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Donnerstag, 25. April 2024
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250 PS starkes Kombi-Coupé mit vielen Technik-Highlights

Audi: Shooting Brake-Studie als TT-Ausblick

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Shooting Brake
Audi
Der Audi TT kam, sah und siegte – und man sagt, er sei genauso schnell gestorben wie die Branche, aus der sein Hauptklientel stammte, der "New Economy" nämlich. Ein Nachfolger ist überfällig, dürfte im Herbst 2006 anrollen und kann schon jetzt begutachtet werden. In Ansätzen freilich.
"Shooting Brake" nennt Audi jene Studie, die in Kürze auf der Tokyo Motor Show gezeigt werden wird - eine dämliche Bezeichnung, und doch wissen wir auch keine bessere für etwas, das eine Mischung aus Sportwagen, Coupé und Miniatur-Kombi ist, entfernt erinnernd an das umstrittene BMW Z3 Coupé.

Durch die besondere Form der Heckpartie gewinnen nicht nur die Kopf- und Beinfreiheit für die Fondpassagiere, sondern auch das Platzangebot im Gepäckraum profitiert. Das Gepäckraumvolumen beträgt 255 Liter bei aufrechter Rücksitzlehne und kann bei umgelegter Sitzbank sogar bis zu 730 Liter schlucken - da passt selbst ein größerer Hund ins Sportcoupé.

Das Concept Car basiert bereits auf der kommenden TT-Plattform und ist 4,18 Meter lang und 1,84 Meter breit, andererseits aber 1,35 Meter flach. Der Radstand beträgt 2,47 Meter. An der Front kommt natürlich wieder der "Singleframe"-Grill zum Einsatz, hier wie alles Studien-typisch überzeichnet, und dennoch für das geschulte Auge durchaus erkennen lassend, wie ungefähr der Serien-TT wohl aussehen wird.

Augenfällig sind die Pfeilung der Front, optisch unterstützt durch große vertikale Lufteinlässe in der Frontschürze sowie die ausgestellten Radhäuser mit dem charakteristischen Übergang in die weit in die Flanke gezogene Motorhaube, die hier natürlich 19 Zoll große Räder mit 245/40er-Pneus aufnehmen. Die Audi-Ringe sitzen oberhalb des Grills auf der Haube. Zusammen soll die Gestaltung an die aktuellen A4-Rennfahrzeuge aus der DTM und an die frühere Studie RSQ erinnern.

Die Seitenansicht dominieren ein Audi- und insbesondere TT-typisch flaches Fensterband und auffällige Außenspiegel mit integrierten Blinkern ähnlich der Lösung im Q7. Wie dort und wie auch bisher schon im TT gibt es vernünftige Bügeltürgriffe statt der Klappgriffe in den Limousinen und Kombis aus Ingolstadt. Ein neues Element im Formenfundus ist der Aufschwung des hinteren Seitenfenster-Abschlusses. Am Heck schließlich fallen große Rückleuchten mit TT-charakteristischen schmalen Blinkerbändern - wie die Hauptscheinwerfer in LED-Technik ausgeführt und ein spezielles Nachtdesign versprechend -, eine vergleichsweise steile Scheibe und ein wie an der Front ausgeprägter, echter Diffusor auf, der hier die beiden Auspuffrohre aufnimmt.

Aus ihnen entströmen unter eindrucksvollem Klang, wie Audi versichert, die Abgase des Motors, bei dem es sich um eine bekannte Hausnummer handelt: Zum Einsatz kommt der 3,2 Liter-V6 mit 250 PS, der die Studie über ein manuelles Sechsganggetriebe und natürlich über den Allradantrieb in sechs Sekunden auf Tempo 100 treibt und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erlaubt.

Für die negative Beschleunigung sind besonders leistungsfähige, leichte und langlebige Keramikbremsen zuständig, wie sie Audi neuerdings im A8 als Option anbietet und schon angekündigt hat, dass insoweit eine Ausdehnung auf andere Modelle denkbar sei. Die grundlegenden Merkmale des Fahrwerks sind eine McPherson-Vorderachse und die neue Vierlenker-Einzelradaufhängung aus dem VW Golf V.

Eine Besonderheit weisen die Stoßdämpfer auf, die nicht mit konventionellem Öl, sondern mit einer Flüssigkeit befüllt sind, die sich über ein elektromagnetisches Feld beeinflussen lässt. Neben zwei vom Fahrer wählbaren Grund-Modi für die Abstimmung kann die Technik mit dem schönen Namen "magnetic ride" in Millisekunden die Dämpferkennlinie verändern.

Noch ein Blick ins Interieur: Es ist nicht ganz so solide und zeitlos gestaltet wie von Audi gewohnt, aber das kann man von einem Konzeptauto wohl auch nicht verlangen. Kennzeichen sind verschiedenfarbige Synthetikmaterialien an Armaturenträger, Türverkleidungen und Dachhimmel, die sich auch haptisch unterscheiden, ferner ein unten abgeflachtes Lenkrad à la RS4 und eine Pedalerie mit Aluminium-Kautschuk-Oberfläche. Oberhalb der leicht zum Fahrer geneigten Mittelkonsole rahmen zwei runde Luftausströmer mit Lamellen im Stern-Design einen Chronographen ein, dessen Anzeige in OLED-Technik sich wahlweise analog als auch digital gestalten lässt.

Zukunftsausblicke gewährt das Navigationssystem, das jetzt auch über eine 3D-Darstellung verfügt, vor allem aber über einen Touchscreen, der mit einem PDA-Stift bedienbar ist. Unterhalb lässt sich ein weiteres Display ausfahren, auf dem mit dem Finger sogar Navigationsziele als freier Text "eingegeben" werden können - und weil das Auto in Japan vorgestellt wird, hat Audi auch nicht vergessen, der Software sogar japanische Schriftzeichen beizubringen. Dazu besteht ähnlich wie bei der jüngsten "allroad"-Studie die Möglichkeit, über eine Kamera in der Fahrzeugfront Fotos von Zielorten schießen und als visuelle Wegmarken speichern.

Schließlich und endlich haben die Ingolstädter noch eine Neuerung ins Navi integriert: Wer will, kann sich vom Bordcomputer einen Streckenvorschlag unterbreiten lassen. Wird diesem gefolgt, erhält man nicht nur Angaben zur Fahrtrichtung, sondern - wie im Rallye-Sport - auch zur optimalen Gangwahl und Geschwindigkeit für die nächste Kurve. Schöne neue Autowelt?!
text  Hanno S. Ritter
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