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Prototyp eines |
Daimler |
Online-Navis: Mercedes MyCOMAND-Screen |
MyCOMAND heißt der Nachfolger-Prototyp des großen Mercedes-Navigationssystems COMAND. Wesentliche Neuheit: Das
System funktioniert vollständig auf Online-Basis – weswegen auch die Serieneinführung noch einige Jahre auf sich warten
lassen wird.
Das Internet müsse man nicht unbedingt im Auto nutzen können, hieß es bei Mercedes noch vor ein paar Jahren,
als die Marke mit Elektronik-Problemen kämpfte und sogar elektrische Fensterheber in Frage stellte.
Die Elektronik hat Mercedes inzwischen weitaus besser im Griff - und natürlich ist es keine Frage, dass
das Internet nach den heimischen Computern und den mobilen Geräten wie Handys und PDAs auch die Autos
erobern wird. Einen ersten Schritt kann man in der Serie bereits bei BMW begutachten - vielleicht mit
ein Grund dafür, dass die Stuttgarter jetzt ihre Vision vorführen.
Eingebaut ist sie im ConceptFASCINATION, jenem Shooting-Brake-Showcar, das auf dem Pariser Autosalon vor
gut zwei Monaten einen Ausblick auf das Design der kommenden E-Klasse gegeben hatte und jetzt, auf
der Los Angeles Motor Show, auch einen Interieur-Blick erlaubt. Die Sprache der Marketing-Leute hat
dabei sogar nochmals an Übertreibung gewonnen: MyCOMAND in dem seinerzeit als "faszinierenden Juwel"
beschriebenen Auto sei die "Revolution im Armaturenbrett", fabuliert Mercedes wörtlich.
Der wesentliche Unterschied zu bekannten Systemen besteht in der konsequenten Nutzung des Internet als
Quelle sowohl für Daten als auch für das Betriebssystem des Geräts. So aktualisiert sich MyCOMAND bei
jedem Motorstart automatisch über das Netz. So kann der Autobauer mit den schnellen Entwicklungszyklen
der Unterhaltungsindustrie Schritt halten und Funktionsumfang und GUI, also die Benutzeroberfläche,
immer wieder auf den neuesten Stand bringen.
Der Kunde profitiert nicht nur durch ein immer aktuelles System, sondern etwa im Bereich der Navigation
auch durch stets aktuelle Daten. Diese sogenannte Off-Board-Navigation berücksichtigt bei der Routenwahl
auch die im Internet verfügbaren Verkehrsinformationen. Neben der konventionellen Kartendarstellung können
auch Satellitenbilder wiedergegeben werden. Die Suche von Zielen muss zudem nicht mehr einem starren
Format (Land - Ort - Straße - Hausnummer) erfolgen, sondern erlaubt die freie Eingabe, wie man sie etwa
von Google Maps kennt.
Dabei können Ziele mit aktuellsten Daten verknüpft werden, so dass der Fahrer zum Beispiel leicht die
günstigste Tankstelle im Umkreis oder entlang der Route finden kann. Das System zeigt zudem etwa das
Wetter auf der Strecke an und informiert über das Hotel- und Freizeitangebot am Zielort. Auch die
Hotelbuchung aus dem Auto heraus ist für den "Trip-Assist" kein Problem.
Auch den Radioempfang und das Telefonieren (Voice-over-IP) hat Mercedes in dem Forschungsprojekt auf das
Internet verlagert. Denkbar wäre zudem, vom Autos aus auf im Web abgelegte Musikdaten zuzugreifen. Gesteuert
wird myCOMAND über den bekannten Dreh-Drücksteller, zwei Zusatztasten und auch per Spracheingabe.
Das System ist, so hört man, weitgehend fertig entwickelt, krankt aber noch an mangelnder Bandbreite und
Geschwindigkeit der Funknetze, die die Daten ins Auto schicken. Wenn dieses Problem via bezahlbarer und
zuverlässiger Flatrate gelöst ist, könnte myCOMAND in Serie gehen. Wenn nicht noch eine wichtigere
Revolution dazwischenkommt.