
 |
BMW-Entwicklungs- |
BMW |
vorstand Burkhardt Göschel fordert Frequenzzuteilung für Radar- systeme, wie etwa im X5- Versuchsträger von 2002 (oben) |
Sogenannte Fahrassistenzsysteme machen die Tür auf zu einem bisher nicht gekannten Niveau der Verkehrssicherheit,
argumentieren die Hersteller solcher Systeme, allen voran die Autobauer, die die Technik anschließend in ihre
Fahrzeuge einbauen möchten. Die Rede ist etwa von Abstandstempomaten, die die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs
in Abhängigkeit von Verkehrsdichte und Abstand zum Vordermann selbstständig regeln oder von sogenannten
"Spurwechselassistenten", die das Umfeld des Fahrzeugs überwachen und den Fahrer bei drohenden Gefahren, etwa durch
im toten Winkel verschwindende Fahrzeuge oder Radfahrer, warnen. In absehbarer Zukunft sollen diese Systeme sogar
noch einen Schritt weitergehen - nämlich nicht nur warnen, sondern im Einzelfall auch aktiv in das Fahrgeschehen
eingreifen und etwa selbst bremsen oder lenken, um Unfälle zu vermeiden.
Einerseits ist das die logische Weiterentwicklung von bereits üblichen Systemen wie dem ESP bzw. eine Adaption der
im Flugverkehr üblichen Systeme, andererseits aber ist die Technik auch nicht unumstritten. Während die einen nur um
den Fahrspaß bangen, wenn die Blackboxen das Ruder übernehmen, sehen Andere durchaus zu Recht auch eine nicht immer
gewollte Abhängigkeit von der Elektronik sich weiter ausbreiten, ohne dass geklärt wäre, inwieweit deren Zuverlässigkeit
und richtiges Handeln in jedem Einzelfall über den Kopf des Fahrers hinweg vollständig gesichert werden kann. "Zu
Risiken und Haftungsfragen fragen Sie die Rechtsabteilung des Herstellers", schrieb die Süddeutsche Zeitung dazu
kürzlich treffend.
Einen völlig anderen Aspekt, der der weiteren Verbreitung der Assistenzsysteme im Wege steht, hat heute
BMW-Entwicklungsvorstand Professor Burkhardt Göschel ins Gespräch gebracht. Während in den USA die Frequenz für solche
Sensoren der Autoindustrie bereits zugewiesen wurde, gibt es in einigen europäischen Ländern trotz erfolgreicher
Testreihen noch Streitigkeiten bei der Vergabe einer einheitlichen Frequenz. "Frequenzgerangel kostet Sicherheit im
Straßenverkehr. Funkfrequenzen sind eine natürliche Ressource, deren gemeinschaftliche effiziente Nutzung gewährleistet
sein muss. Dies gilt um so mehr, wenn eine lebensrettende Technologie auf dem Spiel steht", sagte Göschel anlässlich der
heutigen Pressekonferenz des Industriekonsortiums "Short range Automotive Radar frequency Allocation (SARA)" in Berlin. Die
SARA-Initiative von zahlreichen Automobilherstellern und Zulieferern zielt auf eine rasche weltweit gültige Regulierung für
24GHz-Breitband-Autoradarsensoren.
Die automobilen Radarsensoren arbeiten mit sehr geringen Sendeleistungen - nach BMW-Angaben sind diese 1.000 bis 5.000 mal
geringer als bei einem Mobiltelefon. Sie teilten das Frequenzband "nachgewiesener Weise" problemlos mit anderen Anwendern,
hieß es weiter. Die Frequenzregulierungsbehörde der USA habe das Sicherheitspotenzial dieser Technologie bereits 2002
erkannt und die notwendige Frequenz für Radarsensoren der Automobilindustrie zugeteilt. Auch Vertreter der EU-Kommission in
Brüssel sowie der Bundesregierung teilten diese Sichtweise für eine möglichst schnelle Frequenzregulierung in Europa. Das
Problem: Einige europäischen Länder konzentrieren sich trotz erfolgreich verlaufener Testreihen noch auf minimale
Unverträglichkeitsrisiken mit anderen Anwendern. Diese allerdings, so BMW, seien "hundertmal kleiner als die Chance,
auf Anhieb einen Sechser im Lotto zu gewinnen".