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Samstag, 20. April 2024
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Drei Varianten bis 204 PS / 15 Prozent Verbrauchssenkung / EU5-konform

Mercedes: Erste Details zum neuen Vierzylinder-Diesel

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Neuer Mercedes-Diesel
Daimler
Wer angesichts des Rumgeeieres mit unausgegoren wirkenden "BlueEfficiency"-Konzepten glaubt, Mercedes habe den Zug der Zeit verpasst und sei untätig in punkto Verbrauchsreduzierung, wird eines Besseren belehrt: Die jetzt vorgestellte neue Diesel-Generation klingt vielversprechend – stärker, sauberer, sparsamer. Am Downsizing, also dem Verkleinern der Motoren in punkto Zylinderanzahl und Hubraum, kommt auch Mercedes nicht vorbei. Die Entwicklung dabei ist absehbar: Wer heute V8 fährt, dürfte künftig mehrheitlich zum Sechszylinder wechseln, wer heute mit einem Dreiliter-V6 liebäugelt, wird eher zum Zweiliter-Vierzylinder greifen.

Das wird manchem Kunden aus nachvollziehbaren Gründen, die viel, aber nicht nur mit Image zu tun haben, einige Überwindung kosten. Umso wichtiger erscheint deshalb ein Blick auf jenen Dieselmotor, den Mercedes in den kommenden Jahren millionenfach verbauen wird - von der C-Klasse über die S-Klasse mit Hybridkonzept bis hin zum Sprinter. Es ist also ein Vierzylinder, dessen Hubraum mit 2.143 Kubik nahezu exakt auf dem Niveau des bekannten Triebwerks (2.148 ccm) liegt.

Womit die wesentlichen Gemeinsamkeiten denn auch schon abgehandelt wären. Jenseits des Hubraums und der Zylinderzahl nämlich verfügt die neue Motorengeneration mit dem internen Kürzel OM 651 über eine Vielzahl von Unterscheidungsmerkmalen, die an dieser Stelle nur ansatzweise erläutert werden können. So gibt es eine zweistufige Turbo-Aufladung, einen größeren Ladeluftkühler und die Common-Rail-Technik der vierten Generation mit Einspritzdrücken bis zu 2.000 bar. Zu nennen sind außerdem eine Reduzierung der Verdichtung, die eine Erhöhung des maximalen Zünddrucks auf 200 bar ermöglicht. Sinn der Übung ist gleichermaßen das Erreichen von hohen Leistungswerten und Drehmomenten als auch eine Verringerung der Rohemissionen.

Zu den Fakten: Im Pkw-Bereich wird es zunächst drei Varianten mit 136, 170 und 204 PS geben - wohl nicht ganz zufällig nahezu die identische Staffelung wie künftig bei VW, wo ein 204-PS-Motor ebenfalls beschlossene Sache ist. Alle Versionen sind hubraumgleich und erfüllen bereits die EU5-Abgasnorm, ohne dass aufwändige Technik wie Bluetec nötig wäre.

Fahrleistungswerte liegen noch nicht vor, und auch in punkto Verbrauch legt Mercedes die Karten noch recht zaghaft auf den Tisch. In einem Mittelklasse-Modell komme der neue Motor in der Topvariante mit 5,4 Litern im Mittel aus, heißt es, die mittlere Version gar mit 5,1 Litern. Mittelklasse bedeutet bei Mercedes C-Klasse: Dort steht der aktuelle 170-PS-CDI derzeit mit 6,0 Litern im Datenblatt, woraus sich eine Verbrauchssenkung zugunsten der Neuheit von 15 Prozent errechnet. Das ist ein Wort, wenn auch hinzuzügen ist, dass der vergleichbare BMW 320d (177 PS) mit 4,8 Litern gelistet ist. Der VW Passat dagegen gönnt sich 6,1 Liter.

Zurück zu Mercedes: Der V6-CDI im C 320 CDI mit 224 PS genehmigt sich gar um die 7 Liter - ein mehr als deutliches Sparpotential von 23 Prozent zum neuen Motor tut sich auf, das den geringen Leistungsverlust vergessen lässt. Zu den optimierten Trinksitten tragen neben einer Vielzahl von innermotorischen Maßnahmen die elektrisch schaltbare Wasser- und Ölpumpe bei, die je nach Bedarf aktiviert werden.

Das neue Aggregat eignet sich für den Quer- und Längseinbau. Angetrieben werden Nockenwelle, Lanchester-Ausgleich sowie die Nebenaggregate durch eine Kombination aus geräuschoptimierten Zahnrädern und einem kurzen Kettentrieb, die sich an der hinteren Seite befinden. Dadurch können im Längseinbau mit nach hinten ansteigenden Motorhauben die gesetzlichen Anforderungen an den Fußgängerschutz erfüllt werden. Außerdem sind die Schwingungsanregungen durch die Kurbelwelle an der Motorrückseite geringer als vorn.

Der Motor, so lässt Mercedes darüberhinaus wissen, sei noch nicht am Ende seines Potenzials angelangt. Gemeint ist nicht nur die verbrauchssenkende Kombination mit Hybridkonzepten, sondern auch die Möglichkeiten des flexiblen Einspritztimings, deren Weiterentwicklung nochmals bessere Emissionswerte erwarten lassen.

Fragt sich nur noch, wann und wo der neue Diesel eingeführt wird. Dazu schweigt sich Mercedes noch aus. Sorry an die Marketing-Mannen, aber der Rat an potentielle Privat-Kunden kann nur lauten: Warten.
text  Hanno S. Ritter
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