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Seriennahe Studie: Chrysler 300C
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© DaimlerChrysler AG
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Auf der New York Autoshow, die am Karfreitag für zehn Tage ihre Pforten öffnet, zeigt Chrysler einen Ausblick auf ein
neues Topmodell der Oberklasse, das 2004 in die Showrooms rollen soll. Im Gegensatz zum erfolglosen derzeitigen Topmodell
300 M basiert der jedenfalls vorläufig "300C" getaufte Nachfolger weitgehend auf Mercedes-Technik. Vor allem aber gibt die
Studie, die sich laut Chrysler stark an die Serienversion der künftig heckangetriebenen Limousine orientiert, einen
interessanten Ausblick auf das neue Design der amerikanischen Marke.
Fast fünfzig Jahre sind vergangen, seit Chrysler erstmals seine "letter series"-Autos vorstellte. 1955 kam der C-300
auf den Markt, der elf Jahre lang produziert wurde. Die jetzige Studie lehnt sich nicht nur im Namen
an Ihren Vorgänger an, sondern soll das Muscle Car-Design wieder aufnehmen und auf moderne Weise neu interpretieren.
Der 300 C hat denn auch alles, was seinerzeit die Menschen faszinierte - eine lange Haube, ein kurzes Heck
und Räder in nicht weniger als 20 Zoll Größe. Die Seitenscheiben sind, wie etwa auch tendenziell bei Audi zu sehen, sehr
schmal gehalten, die so entstehende hohe Gürtellinie macht das Auto zusammen mit der massiven C-Säule sehr bullig.
Eleganz wie sie etwa eine Mercedes E- oder S-Klasse oder der Audi A8 bietet, sucht man am 300C vergeblich. Auffälligkeit,
Individualität und ein in jeder Hinsicht kraftstrotzendes Erscheinungsbild waren ganz offensichtlich die vordringlichsten
Designziele. Noch mal ein Blick auf die Räder: Hier kommt, jedenfalls bei der Studie, Mischbereifung zum Einsatz: Vorne
drehen sich Pneus im Format 245/45 unter den weit ausgestellten Kotflügeln, an der hinteren Antriebsachse gar solche mit der
Aufschrift 275/40.
Das Fahrzeug ist fast exakt fünf Meter lang und damit gerade einmal vier Zentimeter kürzer als eine S-Klasse. Die Breite
beträgt 1,88 und die Höhe gut 1,48 Meter, der Radstand liegt bei knapp 3,05 Metern. Das Leergewicht der Studie liegt
bei gut 1,8 Tonnen. Erstmals seit über zehn Jahren kehrt Chrysler mit dem 300C vom "cab forward"-Design auch zum
Hinterradantrieb zurück - eine Entscheidung, die bereits vor dem Zusammenschluss mit Daimler-Benz gefallen sein soll, nun
aber den Rückgriff auf Mercedes-Technik geradezu herausfordert. Dies erfolgt an vielen Stellen etwa der Elektronik und
Fahrwerkstechnik, beim Automatikgetriebe, der Lenkung und den Sitzkomponenten. Interessant ist, dass Chrysler diesen Umstand
auch gar nicht zu verheimlichen sucht - vielmehr wird der Techniktransfer als Argument für niedrigere Produktions- und
Entwicklungskosten sowie für höhere Qualität genutzt. Der Heckantrieb bietet daneben natürlich auch Vorteile beim Design und
insbesondere bei den Fahreigenschaften in dieser PS-Klasse.
Nicht zu übersehen ist der massige und nahezu senkrecht stehende Kühlergrill, der seitlich von markanten Scheinwerfern
mit Gasentladungslampen und Klarglas-Look umrahmt wird. Im Stoßfänger sitzen zwei große Nebelleuchten, im übrigen fallen stabile Chrom-Bügeltürgriffe und recht hoch sitzende Außenspiegel ins Auge. Auch die Heckpartie präsentiert sich steil und
bullig, nur eine kleine Chromleiste oben auf dem Stoßfänger bringt einen Hauch von Eleganz ins Spiel. Zwei einzelne
Auspuffrohre sind links und rechts in die Heckschürze integriert.
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300C-Interieur
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© DaimlerChrysler AG
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Im Interieur gibt es klassische Rundinstrumente, eine Analog-Uhr und ein Navigations- und Multimediasystem, das
offensichtlich auf dem COMAND getauften Pendant von Mercedes beruht. Ungewöhnlich, wenn nicht gar einzigartig:
An Lenkrad, Wählhebel und den inneren Türgriffen finden sich Applikationen aus Schildpatt - damit könnte der 300C zum
idealen Auto für Harald Schmidt avancieren, der sich - Fans erinnern sich - kürzlich von einem französischen Künstler eine
exclusive Brille aus diesem edlen Material hatte anfertigen lassen. - Im übrigen darf man Luxus satt erwarten - also viel
Leder und diverse elektronische Heinzelmännchen, etwa Sitzheizung, elektrische Sitze, Klimaautomatik, Bordcomputer,
Multifunktionslenkrad und vieles mehr. Die Rücksitzbank wird sich im Verhältnis 60:40 umklappen lassen. Die
Platzverhältnisse werden wohl großzügig, aber nicht üppig ausfallen. Für ein gutes Raumgefühl dürfte die vergleichsweise
steil stehende Frontscheibe sorgen.
Unter der langen Haube sorgt ein 5,7 Liter großer V8 für ordentlichen Dampf, der jedoch eine Chrysler-Entwicklung ist und nicht von Mercedes beigesteuert wurde. Zur genauen Leistung hat Chrysler bisher keine Angaben gemacht, außer, dass sie
deutlich über der 300 PS-Marke liegen wird. Die Kraftübertragung übernimmt eine Fünfgangautomatik mit Tiptronic-Funktion -
das Mercedes-Regal grüßt erneut. ESP samt ASR sorgt für die nötige aktive Sicherheit.
"Der Chrysler 300C signalisiert eine signifikant neue Designausrichtung für Chrysler", sagte der deutsche
Unternehmenschef Dieter Zetsche. "Mit seiner neuen Form und den gelungenen Proportionen definiert der 300C
das klassische amerikanische Automobil neu und bringt Chrysler weiter ins Premium-Segment des Marktes."
Mit seinen jüngsten Neuvorstellungen, wie dem Chrysler Pacifica und dem Crossfire, biete das Unternehmen nun
eines der eindrucksvollsten Portfolios der Automobilindustrie; der 300C sei der Vorläufer einer neuen Auto-Generation von
Chrysler, ergänzte Zetsche.
Später soll der 300 C möglicherweise auch in einer Allradversion angeboten werden. Die Fahrwerksarchitektur sei
darauf bereits vorbereitet, so Chrysler. Für den, der auf das Image deutscher Marken keinen gesteigerten Wert legt und eher einen individuellen fahrbaren Untersatz sucht, wird sich das alles durchaus faszinierend anhören. Nicht zuletzt
auch, weil anzunehmen ist, dass Chrysler den Premium-Anspruch längst nicht so stark auf den Preis abbilden wird wie die
Partner in Stuttgart.