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Freitag, 19. April 2024
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Abermals neu interpretierte Studie steht in Detroit

Mini: Der zweitürige Kombi startet 2009

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Mini Kombi-Studie
BMW
Die langjährigen Spekulationen haben sich bestätigt: BMW wird die Mini-Modellpalette um eine weitere, eigenständige Karosserievariante erweitern. Der Serienstart dürfte jedoch erst 2009 erfolgen. Einen Ausblick gibt die in Detroit abermals gezeigte Studie eines zweitürigen Kombis.
"Wir werden die Mini-Familie um ein weiteres Modell ausbauen", sagte BMW Vertriebsvorstand Dr. Michael Ganal auf der Detroiter Automesse und bestätigte damit offiziell, dass bei den erfolgreichen Kleinwagen aus England Nachwuchs ins Haus steht.

Vorbild ist eine gleichzeitig präsentierte Studie namens "Mini Concept Detroit", die eine weitere Abwandlung des auf der IAA im September 2005 erstmals und später in Tokio abgewandelt gezeigten Konzepts darstellt. Die Kernidee des neuen Modells reicht zurück in die 1960er-Jahre, als der Ur-Mini in den Städten und auf den Rennstrecken erstmals für Furore sorgte.

Längerer Radstand, leicht erhöhte Dachlinie, seitliche hintere Schiebefenster und zur Seite öffnende "Splitdoors" am Heck - das waren die Merkmale jener neuen Modelle, die ab Herbst 1960 unter den Namen Mini Traveller, Mini Countryman und später auch Mini Clubman Estate angeboten wurden. Hauptaugenmerk galt damals und wird künftig gelten einer erweiterten Transportkapazität, sowohl für Passagiere als auch für Gepäck.

Die aktuelle Studie steht dabei unter dem Motto "Go sports!", womit nicht nur ein insgesamt sportlicher Auftritt und eine angemessene Motorisierung verstanden werden sollen, sondern auch viel Platz und innovative Ideen zum Transport von Sportgerät aller Art.

Einfaches "Begehen und Beladen" möglich zu machen, war ein Leitgedanke. So kommen erneut für alle Türen Aufhängungen mit Parallelogramm-Kinematik zum Einsatz; sie schwenken in einer einzigen Bewegung gleichzeitig zur Seite und nach vorne und bieten so maximalen Zugang nach innen. Die hinteren seitlichen Schiebefenster öffnen elektrisch.

Der Laderaum der Studie verfügt über eine flexible Cargobox, deren Deckel sich nach hinten ausziehen lässt und dem Benutzer als Einladehilfe entgegenfährt. Zudem lässt sich die durchsichtige Abdeckung auch nach oben schwenken und dient so als Trennwand zwischen Passagier- und Laderaum. Der hintere Teil des Daches lässt sich öffnen und zum Einladen nutzen, der restliche ist in Glas ausgeführt.

Eine neue Idee ist die sogenannte "Sports Utility Box" - ein multifunktionales, zusätzliches Wechsel-Staufach, das im geöffneten hinteren Seitenfenster eingeklinkt wird. Dank beidseitiger Klappen kann die Box sowohl von außen als auch von innen beladen werden; ebenso können Gegenstände durchgereicht werden. Mit der "Roof Box" bietet das Auto auch für die Ladeluke im Dach ein solch praktisches System. In dieser Hinsicht hat Mini viele Ideen teilweise mit hohem Aufwand umgesetzt, die die Studie als solche interessant machen, für eine spätere Serie aber nicht taugen oder viel zu teuer sind.

Im lichten Innenraum sind die vier Einzelsitze mit integrierten Gurten - die hinteren lassen sich zu einer ebenen Fläche umklappen - wiederum "schwebend" am Mitteltunnel aufgehängt, die vorderen lassen sich zur Erleichterung des Einstiegs in den Fond elektrisch drehen. Weißes Leder in verschiedenen Oberflächen unterstreicht das lichte, moderne Ambiente; zu den weiteren Materialien gehören aluminiumbeschichtetes Glasfaser-Geflecht, Alcantara, Chrom, Aluminium, Kunststoff in Carbon-Optik und blaues Teppichmaterial aus Nylongeflecht.

Interessant erscheint die Idee einer drehbaren Ausführung des Mini-typischen Zentralinstruments: Auf der einen Seite erscheinen ein Display für Navigationssystem und ein künftig vorstellbares "iDrive", auf der anderen sind konventionelle Rundinstrumente für Öldruck und -temperatur und Wasser-Temperatur angeordnet.

Sir Alec Issigonis, der Vater des Mini, würde dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. Er verstarb 1988 - ohne den Erfolg des "New Mini" von BMW noch mitzuerleben. Ob ihm die Lifestyle-Studie gefallen hätte, muss ebenso offen bleiben. Wenn auch das spätere Serienmodell vom Grundkonzept aus Zweitürigkeit, (vielleicht) fehlender B-Säule und den geteilten Hecktüren abgesehen sich deutlich von der Studie unterscheiden dürfte, bleiben Zweifel, ob BMW sich mit der Erweiterung der Produktpalette an sich einen Gefallen tut - oder nur das Markenimage verwässert, Käufer umschichtet und viel Geld investiert.

Der Mini ist ein weitgehend sympathisches Auto, beim Kombi haben jedenfalls wir unsere Zweifel. Aber vielleicht sind wir nur schon zu alt - und unsportlich.
text  Hanno S. Ritter
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