 |
Neue Studie: VW ScIROCco |
Volkswagen |
33 Jahre ist es her, dass Volkswagen den Scirocco auf die Straßen brachte. In zwei bis drei Jahren, das darf als
gesichert gelten, wird es wieder einen zweitürigen VW-Sportler geben. Einen ersten Ausblick vermittelt die am
Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie mit dem abgehackten Namen.
"Iroc" heißt das Auto, das bereits mit der auffallenden grünen Lackierung die Brücke zum Vorgänger zu schlagen versucht:
"Viperngrün metallic" nannte sich der Farbton, der ab dem Modelljahr 1976 für den von Giorgetto Giugiaro gezeichneten
Scirocco I besonders typisch war.
Bei der neuzeitlichen Studie trifft die Farbe auf Karbonelemente in schwarz, etwa an den Schwellern, deren Struktur
sich nahtlos in den Innenraum fortsetzt. Vor allem aber die Frontpartie des Iroc ist ein Hingucker: Einen solch progressiv
gezeichneten, sechseckigen Kühlergrill aus Aluminium mit dem GTI-typischen schwarzen Wabengitter hat es nie zuvor für
einen Volkswagen gegeben. Man manifestiere damit die Entscheidung, künftig modell- und segmentspezifisch unterschiedliche
"Gesichter" einzusetzen, lässt Volkswagen wissen und verweist auf die ansatzweise schon bei Golf/GT/GTI/R36
vorgenommene Abgrenzung. Ein einheitliches Markengesicht wie bei Audi, BMW oder Mercedes gibt es damit weniger als je zuvor.
Erwähnenswerte Design-Details sind ferner unter anderem die zusätzlichen Lufteinlässe in der Frontschürze zur Versorgung
der Bremsen, die breite Windschutzscheibe mit einer für moderne Autos schmalen A-Säule, die kaschierte B-Säule, auffällige
19-Zoll-Räder, das VW-untypisch auslaufende hintere Seitenfenster und das lange Dach. Hier unterscheidet sich der Iroc
denn auch am deutlichsten vom Scirocco, der mehr als klassisches Coupé konzipiert war. Am Heck gibt es einen prägnanten
Dachkantenspoiler und einen angedeuteten Diffusor in der bulligen Schürze mit hoher Ladekante - der Kofferraum fasst gut
300 Liter, ganz so wie beim Ur-Scirocco.
Wer sich die Studien-typischen Details wegdenkt, dürfte das spätere Auto schon recht genau vor dem geistigen Auge haben,
wobei der Kühlergrill mutmaßlich überleben wird. Auch die Maße des Iroc (4,24 Meter lang, 1,80 Meter breit, 1,40 Meter
hoch; Radstand 2,68 Meter) dürften einen guten Ansatzpunkt für die Serienumsetzung geben.
Angetrieben wird der Iroc von einem TSI-Motor, jenem per Kompressor und Turbo aufgeladenen Benziner nach dem
Downsizing-Prinzip, der in Golf und Touran bereits erhältlich ist. In der Studie leistet die Maschine 210 PS, doch
VW deutet an, dass es im fertigen Produkt auch aufgeladene Motoren "deutlich" unterhalb der 150 PS geben wird.
Noch ein Blick ins Interieur: Vier Sitze sind an Bord, wobei sich das Fondgestühl wie üblich umklappen lässt. Der dann
entstehende flache Ladeboden sowie die umgeklappten Rückflächen der Sitzlehnen weisen Führungsschienen auf, über die
ein multifunktionales Transportsicherungssystem integriert werden kann.
Im übrigen ordnet sich der Innenraum konsequent der Sport-Vorgabe und dem typischen Firlefanz solcher Studien unter,
was sich etwa an Schalensitzen mit integrierten Fünfpunktgurten und Zentralschloss manifestiert und VW schon mal
vom Rennsportniveau fabulieren lässt. Im Mittelpunkt der Gestaltung stehen aber die Anzeige- und Bedienelemente: Zwei
große, à la Mercedes schräg stehende Rundinstrumente bilden das optische Zentrum. Der Fahrer schaut dabei in zwei
bläulich schimmernde Zylinder aus jeweils zwölf leuchtenden Stäben; sie erzeugen eine dreidimensionale Segmentierung
innerhalb der Instrumente.
Im übrigen brachen die Designer bewusst mit Konventionen und kombinierten Materialien wie Acryl, Carbon,
("viperngrünes") Neopren, Leder mit Reptil-Prägung (in Schwarz-Anthrazit) oder den atmenden Hightech-Stoff
"Space-Fabric" wild durcheinander, ergänzen eine Reihe klassischer Kippschalter, überdimensionierte Türöffnerbügel,
die das Mittelkonsolen-Design widerspiegeln, und schließlich einen Wählhebel des DSG-Getriebes, der im Ruhezustand
flächenbündig in einer Konsole liegt und - als Diebstahlschutz und insbesondere als Gag - erst mit dem Einschalten
der Zündung in die Arbeitsstellung fährt.
Mehr als eine halbe Million Scirocco der ersten Generation haben die Wolfsburger seinerzeit verkauft. Das könnte sich
beim neuen Scirocco, wie auch immer er heißen mag, wiederholen. Dass er kommt, ist klar, und auch, dass er natürlich
um Jahre zu spät kommt. Wie so oft bei VW weht der Wind de facto langsamer als es Namen wie Scirocco vermuten lassen.