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Europas "Hauptstadt" ist |
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auch Europas Stau-Hauptstadt: Brüssel |
Europas "Hauptstadt" ist auch 2011 Europas Stau-Hauptstadt. Nirgendwo sonst stockt der Verkehr so oft wie in Brüssel,
geht aus einer Untersuchung von TomTom hervor, die die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten der Navi-Nutzer auswertet.
Deutschland kommt gut weg; Details der Auswertung erscheinen merkwürdig.
Der Studie zufolge kommt es in der belgischen Metropole täglich auf mehr als 38,9% der Hauptverkehrsstraßen zu
Verzögerungen, 1,2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Damit liegt Brüssel weiterhin knapp vor Warschau mit 38,1 Prozent
an der Spitze der am stärksten verstopften Städte.
London steht trotz einer Abnahme des Verkehrs (im Sinne der Auswertung) um 0,2 Prozentpunkte nun auf dem dritten Platz
der stauanfälligsten europäischen Städte. Auch Edinburgh und Manchester sind unter den ersten zehn, nicht mehr
aber Belfast und Dublin. Mit insgesamt 16 Städten in den Top 50 ist das Vereinigte Königreich im Jahr 2011 das
am meisten staugeplagte Land Europas. Aus Frankreich haben es wie im Vorjahr lediglich Paris und Marseille in
die Studie geschafft, dies aber ebenfalls unter den zehn ersten Listenplätzen.
München - Deutschlands Stau-Stadt Nummer 1 - landet im europäischen Vergleich nur auf Platz 25. Die bayerische
Hauptstadt liegt mit einem Plus von 1,6 Prozentpunkten nach Stuttgart (+2,2 PP) und Hamburg (+2,2 PP) an der Spitze
jener Top50-Städte, wo die Verkehrsbelastung im letzten Jahr am stärksten zugenommen hat. Im innerdeutschen Ranking
steht Frankfurt mit einer Stauzunahme um 3,4 Prozentpunkte an der Spitze. Ein erfreuliches Zeichen setzte hingegen
Essen, das im gleichen Zeitraum die Verkehrsbelastung um 2,1 Prozentpunkte reduzieren konnte. Berlin, Düsseldorf,
Nürnberg, Hannover und Frankfurt sind nicht mehr in den Top50 enthalten.
Entspannt lässt sich nach der Auswertung in Irland, Norwegen, Spanien, der Schweiz, Tschechien und Ungarn Auto
fahren, denn all diese Länder sind lediglich mit einer Stadt in den Top 50 vertreten, Schweden und Finnland gar
nicht mehr. Die positivste Entwicklung hat hierbei Irland genommen: Die Hauptstadt Dublin konnte die Verkehrsbelastungen
um beeindruckende 9,7 Prozentpunkte reduzieren.
Das Ranking der Städte gibt nicht notwendigerweise die tatsächliche Staubelastung wider. Es basiert vielmehr auf der
Messung, wie schnell Autos im städtischen Straßenverkehr fahren. Diese Messungen stammen aus anonymen Geschwindigkeitsprofilen,
die tagtäglich von Autofahrern mit Navigationsgeräten von TomTom übermittelt werden. Sobald ein Fahrer mit 70% oder weniger
der zulässigen Höchstgeschwindigkeit gefahren ist, wurde für diesen Straßenabschnitt eine Verzögerung bzw. Stauung angenommen.
Die entsprechende Datenbank des niederländischen Unternehmens umfasst eigenen Angaben zufolge bis heute mehr 800 Milliarden
Geschwindigkeitsmessungen weltweit - täglich komme eine Milliarde hinzu.
Ausgewertet wurden die Daten von Autobahnen, Autostraßen, Bundesstraßen und Hauptstraßen in Städten mit mehr als 50.000
Einwohnern, jeweils bezogen auf die Anzahl der verstopften Straßen, nicht auf die tatsächliche Verzögerungsdauer.
Die Auswertung von TomTom erscheint in gewissen Punkten merkwürdig. So wurden im Vorjahr Städte ab 500.000 Einwohnern
berücksichtigt, auch bezifferte das Unternehmen letztes Jahr die Anzahl der bestehenden Geschwindigkeitsmessungen
mit 1,8 Billionen, also mehr als dem Doppelten der jetzt behaupteten 800 Milliarden. TomTom hat zudem sämtliche Änderungen
bei den Städten in Prozent kommuniziert, gemeint sind aber offenbar Prozentpunkte: In Brüssel stieg die Zahl der Straßen
mit Staus von 37,7 auf 38,9 Prozent, also nicht um 1,2 Prozent, sondern um 1,2 Prozentpunkte - ein Unterschied, der mehr
ist als Erbsenzählerei.