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Freitag, 19. April 2024
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Frost & Sullivan erwartet Umsatzsteigerung in Europa um 30 Prozent bis 2010

Studie: Mechatronik in der Autoindustrie vor großer Zukunft

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Die Studie sagt dem Frost & Sullivan
europäischen Mechatronik-Markt bei Pkw eine Umsatzsteigerung von 5,2 auf 6,8 Milliarden Euro jährlich voraus
Das wachsende Interesse an "intelligenten" Sicherheitsfunktionen und höherem Fahrzeugkomfort hat einen Boom der Mechatronik ausgelöst. Diese relativ neue Disziplin verbindet Mechanik, Elektronik und Computertechnik und wird der Automobilindustrie ein völlig neues Gesicht geben. Nach einer heute veröffentlichten neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan soll der Umsatz auf dem Europamarkt für Mechatronik von derzeit 5,2 Milliarden Euro auf knapp 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2010 ansteigen.

Die Hersteller mechatronischer Systeme und Komponenten dürften dabei von der Bereitschaft der Endnutzer profitieren, auf modernere Systeme aufzurüsten. Hier eröffne sich ein gewaltiges Marktpotenzial für neue Produkte, und risikobereite Fahrzeughersteller, die die Innovation zur Differenzierung nutzen, würden voraussichtlich langfristig zu den Gewinnern zählen, so die Studie.

Sicherheitsratings sind heute ein unverzichtbarer Qualitätsparameter und für das Image einer Marke entscheidend. Infolgedessen wird ein nicht unwesentlicher Teil des Budgets der Fahrzeughersteller auf die Integration mechatronischer Komponenten in die Sicherheitsfunktionen verwendet. Die Nachfrage nach intelligenten Sicherheitsfunktionen, die mit Sensoren arbeiten, hat in Europa deutlich zugenommen. Funktionen wie ABS, die zunächst auf die oberen Marktsegmente beschränkt waren, gehören heute in den meisten Pkw-Segmenten schon zur Standardausrüstung.

Ähnlich wie die Sicherheitsfunktionen werden auch die Komfortfunktionen immer wichtiger für die europäischen Kunden. Die Mechatronik gibt dabei eine technische Antwort auf die beiden Hauptanforderungen des Komfortmarktes: Entlastung des Fahrers von zusätzlichen Handgriffen und Erhöhung des Personalisierungsgrades. So verfügen beispielsweise Features wie elektrische Sitzverstellung, elektronisch verstellbarer Außenspiegel und Klimaautomatik über Memory-Funktionen und eine automatische Betätigung.

Wenn allerdings der Markt für Komfortfunktionen expandieren soll, dann müssen der Studie zufolge zunächst die Kosten gesenkt werden. Denn gegenwärtig sehen sich die meisten Fahrzeughersteller nicht in der Lage, die hohen Kosten der Komfortfunktionen weiterzugeben und lassen sich folglich bei der Entscheidung zwischen herkömmlicher und einer mechatronischer Lösung häufig von den Kosten leiten.

"Damit die Mechatronik zur Lösung der Wahl wird, müssen die Anbieter Systeme entwickeln, die von den Kosten her wettbewerbsfähig sind. Dazu müssen sie ihrerseits Druck auf ihre Zulieferer ausüben, die Kosten der Komponenten zu senken, und sie müssen multifunktionale und flexible mechatronische Systeme entwickeln", sagt Soikot Sengupta, Research Analyst bei Frost & Sullivan. Die Entwicklung systemübergreifender branchenweiter Standards könnte ebenfalls zur Kostensenkung beitragen, weil sie die gemeinsame Nutzung von Komponenten ermöglicht.

Bei einer positiven Entwicklung in Bereichen, in denen die Marktdurchdringung des Systems schon hoch ist oder schnell wächst, sinken die Preise mechatronischer Komponenten. Das hat sich besonders bei Sicherheitsfunktionen wie ABS gezeigt, wo der Markt die Sättigungsphase erreicht hat.

Am stärksten wachsen soll das Segment der Außenbereichsfunktionen. Laut Prognose wird es im Zeitraum von 2003 bis 2010 von acht auf 20 Prozent Umsatzanteil am Gesamtmarkt zulegen. Diese Expansion stützt sich vor allem auf die schnelle Verbreitung von Scheinwerfer-Automatikschaltungen und schlüsselloser Zentralverriegelung. Gleichzeitig sollen die Umsätze, die mit Innenbereichsfunktionen erwirtschaftet werden, relativ stabil bei 10 Prozent bleiben. Diese unterschiedliche Entwicklung rührt daher, dass Außenbereichsfunktionen eher praktischer Natur sind, während Innenbereichsfunktionen stärker in die Richtung von Komfort und Luxus tendieren. Auch Fahrwerksfunktionen sollen durch das große Potenzial elektronischer Steuerungen gegen Ende des Jahrzehnts ein kräftiges Comeback erleben.

Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte der Vormarsch der Mechatronik Bewegung in die bestehende Wertschöpfungskette der Branche bringen. "Die natürlich gewachsene Hierarchie, die seit langer Zeit in der Branche herrscht und jedem Glied der Kette seine Rolle vorschreibt, wird sich neu ordnen", gibt Sengupta zu bedenken. "Dabei werden die anfänglichen Reibungsverluste mit der Zeit abnehmen. Nur eine enge Zusammenarbeit und die gemeinsame Nutzung von Know-how werden die Türen für moderne Technologien öffnen und Wettbewerbsvorteile ermöglichen."

So könne die gegenwärtige Situation, wenn sie geschickt gehandhabt wird, für alle Beteiligten Vorteile bringen. In der Vergangenheit war ein enger Kontakt zum Fahrzeughersteller das Privileg seiner direkten Zulieferer. Dagegen entwickeln in letzter Zeit Unterlieferanten intensive Arbeitsbeziehungen nicht nur zu ihren unmittelbaren Abnehmern, den Zulieferern der Fahrzeughersteller, sondern auch zu den Herstellern selbst. Für die unmittelbaren Zulieferer wiederum ermöglicht die Integration der Mechatronik eine stärkere Beteiligung an den Produktstrategien der Fahrzeughersteller: So können sie komplette Pakete mit allen Komponenten anbieten, die in die Systeme integriert werden.

Die vollständige Studie mit dem Titel Frost & Sullivan’s Analysis Of The European Market For Mechatronics In Passenger Cars (Report B237) kann für 7.500 Euro bei Frost & Sullivan bezogen werden.
text  Hanno S. Ritter
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