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Mittwoch, 24. April 2024
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Piëch: 'Startschuss für neues Kapitel Automobilgeschichte' / Neues Produktionskonzept auf Parkettboden

Volkswagen weiht Gläserne Manufaktur Dresden feierlich ein

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Feierlich eingeweiht: © Volkswagen AG
Die "Gläserne Manufaktur" von VW in Dresden
Mit einem feierlichen Festakt wurde am Dienstag Volkswagens Gläserne Manufaktur Dresden eingeweiht. Damit fiel der Startschuss zur Fertigung der neuen Oberklasse-Limousine von Volkswagen, die im nächsten Frühjahr auf den Markt kommen wird. Als Gäste nahmen zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, an ihrer Spitze Bundeskanzler Gerhard Schröder, der auch die Festrede hielt, und der sächsische Ministerpräsident, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, an der Veranstaltung teil.

Die offizielle Eröffnung der Manufaktur wurde gemeinsam von Bundeskanzler Schröder, Ministerpräsident Biedenkopf, Volkswagen-Chef Dr. Ferdinand Piëch und Dr. Folker Weißgerber, Mitglied im VW-Vorstand, vorgenommen. Dr. Piëch verwies in seinen Ausführungen auf die weit über 100 Jahre alte Tradition des Automobilbaus in Sachsen. "Heute", so Piëch wörtlich, "wird hier mit der Eröffnung der Gläsernen Manufaktur Automobilgeschichte betrieben. Feinste Handarbeit und modernste Technologie werden hier für unsere Kunden und Gäste sichtbar und fühlbar. Die Marke Volkswagen erreicht damit eine neue Dimension der emotionalen Anbindung an ein völlig neues Produkt-Marktsegment der automobilen Spitzenklasse. Im Mittelpunkt unseres Handelns steht das Bestreben nach Erfüllung eines kompromisslosen Qualitätsversprechens."

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Ungewöhnlich schönes Ambiente © Volkswagen AG
für eine industrielle Produktionshalle: Viel Licht,
Platz und Parkettboden in der Gläsernen Manufaktur
In seiner einleitenden Begrüßung der Gäste war Weißgerber auf die Idee, ein Fahrzeug der Luxusklasse zu bauen, eingegangen. Diese Entscheidung sei mit einer hohen Herausforderung für die Produktentwickler und Fertigungsexperten verbunden gewesen. "Ein solches Produkt der Spitzentechnologie", sagte Dr. Weißgerber, "kann man nicht einfach in einer klassischen Automobilfertigung produzieren, man benötigt dazu Präzisionshandarbeit. Des weiteren wollten wir die Faszination der Technik mit sichtbaren Prozessen als Inszenierung der Fertigung und natürlich auch als Attraktion für Kunden und Besucher darstellen." Seit der Grundsteinlegung im Juli 1999 seien bis heute genau 868 Tage vergangen, insgesamt habe man 187 Millionen Euro investiert.

Mit der Gläsernen Manufaktur realisiert Volkswagen als erster Hersteller ein Produktionskonzept, das Prozesse der klassischen industriellen Automobilproduktion und manufakturartige Arbeiten miteinander verknüpft. Einmalig ist darüber hinaus die Tatsache, dass die Fertigung von den Kunden direkt begleitet werden kann.

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Nimmt schon einmal testweise in © Volkswagen AG
seinem zukünftigen Dienstwagen (hier die gepanzerte Version
"Protect") Platz: Bundeskanzler Gerhard Schröder bei den
Eröffnungsfeierlichkeiten
Als Bauwerk umgesetzt wurde die Idee der Gläsernen Manufaktur durch die Architektengruppe Gunter Henn, die bereits die Autostadt in Wolfsburg gebaut hatte. Die neue Volkswagen Oberklasse entsteht hinter 27.500 Quadratmetern schallisolierter Fensterfläche im 55.000 Quadratmeter großen Produktionsbereich. Die Glasflächen und 24.000 Quadratmeter Parkettboden erzeugen eine lichte Atmosphäre, in der sich die innovative Grundphilosophie einer "Manufaktur" mit sorgsam ausgeführten und vielfach in Handarbeit erfolgenden Montageschritten als Ergänzung der industriellen Fertigungsprozesse widerspiegelt.

Die Fertigung findet in der Gläsernen Manufaktur auf mehreren Ebenen statt. Kernelement der neuen Fertigungslinie ist das sogenannte Schuppenband. Mit gewöhnlichen Fließbändern hat es nur noch die Taktsteuerung in Montageschritte gemeinsam. Die Oberfläche des Schuppenbandes selbst besteht aus jeweils 29 Einzelgliedern, die auch vollständig mit Parkett belegt sind und die zu montierenden Fahrzeuge mitführen. Weitere Kennzeichen sind u.a. die Stromversorgung auf induktivem Weg und eine neuartige indirekte Beleuchtung. Alle für die Montage benötigten Teile begleiten in einem "Warenkorb" das jeweilige Fahrzeug.

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Umweltfreundlich und "just in time": Die © Volkswagen AG
Teile kommen vom Stadtrand per Straßenbahn "CarGoTram"
Ebenfalls neue Wege beschreitet Volkswagen mit dem in die Manufaktur integrierten Eventbereich. Hier können sich Besucher und Kunden mittels hochmoderner Technologien über Volkswagen, die Oberklassemodelle und generell über das Thema der individuellen Mobilität informieren. Kunden, die ihr Fahrzeug in Dresden selbst abholen, werden in einem separaten Teil dieses Bereiches exklusiv betreut.

Gleichzeitig entstand mit der citynahen Manufaktur auch ein neues Logistiksystem. Hierbei pendeln eigens entwickelte Straßenbahnzüge (CarGoTram) umwelt- und verkehrsfreundlich auf dem städtischen Straßenbahnnetz mit vorgefertigten Teilen zwischen dem außerhalb gelegenen Logistikzentrum und der Gläsernen Manufaktur.

Mit hohem Aufwand an das Stadtbild angepasst wurden die rund 50.000 Quadratmeter großen Außenanlagen; etwa 6 Millionen Euro flossen in das Manufaktur-Umfeld am Straßburger Platz, rund 100 Meter entfernt vom Botanischen Garten. Das von weitem sichtbare Erkennungszeichen der Manufaktur ist ein fast 40 Meter hoher Glasturm, in dem die fertigen Fahrzeuge auf ihre Abholung warten - ganz wie in der Wolfsburger Autostadt.

Nach Unternehmensangaben wird in dem Dresdner Montagewerk im Stadtzentrum später auch der gemeinsam mit Porsche entwickelte Geländewagen montiert, der bislang unter dem Namen "Colorado" bekannt war, nach jüngsten Medienberichten jedoch "Tuareg" heißen soll. Präsentation soll noch in diesem Jahr sein. Bei voller Auslastung der Fabrik können in der sächsischen Landeshauptstadt bis zu 800 Mitarbeiter täglich 150 Fahrzeuge aus vorgefertigten Teilen zusammensetzen. Derzeit arbeiten bereits rund 250 Beschäftigte an der Vorserie. Insgesamt und langfristig sollen Prognosen zufolge durch Zulieferer und Dienstleister im Umfeld der Manufaktur bis zu 3.000 weitere Arbeitsplätze entstehen.

Im Zuge der Werkseinweihung in Dresden hat das Unternehmen auch den endgültigen Namen für den bislang als "D1" bekannten großen Volkswagen bekannt gegeben »
text  Hanno S. Ritter
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