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Premiere auf dem Genfer Salon: Alfa 159 |
Alfa Romeo |
1997 ging es Alfa Romeo nicht allzu gut - die Modellpalette war überaltert und insbesondere zu wenig Begehrlichkeiten
weckend, und das Thema Zuverlässigkeit nicht die Stärke der Mailänder Traditionsfirma. Mit dem Erscheinen des
156 sollte sich das ändern - endlich wieder ein Alfa, dem man nachguckte, der für viele einem Schönheitsideal
entsprach und der reichlich Gesprächsstoff bot, nicht zuletzt wegen des Designkniffs, mit dem die Alfa-Stylisten
der Limousine einen Hauch von Coupé-Optik mit auf den Weg gaben: Die hinteren Türgriffe saßen auf den ersten Blick
unsichtbar in einem schwarzen Dreieck in der hinteren Seitenscheibe.
Allzu sinnvoll und erst recht praktisch war das nicht, aber alleine diese Kleinigkeit sicherte dem Alfa ein Plus
von Präsenz in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Mit dem kompakten 147, später dem 156-Kombi alias Sportwagon und dem
abgeleiteten Coupé namens GT konnte Alfa die Erfolgsschiene nicht nur festigen, sondern sogar ausbauen, und auch die
Zuverlässigkeit scheint nach allem, was man hört, heutzutage kein überdurchschnittlich großes Problem mehr zu sein.
Unterdessen schickt sich Alfa an, mit einer neuen Modell-Generation am Ball zu bleiben. Der kürzlich präsentierte
Brera als GTV-Nachfolger ist ein Beispiel dafür (Autokiste berichtete), der 156-Nachfolger ein weiteres und zweifellos
ein wichtiges.
Wer dachte, die neue Mittelklasse-Generation höre nach 155 und 156 auf den Namen 157, sieht sich getäuscht:
Alfa macht gleich einen Sprung auf die 159, womit weniger die Besonderheit des Autos betont werden soll als die
eigene Geschichte von vor über 50 Jahren. Es war der Pilot Alberto Ascari, der am Volant eines werksseitig
eingesetzten Alfa 159 im Jahr 1951 die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann.
Zurück in die Gegenwart: Der 159 wächst gegenüber dem 156 um 23 Zentimeter in der Länge auf jetzt 4,66 Meter. Die
Breite legt um 8,5 Zentimeter auf 1,83 Meter zu, alleine die Höhe bleibt nahezu unverändert bei 1,42 Metern. Parallel
zur Länge wächst der Radstand um gute zehn Zentimeter auf 2,70 Meter, was im Ergebnis etwas längere Überhänge bedeutet,
die aber bei weitem nicht so deutlich ausfallen wie etwa beim neuen VW Passat.
Das Design entstand in Kooperation zwischen Giorgetto Giugiaro (Italdesign) und der hauseigenen Abteilung "Centro Stile".
Herausgekommen ist ungefähr das, was auch zu erwarten war - eine spannungsreich gezeichnete Limousine im aktuellen
Alfa-Stil, insbesondere, was Scheinwerfer, Kühlergrill und Rückleuchten betrifft. Auffallend sind außerdem die
ausgeprägte Schulterlinie der Seitenansicht, die kraftvoll wirkende Motorhaube und die vorne spitz zulaufenden
Kotflügel. Die hinteren Türgriffe sind nun konventionell ausgeführt, aber wie auch vorne weiterhin verchromt;
ein drittes Seitenfenster gibt es nach wie vor nicht, was der flüssigen Linie durchaus zugute kommt.
Das hintere Kennzeichen sitzt wieder in der sehr voluminösen Heckschürze, darüber gibt es ebenfalls erneut eine
horizontale Sicke im Kofferraumdeckel. Auch Details wie die lackierten Außenspiegel und Seitenblinker sind elegant
umgesetzt. Obwohl Alfa in einer ersten Mitteilung mit sportlichen Attributen und Superlativen nur so um sich wirft,
darf doch konstatiert werden, dass in der Designabteilung besser gearbeitet wurde: Der 159 ist ein elegantes und
angenehm unaufdringliches Auto.
Interieur-Bilder liegen noch nicht vor, doch Alfa verspricht schon einmal herkömmliche, analoge Rundinstrumente,
ein gekühltes Fach unter der Mittelarmlehne, besonders edle Verkleidungen und Oberflächenmaterialien sowie eine
Taste zum Motorstart - ein Feature, dass sich trotz seiner unpraktischen Handhabung auch bei vielen anderen
Herstellern schnell durchsetzt und in aller Regel mit der ebenso überflüssigen Startautomatik gekoppelt ist.
Details zu Preisen und Ausstattungen liegen naturgemäß noch nicht vor. Klar ist aber, dass nahezu alles, was gut und
teuer ist, zumindest als Extra zur Verfügung steht - von elektrischen Sitzen über Licht-, Regen- und Parksensoren,
Zwei- oder Dreizonen-Klimaautomatik, mp3-fähigen CD-Radios, Bose-Soundsystem und Bi-Xenon-Licht bis hin zum
Navigationssytem mit 3D-Darstellung und integriertem Telefon. Um die Sicherheit kümmern sich aktive Kopfstützen
vorne und bis zu acht Airbags, darunter solche für die Knie, offenbar für Fahrer und Beifahrer.
Zuletzt ein Blick auf das Herz eines jeden Alfa, die Motoren. Zum Einsatz kommen ausschließlich Direkteinspritzer.
Neue Basis ist eine 1,9 Liter-Version mit 160 PS, darüber rangiert der 2,2 JTS, der 185 PS leistet. Im Topmodell
arbeitet natürlich ein Sechszsylinder mit 3,2 Litern Hubraum, der 260 PS und 322 Newtonmeter entwickelt.
Bei den Selbstzündern wird die Palette der bekannten 1,9 JTD-Versionen mit 120 und 150 PS ergänzt um eine 2,4
Liter-Variante, die aus fünf Zylindern 200 PS leistet. Alle Versionen sind nach EU4 zertifiziert, ein Rußfilter soll
ebenfalls angeboten werden, wobei Alfa den Zeitplan insoweit noch offen lässt.
Die Kraftübertragung obliegt in allen Fällen einem mechanischen Sechsganggetriebe; optional stehen zudem eine Automatik
und das automatisierte Selespeed-Getriebe zur Verfügung, beide ebenfalls sechsstufig.
Gab es den Alfa 156 als Limousine ausschließlich mit Frontantrieb, wird es den 159 auch mit Allradantrieb geben. Im
Detail handelt es sich um eine Weiterentwicklung des erstmals im Alfa Crosswagon Q4 eingesetzten Allradantriebes mit
insgesamt drei Differentialen. Das mittlere, selbstsperrende Torsen-C-Differential verteilt die Antriebskraft im
Normalfall zu 57 Prozent auf die Hinterachse und zu 43 Prozent auf die Vorderräder.
Die Markteinführung der "vielleicht konsequentesten Sportlimousine aller Zeiten" (Alfa-PR-Text) ist wie beim Brera
noch für dieses Jahr vorgesehen, aber es dürfte wohl Herbst werden. Die Fangemeinde muss sich noch etwas gedulden,
aber dem ersten Eindruck nach dürfte sie nicht enttäuscht werden.