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ARCHIVSieben Jahre Bauzeit / Hohe Investitionen / Vorbildlicher Sicherheitsstandard
Weniger Stau in Hamburg: Vierte Elbtunnelröhre eröffnet
"Die Inbetriebnahme der 4. Elbtunnelröhre ist für eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen in Deutschland und Europa von
herausragender Bedeutung. Ein Nadelöhr im Bereich der Elbquerung bei Hamburg wird nun beseitigt und die häufigen Staus vor dem
Elbtunnel werden der Vergangenheit angehören", sagte Angelika Mertens, Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesverkehrsministerium, anlässlich der Verkehrsfreigabe der 4. Elbtunnelröhre am Montag in Hamburg. Elbtunnel und
Köhlbrandbrücke seien unverwechselbare Wahrzeichen Hamburgs und Beweis der außerordentlichen Bundesinvestitionen für Hamburg
und den norddeutschen Raum.
"Der Bund hat für den 1995 begonnenen Bau der 4. Elbtunnelröhre tief in die Tasche gegriffen", betonte die Staatssekretärin.
Die Bau- und Grunderwerbskosten, die durch den Bund getragen werden, belaufen sich auf rund 550 Millionen Euro. Diese werden
durch ein Bankenkonsortium privat vorfinanziert, die Zinskosten für die Refinanzierung belaufen sich zusätzlich auf rund 325
Millionen Euro. Die Rückführung des Kreditbetrages beginnt ein Jahr nach der Abnahme und erfolgt in 15 Jahresraten zzgl. Zinsen.
Mertens dankte allen Beteiligten für die "technische Meisterleistung" beim Bau dieses Tunnels.
Für den insgesamt 4,1 km langen Abschnitt, von dem rund 3,1 km als Tunnel unter der Elbe realisiert wurden, wurde in den
Jahren 1995/96 eine Tunnelbohrmaschine gebaut, die mit einem Außendurchmesser von 14,20 Metern die größte der Welt ist. Sie
wurde auf den Namen TRUDE ("Tief Runter Unter Die Elbe") getauft. Die Gesamtmasse beträgt rund 2.600 Tonnen, die Länge
insgesamt ca. 60 Meter. Davon entfallen ca. 12,90 Meter auf die eigentliche Vortriebsmaschine, der Rest besteht aus den so
genannten Nachläufern, in denen alle für den Betrieb erforderlichen Versorgungsaggregate untergebracht sind.
Das Schneidrad von Trude ist im Museum der Arbeit ausgestellt. Mit der Maschine selbst wird derzeit in der Nähe Moskaus ein
baugleicher Tunnel hergestellt. Im Oktober 1997 wurde mit dem Schildvortrieb begonnen. Im Mai 1999 hatte "Trude" die Elbe
unterquert, und im März 2000 war der gesamte Tunnel mit einer Länge von 3.096 Metern im Rohbau fertig. Trude hatte davon im
Schildvortrieb 2.561 Meter gebohrt. Dabei hatte sie die Elbe von Süden nach Norden mit einer Bodenüberdeckung von 7 - 13 Metern
unterquert. Unmittelbar danach wurden zwei Fluchttunnel im Rohrvortrieb unter Drucklufteinsatz erstellt und an die benachbarte
Weströhre angeschlossen.
Neue Wege wurden auch bei der Sicherheit beschritten: So gibt es u.a. eine besonders leistungsfähige Rauchabzugsanlage mit
eigenem Rauchgaskanal in der Decke, durchgehende Standspuren, Feuerwehren an den beiden Portalen sowie eine eigene Leitwarte,
die die Funktion des Tunnels und seine Sicherheit rund um die Uhr gewährleisten soll. Alle Bereiche des Tunnels sind
videoüberwacht und mit Lautsprechern für Durchsagen im Gefahrenfall ausgerüstet. Die Mitarbeiter der Leitzentrale können die
Autofahrer zudem über das Autoradio ansprechen. "Sicherheit hat höchste Priorität und ist ein ständiger Lernprozess", hob
Mertens hervor, sie sei immer ein Gesamtpaket von Maßnahmen.
Wirklich weniger Stau gibt es jedoch noch nicht sofort: Wegen Arbeiten in den bisherigen Durchfahrten wird in den kommenden
Monaten jeweils eine der alten Röhren gesperrt sein. Die vollständige Inbetriebnahme aller acht Fahrstreifen solle plangemäß
2003 erfolgen, stellte die Staatssekretärin in Aussicht.
Die Tunneleröffnung haben das Hamburger Amt für Geoinformation und Vermessung und das Hamburger Staatsarchiv zum Anlass
genommen, gemeinsam eine Ausstellung vorzubereiten, welche die Geschichte der Verkehrswege über die Elbe zum Thema hat.
Die Ausstellung unter dem Motto "Drunter oder Drüber, Elbquerungen gestern und heute" wird am Dienstag, 29.10.2002,
offiziell eröffnet. Bis zum 20. Dezember sind Besucher willkommen im Foyer des Staatsarchivs an der Kattunbleiche 19
(Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-16 Uhr, Mi bis 18 Uhr), der Eintritt ist frei.
text Hanno S. Ritter
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