5.361 Verkehrstote zählten die Statistiker im vergangenen Jahr. Nun liegen auch nach Altersgruppen und Fahrzeugbenutzung
gegliederte Erkenntnisse vor. Danach sind junge Erwachsene immer noch besonders gefährdet; erstmals seit fünf Jahren
stieg auch bei Kindern der Blutzoll wieder an.
Obwohl im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent weniger junge Männer und Frauen im Straßenverkehr ums Leben
kamen, gehörte über ein Fünftel aller Getöteten zu dieser Altersgruppe.
"Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von acht Prozent hatten junge Erwachsene ein sehr viel höheres Risiko, im
Straßenverkehr zu sterben", so der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz zum Unfallgeschehen 2005 mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) am Donnerstag in Berlin.
Geringe Erfahrung, Selbstüberschätzung, eine höhere Risikobereitschaft, jugendspezifische Fahr- und Sozialsituationen
und ein Faible für Geschwindigkeit kennzeichneten meist diese Personengruppe und damit ihr erhöhtes Risiko, sagte
DVR-Präsident Professor Manfred Bandman. Auch Alkohol- oder Drogenkonsum spielten eine Rolle. Daher begrüße der DVR
ausdrücklich die Initiative des Bundesverkehrsministers, ein Alkoholverbot für Fahranfänger einzuführen. Diese klare
Regelung würde junge Leute unterstützen und ihnen viele schwierige Diskussionen im Freundeskreis ersparen. "Studien und
Umfragen belegen immer wieder, dass auch mehr als 80 Prozent der jungen Fahrer selbst dafür sind", so Bandmann.
Zum ersten Mal nach fünf Jahren kamen wieder mehr Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr ums Leben. Im Jahr 2005
wurden 159 Kinder bei Straßenverkehrsunfällen tödlich verletzt, sechs Kinder (+ 3,9%) mehr als im Vorjahr. Besonders
stark von 23 auf 41 (+ 78%) ist die Zahl der Kinder gestiegen, die auf dem Fahrrad getötet wurden.
Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) bezeichnete diese Zahlen als "gesellschaftlich so nicht tragbar" und forderte
Konsequenzen. Es sei dringend ein neuer Ansatz in der deutschen Verkehrspolitik erforderlich, so Hermann-Josef Vogt vom
VCD-Bundesvorstand. Der Club denkt dabei an das in anderen Ländern eingeführte Programm "Vision Zero", also einem Ziel
von null Verkehrstoten. Insbesondere die Geschwindigkeit müsse auf allen Straßen gesenkt werden, damit Unfälle weniger
drastische Folgen hätten.
Gegenüber dem Vorjahr verunglückten 2005 auch vier Prozent mehr Männer und Frauen im Alter von über 65 Jahren, dagegen
wurden weniger Senioren (- 3,2%) tödlich verletzt. Während ältere Menschen im letzten Jahr weniger als Fußgänger (- 15%)
oder als Pkw-Insasse (- 4,7%) getötet wurden, hat auch hier die Zahl der getöteten Radfahrer über 65 Jahre um
mehr als ein Viertel von 224 auf 282 Personen zugenommen.
Insgesamt war das Risiko, als Fahrradbenutzer zu verunglücken, im letzten Jahr wesentlich größer als in 2004. 78.434
Menschen Verunglückte zählten die Statistiker, 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr; 100 Personen oder ein Fünftel mehr
als 2004 kamen auf Fahrrädern zu Tode (575). Auch verunglückten mehr Personen auf Motorrädern (+ 1,1%), 875
Motorradbenutzer (+ 2%) starben im Straßenverkehr. Gute Tendenzen dagegen bei den Pkw-Insassen und den Fußgängern:
Hier sank die Getöteten-Zahl um 13 bzw. 18 Prozent.
Insgesamt war die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2005 um 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen (Autokiste
berichtete). "Durch diese erfreuliche Entwicklung kann Deutschland auch eine positive Halbzeitbilanz für die Forderung
der Europäischen Union zur Halbierung der Verkehrstoten im Zeitraum von 2000 bis 2010 vorlegen", so Hahlen. Mit einem
Rückgang von 2.142 Verkehrsopfern in den letzten fünf Jahren, einer Verringerung um 29 Prozent, "könnte" Deutschland die
EU-Zielsetzung erreichen. Weitere Zahlen und Tendenzen, auch nach Bundesländern, finden sich in dem nachfolgend verlinkten
Artikel.