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Forscher wollen kommendes eCall-System als Sirenen-Ersatz nutzen
Fraunhofer: Katastrophenwarnung mittels Autohupen
Überschwemmung, Großfeuer oder Chemieunfall – früher heulten die Sirenen, um die Bevölkerung zu warnen.
Heute gibt es in Deutschland kein flächendeckendes Warnsystem mehr. Ihre Aufgabe sollen nach der Vorstellung von
Fraunhofer-Forschern künftig Hupen in geparkten Autos übernehmen – ferngesteuert.
In Deutschland warnte früher ein flächendeckendes Sirenensystem die Bevölkerung im Katastrophenfall - bei Waldbrand,
Industrieunfällen oder drohender Überflutung eines Stadtteils. Der Sirenenalarm war kaum überhörbar, detaillierte
Informationen übertrugen Rundfunk und Fernsehen.
Doch Mitte der neunziger Jahre, nach Ende des Kalten Krieges, wurden die meisten Sirenen abgebaut - zugunsten des
satellitengestützten Warnsystems SatWaS, das die Bevölkerung nur noch über Funk und TV informieren soll. Doch
sind die Empfänger ausgeschaltet, verhallt die Warnung ungehört. Auch andere Einzellösungen haben sich bisher
nicht durchgesetzt. Eine flächendeckende Warnung ist nicht gewährleistet. Feuerwehr und Katastrophenschutz wünschen
sich nun die Sirene zurück. Das allerdings würde Bund und Länder mehrere 100 Millionen Euro kosten.
Geht es nach dem Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) in Euskirchen, wird diese
Aufgabe künftig von Hupen geparkter Autos übernommen. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben die Forscher bereits Ende
Januar ein entsprechendes Patent angemeldet. Die Idee dahinter nutzt das Notrufsystem "eCall", das ab September 2010
nach dem Willen der EU zur Ausrüstung jedes Neuwagens gehören soll.
Es besteht aus einem GPS-Sensor und einer Mobilfunkkomponente, die beispielsweise Unfallzeitpunkt, Koordinaten und
Fahrtrichtung an eine Notrufzentrale übermitteln können. Über diese Infrastruktur wollen die INT-Forscher die Bevölkerung
warnen, indem sie etwa folgendes Signal senden: "An alle Fahrzeuge mit dem Warnempfänger, die sich innerhalb der
Grenzen folgender GPS-Koordinaten befinden: Ist der Motor abgestellt, fangt an zu hupen!"
Alle bisher vorgeschlagenen Lösungen, wie etwa Handy oder Rauchmelder, informierten immer nur den Benutzer dieses
Gerätes, erläutert INT-Forscher Dipl.-Ing. Guido Huppertz. "Damit erreichen sie die gesamte Bevölkerung nur dann,
wenn der Ausstattungsgrad bei 100 Prozent liegt." Beim Vorschlag der Euskirchener reichen nach ihren Berechnungen
dagegen bereits 14 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge aus, um eine flächendeckende Alarmierung zu ermöglichen.
Zwei bis vier Jahre nach der eCall-Einführung könnte das Warnsystem einsatzfähig sein.
Das neue System soll dabei die anderen Möglichkeiten ergänzen und nicht ersetzen. "Der Aufwand beschränkt sich darauf,
ein kleines elektronisches Modul in Neufahrzeuge zu integrieren", so Huppertz. Die gesamte behördenseitige Infrastruktur
sei bereits vorhanden.
text Hanno S. Ritter
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