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Total-Geschäfts-
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© TOTAL Dtl. GmbH
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führer Pflimlin bei der Eröffnung der ersten integrierten AdBlue-Zapfsäule in Berlin
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Während bei Diesel-Pkw der Rußfilter zwar langsam, aber doch beständig seinen Weg in die Serie oder vorerst
zumindest in die Aufpreislisten der Hersteller findet, ist über eine Abgasverbesserung bei Nutzfahrzeugen
kaum etwas zu hören. Fest steht nur, dass der Rußfilter für Lkw nicht oder jedenfalls nicht ohne Weiteres
adaptierbar ist. Doch eine Lösung muss her, wenn die künftige Abgasvorschriften eingehalten werden sollen.
Und es gibt auch eine, mit einer - wie könnte es in der Autobranche anders sein - dreibuchstabigen Abkürzung: SCR
bedeutet "Selective Catalytic Reduction" und ermöglicht die Einhaltung nicht nur der kommenden EU4-Abgasnorm
(ab Oktober 2005), sondern dem Vernehmen nach sogar der fünften Stufe dieser Norm, die voraussichtlich erst 2008
in Kraft tritt. An der Erprobung und Umsetzung arbeiten alle namhaften Lkw-Hersteller.
Voraussetzung für ein funktionierendes SCR-System ist die Einspritzung eines Additives aus Harnstoff in den Abgasstrom,
das durch die Hitze der Abgase Ammoniak freisetzt, der wiederum die Umwandlung von Stickoxiden in die harmlosen Substanzen
Wasser und Stickstoff ermöglicht. So sollen rund 70 Prozent der giftigen NOx-Emissionen - die bezogen auf den Verkehr inzwischen überwiegend aus Lkw-Auspuffanlagen stammen - vermieden werden können. Die Harnstofflösung wird beim Betanken in
einen separaten Fahrzeugtank gefüllt. Besonderes Schmankerl hierbei: Die Technik reduziert nicht nur die Abgase, sondern
auch den Verbrauch - von fünf bis zehn Prozent ist die Rede - und die Partikel. So werden mindestens zwei Fliegen mit einer
Klappe geschlagen, und auch die Spediteure sind angesichts der Ersparnis bei Kraftstoffkosten und emissionsabhängigen
Mautgebühren durchaus für die neue Technik zu begeistern, so dass auch ein reger Nachrüstmarkt erwartet werden darf.
Die 32,5prozentige Harnstofflösung - eine vergleichsweise harmlose Chemikalie - wird künftig international unter
dem Namen "AdBlue" vermarktet, der gemeinsam von Vertretern der Mineralölwirtschaft, der chemischen Industrie, der Fahrzeugindustrie und deren Zulieferern kreiert wurde. Weil flüssiger Harnstoff auch in der Landwirtschaft als
Düngemittel benötigt wird, stehen ausreichend große Mengen zur Verfügung.
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© DaimlerChrysler AG
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AdBlue-Tankstutzen
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Am vergangenen Freitag wurde als Pilotprojekt in Berlin nun eine Tankstelle mit integrierter AdBlue-Zapfsäule
eröffnet. Hier kann der Lkw-Fahrer erstmals mit einer zusätzlichen, in die gleiche Zapfsäule integrierten Zapfpistole
den Harnstoffvorrat zeitgleich mit dem Diesel auffüllen; das Rangieren und Verwenden einer separaten AdBlue-Säule
entfällt. Das Projekt wird getragen von DaimlerChrysler und dem TOTAL-Konzern und soll flächendeckende AdBlue-Praxistests
ermöglichen. Deswegen wird demnächst auch am Mercedes-Sitz in Stuttgart eine weitere solche Anlage eröffnet.
"Der Einsatz von SCR-Technik ist ein Beispiel dafür, dass Umweltschutz und Ökonomie durchaus im Einklang miteinander
stehen. Beim Einsatz geeigneter Technologie profitieren alle, es gibt keinen Verlierer", sagte die
Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Margareta Wolf, bei der Tankstellen-Eröffnung.
Voraussetzung für die Praxistauglichkeit der neuen Technik ist neben der flächendeckenden Versorgung mit AdBlue
und der Serienreife des SCR-Katalysators auch eine ausgefeilte Dosier- und Heiztechnik für AdBlue im Abgasstrom.
An einer solchen arbeitet seit längerem u.a. Zulieferer Bosch (Autokiste berichtete im Oktober 2000, Link nachfolgend).