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Kfz-Untersuchungen |
TÜV SÜD |
am Bosporus: TÜV Süddeutschland |
Gemeinsam mit dem einheimischen Mischkonzern DOGUS und dem Bauunternehmen AKFEN hat der TÜV SÜD von der
Privatisierungsbehörde des Finanzministeriums für die Türkei den Zuschlag für die Übernahme der
Kfz-Hauptuntersuchungen nach deutschem Vorbild erhalten. Das Projekt war international ausgeschrieben worden.
Die Laufzeit beträgt 20 Jahre.
Vorbehaltlich der Klärung letzter Detailfragen, die unter anderem die Finanzierung und die Exklusivität des Auftrags
betreffen, sollen die Verträge in den nächsten Tagen in Ankara unterzeichnet werden. Die Gesamtinvestitionen belaufen
sich laut TÜV auf umgerechnet rund 568 Millionen Euro. Davon entfallen etwa 423 Millionen Euro auf den Erwerb der
Konzessionen. Die Gewinnschwelle soll nach spätestens zehn Jahren erreicht werden.
TÜV SÜD-Chef Dr. Peter Hupfer bezeichnete den Deal als das größte Projekt in der Geschichte des Unternehmens und einen
wichtigen Schritt auf dem Weg zu dessen weiterer Internationalisierung: Die Türkei sei ein zentraler Brückenkopf zu den
Ländern Libanon, Iran, Irak und Syrien, in denen sich Kraftfahrzeug-Reihenuntersuchungen in Vorbereitung oder Planung
befänden.
Das Dreier-Konsortium bündelt seine Aktivitäten auf dem Gebiet der periodischen Kraftfahrzeuguntersuchung in der
Türkei unter dem Dach der TÜV TURK AG. An dem neuen Unternehmen, das bis Ende des kommenden Jahres landesweit rund
190 Service-Zentren und 38 mobile Prüfanlagen errichten und ausrüsten wird, sind die Partner jeweils zu einem Drittel
beteiligt. Die TÜV-Stationen, die neben den Haupt- auch Abgasuntersuchungen anbieten werden, sollen im Wesentlichen von
Franchisenehmern betrieben werden. Die ersten acht Prüfstationen sollen als Ausbildungs- und Qualitätszentren noch
in diesem Jahr in Betrieb genommen werden.
Durch die Privatisierung der Hauptuntersuchungen werden in der Türkei kurzfristig rund 2.000 und mittelfristig über
3.000 Arbeitsplätze geschaffen. Zur Zeit sind dort rund zehn Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen. Der aktuelle
Prüfmarkt liegt somit bei fünf Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Mit 95 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner erreicht die
Motorisierungsrate etwa 20 Prozent des deutschen Wertes.
Die Qualität der in der Türkei zugelassenen Automobile ist sehr unterschiedlich. Während sie in den Ballungszentren von
Ankara, Istanbul und Izmir durchaus westlichem Standard entspricht, ist sie in der Fläche eher schlecht. Nach den Worten
von Hupfer ist die Einführung des "TÜVs" eine vorausschauende Maßnahme der Türkei zur Realisierung der EU-Ziele im
Hinblick auf Verkehrssicherheit und Umweltschutz.
TÜV SÜD führt bereits in Österreich, Frankreich und Spanien Haupt- und Abgasuntersuchungen durch. Mit jährlich rund 4,4
Millionen Inspektionen ist er in Deutschland eigenen Angaben zufolge der größte Auto-TÜV. Der TÜV-SÜD-Geschäftsbereich
Verkehr und Fahrzeug erwirtschaftet mit rund 2.700 Beschäftigten einen Jahresumsatz von etwa 282 Millionen Euro.