioniert, ein doppeltes Extra-Rundinstrument gibt es
nicht mehr, die äußeren Lüftungsdüsen wandern für einen optisch großzügigeren Eindruck weiter Richtung Türen, und
deren elliptische Verkleidungen reichen weiter in den Fond. Gestartet wird künftig per Knopfdruck, was in
der Praxis nicht als Fortschritt gelten darf.
Mehr noch als bisher schon können Mini-Käuferinnen und -Käufer ihr Auto im Interieur individualisieren. Diverse
"Farbwelten", Chrompakete, die Lederauswahl und jene an Dekormaterialien - jetzt auch in Echtholz und Aluminium -
sollen entsprechende Wünsche erfüllen. Interessant klingt auch die neue optionale Ambientebeleuchtung, deren
Lichtfarbe sich in fünf Stufen von orange bis blau verändern lässt.
Zum Verkaufsstart stehen zunächst die beiden Benzin-Modelle Cooper und Cooper S zur Verfügung. Beide werden nicht
mehr von Chrysler-Motoren angetrieben, sondern von neuen Triebwerken, die BMW und PSA (Peugeot Citroën) gemeinsam
entwickelt haben und die künftig auch Peugeot 207 & Co. antreiben werden.
Die vorläufige Grundvariante im Cooper leistet 120 PS (bisher: 115 PS) und entwickelt ein maximales Drehmoment
von 160 Newtonmetern bei 4.250 Touren (150/4.500). Damit erreicht der Mini Tempo 100 nach unverändert 9,1 Sekunden
und ein maximales Reisetempo von 203 (200) km/h. Den Verbrauch beziffert BMW auf 5,8 gegenüber 6,9 Liter. Der
Motor im Cooper S ist direkteinspritzend und wird von einem Twin-Turbolader zwangsbeatmet. 175 (170) PS und
240 bzw. mit Overboost-Funktion 260 Nm (bisher: 220 Nm) sind das Ergebnis. Die Fahrleistungen bleiben auch hier
nahezu konstant (7,1 Sekunden, 225 km/h), der Verbrauch sinkt von 8,6 auf 6,9 Liter im Mittel.
Beide Varianten sind nun serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe ausgerüstet. Optional wird es jeweils eine
ebenfalls sechsstufige Automatik mit Sportprogramm und optionalen Schaltwippen am Lenkrad geben. Als weitere
Motorvarianten werden im ersten Halbjahr 2007 die Basisversion "One" mit einem 1,4-Liter-Motor mit 95 PS
und ein neuer Diesel folgen.
Die deutliche Verbrauchssenkung geht auf die neuen Motoren, den besseren Luftwiderstandswert und beim Cooper den
zusätzlichen Gang zurück, aber auch auf etliche Detailmaßnahmen: Eine kettengetriebene, volumenstromgeregelte Ölpumpe
wird ab einem festgelegten Druckniveau im Fördervolumen begrenzt. Die dadurch niedrigere Leistungsaufnahme bringt ein
Prozent Verbrauchsminus. Einen ähnlichen Effekt hat die Wasserpumpe, die erst nach Erreichen der Motor-Betriebstemperatur
ihre Arbeit aufnimmt. Die Servolenkung ist jetzt elektrisch ausgeführt und verfügt über einen Sportmodus, der über einen
Schalter aktiviert wird.
Details zur Ausstattung liegen noch nicht vor, doch die beiden bekannten Details zeigen bereits jetzt auf, dass BMW
hier genauso geizig bleibt wie bisher: So ist das, was der Autobauer als große Räder bezeichnet, beim Cooper nur
eine 15-Zoll-Felge mit 175er-Pneus, der Cooper S bekommt immerhin 195er-Reifen im 16-Zoll-Format. Nur Letzterer
verfügt auch serienmäßig über ESP - ein für die Sicherheit auf den Straßen höchst ärgerliches Vorgehen von BMW und
ein schlechtes Vorbild für andere Autobauer.
Zu den Händlern kommt die neue Mini-Generation gegen Ende des Jahres. Die Preise steigen beim Cooper um 350 auf
17.350 Euro und beim Cooper S unwesentlich auf 21.050 Euro; der "One" wird 15.450 Euro kosten. Zweifellos viel
Geld für einen Kleinwagen, und doch war diese Positionierung dem Mini-Erfolg bisher eher förder- als hinderlich:
Aus den anfangs geplanten 100.000 Einheiten in den Volumenjahren wurden seit Produktionsstart Ende April 2001 bis
heute immerhin über 800.000 ausgelieferte Fahrzeuge.
Ob der Neue wieder fragen wird, ob es Liebe sei, bleibt abzuwarten - aber die Antwort wäre wohl erneut zu bejahen.
Mit ESP, versteht sich.