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Wechselvolle Geschichte: Zehn Jahre Smart |
Daimler |
Zehn Jahre ist es her, dass eines der ungewöhnlichsten Autos auf die Straßen rollte: Das "smart city
coupé", das heute Fortwo heißt, bringt die Autowelt 1998 durcheinander. Pünktlich zum 10. Geburtstag
lief am Mittwoch in Hambach der einmillionste Smart vom Band.
Die Geschichte beginnt 1989: Nicolas G. Hayek, der umtriebige Erfinder der Swatch-Uhr, will ein kleines,
trendiges Stadtauto auf den Markt bringen. Er geht mit seinem Projekt bei verschiedenen Autobauern hausieren
und wird sich schließlich mit Volkswagen einig. Der 1991 geschlossene Vertrag wird jedoch zwei Jahre
später wieder gelöst - der neue VW-Chef Ferdinand Piëch hielt von der Idee nur wenig.
Als Ersatz kommt 1994 Mercedes-Benz ins Spiel - Smart (Swatch Mercedes Art) wird als Unternehmen im
schweizerischen Biel gegründet. Was viele verwundert, ist eigentlich eine konsequente Weiterverfolgung
einer alten Mercedes-Idee: Bereits seit den frühen 1970er-Jahren arbeiteten die Ingenieuere in
Stuttgart mit mehr oder weniger großem Elan an einem 2,50 Meter kurzen Stadtauto. Das Projekt verzögerte
sich jedoch insbesondere aufgrund der angestrebten Sicherheit.
Weitere vier Jahre nach der Übereinkunft mit Hayek dauerte es, bis aus der Idee ein fertiges, serienreifes
Auto geworden war - im September feierte der automobile Zwerg seine Weltpremiere auf der Internationalen
Automobilausstellung in Frankfurt. Fachwelt und Besucher staunten: Mercedes kann noch kleiner als die für
damalige Verhältnisse des Konzerns bereits kleine und ebenfalls neue A-Klasse. Verpackt in ein ungewöhnliches,
zweifarbiges Design gab es auf 2,50 Meter Länge Platz für zwei Personen und kleines Gepäck bei annehmbarem
Sicherheitsstandard. Heckmotor mit nur drei Zylindern, automatisiertes Getriebe, Mischbereifung, Glasdach
- der kleine Winzling ging nahezu in allen Bereichen seinen eigenen Weg.
Die Produktion lief im Juli 1998 an. Als Standort für das Werk der schweizerischen Firma mit der deutschen
Entwicklungsabteilung wurde Hambach in Frankreich gewählt. Nach Meinungsverschiedenheiten mit Hayek wurde
Smart noch im gleichen Jahr eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der damaligen Daimler-Benz AG.
Zehn Jahre später kann die inzwischen vollständig in den Daimler-Konzern integrierte Marke auf eine höchst
lebhafte Geschichte zurückblicken - voller Erfolge, Niederlagen und Umstrukturierungen. Vom Zukunftskonzept
über den 08/15-Forfour, die teuren Roadster und idiotische Studien zum kurz vor der vollständigen Aufgabe
stehenden Milliardengrab - und auch wieder zurück zum Fortwo der zweiten Generation, der sich trotz mancher
Unzulänglichkeiten aktuell gut verkauft: Die Smart-Geschichte halbwegs vollständig zu erzählen, würde ein
Buch füllen.
Autokiste geht auf einen bebilderten Streifzug.