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Porsche hält |
Porsche/VW/ak[M] |
jetzt fast 31 Prozent an Volkswagen |
Im Gegensatz zu bisherigen Ankündigungen hat Porsche am Montag seinen Anteil am Autokonzern Volkswagen auf knapp 31
Prozent erhöht. Der Aufsichtsrat hatte dazu erst am Samstag in einer außerordentlichen Sitzung grünes Licht gegeben.
Nun erhalten alle VW-Aktionäre ein Übernahmegebot – und Porsche zudem eine neue Rechtsform.
Der Vorstand nutzte die Ermächtigung des Kontrollgremiums kurzfristig und übte eine Option zum Kauf von 3,6 Prozent
der VW-Stammaktien aus. Bisher hielt Porsche 27,3 Prozent dieser Papiere.
Nach den aktienrechtlichen Vorschriften muss der Sportwagenbauer nun allen VW-Anteilseignern ein formelles
Übernahmeangebot unterbreiten. Hierbei soll jedoch nur der gesetzlich vorgeschriebene Mindestpreis angeboten werden,
der bei den Stammaktien unter dem aktuellen Kurswert liegt und somit keinen Aktionär zum Verkauf veranlassen würde.
Als Hintergrund für die Aufstockung, die Vorstandschef Wiedeking noch in diesem Monat zum wiederholten Male
ausgeschlossen hatte, nennt Porsche den erwarteten Fall des sogenannten VW-Gesetzes vor dem Europäischen
Gerichtshof, die nach einer entsprechenden Stellungnahme des zuständigen Generalanwalts immer noch wahrscheinlicher
wird. Diese "Lex VW" begrenzte bisher das Stimmrecht unabhängig von der Anteilschaft auf maximal 20 Prozent.
Porsche will im übrigen eine Holding-Struktur errichten, um das operative Geschäft von der Beteiligungsverwaltung
zu trennen. Vorgesehen ist dabei die Ausgliederung des operativen Geschäfts in eine 100prozentige Tochtergesellschaft,
die unter dem bisherigen Namen "Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG" den Geschäftsbetrieb weiterführt und ihren Sitz in
Stuttgart beibehält. Die dann als Holding agierende Haupt-Gesellschaft soll in eine europäische Aktiengesellschaft
"Societas Europaea (SE)" umgewandelt werden und ihren Sitz im Großraum Stuttgart haben. Hierüber will Porsche in
einer außerordentlichen Hauptversammlung voraussichtlich im Juni abstimmen lassen.
Porsche bezeichnete die Beteiligungsaufstockung am VW-Konzern als "logischen Schritt", um die weltweiten Herausforderungen
im Automobilmarkt noch besser bewältigen zu können. VW und der zweitgrößte Aktionär, das Land Niedersachsen, begrüßten
das Vorgehen. Spekulationen darüber, Porsche wolle die Mehrheit bei VW, dementierte der Sportwagenbauer, schloss aber
weitere Erhöhungen nicht aus. Ein erneutes Übernahmeangebot an die Aktionäre wäre dann nicht mehr erforderlich.
Porsche war im September 2005 bei VW eingestiegen und hatte zunächst maximal 20 Prozent des stimmberechtigten Kapitals
angepeilt. Schon damals hatten die Zuffenhausener betont, "auf keinen Fall" die Schwelle erreichen zu wollen, bei der
ein öffentliches Übernahmeangebot nötig sei.