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Donnerstag, 18. April 2024
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Daimler startet pfiffiges Pilotprojekt in Ulm

Smart Car2Go: Ad-Hoc-Autovermietung zum Minutenpreis

Siehe Bildunterschrift
Pilotprojekt in Ulm: Daimler
Car2Go-Smart für 19 Cent/Minute
Daimler sucht seit einiger Zeit mögliche neue Geschäftsfelder. Ein erstes ist gefunden und geht jetzt in Ulm in den Testbetrieb. Die Idee hinter "Car2Go" ist nicht völlig neu, aber pfiffig umgesetzt: Der Autobauer vermietet Smarts – kurzfristig, unkompliziert und zum Minutenpreis. Als "Mobilitätskonzept" bezeichnet Daimler das neue Projekt. Was zunächst nach Marketing-Sprech klingen mag, ist auf den zweiten Blick durchaus zutreffend, hat der Konzern hier doch eine Mischung aus Car-Sharing und Ad-hoc-Autovermietung konzipiert, die es so bisher höchstens für Fahrräder gab.

Car2Go - der Projekt-Name ist dann wirklich Marketing-Sprech - funktioniert so: Im Stadtgebiet werden flächendeckend Fahrzeuge vom Typ Smart Fortwo CDI bereitgestellt, die rund um die Uhr von jedem Interessierten gemietet werden können. Nach einmaliger Registrierung haben die Kunden die Möglichkeit, spontan oder mit Vorbuchung auf die Fahrzeuge zuzugreifen und beliebig lange zu nutzen. Dabei sieht das Konzept vor, dass innerhalb weniger Gehminuten immer zuverlässig ein freies Fahrzeug bereit steht. Der Kunde steigt ein, kann sofort losfahren und stellt den Miet-Smart nach Fahrtende einfach auf einen Stellplatz innerhalb des Stadtgebiets zurück.

Bei der Anmeldung zu "car2go" wird der Führerschein des Kunden mit einem elektronischen Siegel versehen, der das Öffnen des Fahrzeugs ermöglicht. Zu seinem Auto kann der Kunde dann auf unterschiedlichen Wegen kommen. Zum Beispiel durch spontane Miete im Vorbeigehen: Wo immer ein freier Smart steht, kann er diesen "vom Fleck weg" mieten. Dazu hält der Kunde seinen Führerschein an ein Lesegerät im Bereich der Windschutzscheibe, steigt ein, tippt im Fahrzeug per Touchscreen-Navi seine persönliche Geheimzahl ein und fährt los. Freie Fahrzeuge können auch über das Internet oder eine Service-Hotline aufgefunden und maximal 24 Stunden im Voraus reserviert werden.

Die Mietzeit kann beliebig lange dauern. Während Zwischenstopps - wie etwa beim Einkaufen - bleibt das Fahrzeug für den Teilnehmer reserviert. Möchte der Kunde sein Auto zurückgeben, stellt er das Fahrzeug einfach auf einen Parkplatz im Stadtgebiet ab. Hierbei können alle so genannten "nicht bewirtschafteten" Stellplätze im Stadtgebiet, wie beispielsweise am Straßenrand oder innerhalb markierter Parkflächen, benutzt werden. Eine Kooperation mit der Stadtverwaltung macht dies möglich. Darüber hinaus werden zum Beispiel an Bahnhöfen oder Flughäfen speziell gekennzeichnete Parkplätze bereitgestellt.

Als Vorbild für die Abrechnung dient das Handy: Bezahlt wird nicht nach Fahrtstrecke, sondern nach Zeit - im Minutentakt. Für 19 Cent pro Minute kann der Kunde in Ulm ein "car2go" nutzen, bei längerer Mietdauer gibt es günstigere Stunden- (9,90 Euro) und Tagestarife (49,90 Euro). In diesem Preis sind alle Nebenkosten enthalten, also nicht nur Wartung, Steuer und Versicherung, sondern auch der Kraftstoff. Anmelde- oder Grundgebühren fallen ebenso wenig an wie eine Kaution hinterlegt werden muss. Die tatsächlich durchgeführten Fahrten werden per Monatsrechnung bezahlt.

Ein Serviceteam wartet, reinigt und betankt die Fahrzeuge regelmäßig. Übernimmt der Kunde das Tanken mit Hilfe einer vorbezahlten Tankkarte, die sich im Handschuhfach befindet, werden ihm Freiminuten für die nächste Fahrt gutgeschrieben.

Die erste Phase des Projektes mit 50 Fahrzeugen startet am 24. Oktober in Ulm - zunächst ausschließlich mit Mitarbeitern der Daimler AG, die in Ulm ein großes Forschungszentrum unterhält. In den ersten Monaten sollen technische Umsetzung, Servicekonzept und Nutzungsverhalten analysiert werden. Schon für das Frühjahr 2009 aber ist eine zweite Phase angekündigt, bei der die Fahrzeuganzahl etwa vervierfacht werden soll. Dann kann jedermann das System nutzen.

Wenn Daimler es ernst meint und das Projekt über die ein oder andere Schwierigkeit hinwegrettet und der Konkurrenz enteilt, in nicht allzu ferner Zeit auf ein elektrobetriebenes Cabrio umstellt, die Preise im Zaum hält und sich Gedanken über junge Eltern mit Kinderwagen als Zielgruppe macht, könnte sich aus dem Pilotprojekt ein veritables Geschäftsfeld entwickeln, das in den Metropolen dieser Welt viel Zukunft hat.
text  Hanno S. Ritter
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