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Rückruf:
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© Toll Collect GmbH
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Software-Fehler in den Maut-"Obus"
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Toll Collect, das Betreiberkonsortium für die Lkw-Maut, hat offenbar eine Rückrufaktion für bereits ausgelieferte
Lkw-Mauterfassungsgeräte, sogenannte On-Board-Units ("Obus"), gestartet. Wie die Berliner Zeitung berichtet, belegt dies ein
Brief, den das Unternehmen nun an zahlreiche Speditionen verschickte. Hierin werde erstmals eingeräumt, dass es
"auf Grund eines inzwischen behobenen Softwarefehlers technische Probleme" gegeben habe. Hierzu gehörten u.a.
"Anzeige TC-mautfrei, obwohl mautpflichtige Straßen befahren werden; keine Reaktion des Gerätes auf Eingaben,
obwohl alle Kontrolllampen brennen und unterschiedlich angezeigte Mauthöhen auf identischen Strecken". Außerdem würden
sich die Geräte beim Ausschalten der Zündung nicht automatisch abstellen.
Betroffen sind offenbar rund 20.000 Geräte aus Grundig-Produktion. Der in Insolvenz befindliche Nürnberger Hersteller
weist jedoch jede Verantwortung für die Fehler zurück. Die Obus hätten anfangs funktioniert, was auch die niedrige
Rücklaufquote von 0,008 Prozent zeige. Nur in Verbindung mit der Software, die von einem Service-Partner im Namen
des Betreibers aufgespielt werde, seien die Probleme entstanden. Hierfür habe Toll Collect gerade zu stehen.
Der Austausch sei kostenlos. Die Aktion wird dennoch auch die Speditionen mit zusätzlichen Kosten belasten, wenn die Lkw
während der zusätzlichen Ein- und Ausbauzeiten nicht unterwegs sein können. Der Branchenverband rechnet laut Berliner
Zeitung mit Kosten von 1,6 bis drei Millionen Euro.
Vor diesem Hintergrund wird ein Start der Maut am 2. November immer unwahrscheinlicher. Eine endgültige Entscheidung
darüber soll nun doch nicht mehr in dieser Woche, sondern erst Anfang Oktober entschieden werden. Für diesen Fall
plant Bundeskanzler Schröder offenbar ein Spitzengespräch mit den Chefs von DaimlerChrysler und Telekom, den Betreibern
von Toll Collect (Autokiste berichtete). Stolpe bezifferte die Einnahmeausfälle auf 156 Millionen Euro monatlich; bisher
war von 163 Millionen die Rede.
Unterdessen gibt es laut Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung ein neues Problem. Dessen
Geschäftsführer Karlheinz Schmidt sagte der Berliner Zeitung, bestimmte Bordgeräte müssten auf dem Armaturenbrett im
Lkw installiert werden, was die Fahrersicht beeinträchtige und daher die TÜV-Zulassung gefährde. Schmidt: "Es könnte sein,
dass die Lkw bei einer Polizeikontrolle aus dem Verkehr gezogen werden".