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Donnerstag, 25. April 2024
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Mit dem Renault Mégane II erreicht erstmals ein Kompaktmodell die Höchstwertung

Neue EuroNCAP-Crashreihe: Vier neue Fünf-Sterne-Kandidaten

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Bild anklicken für Großansicht Erster Kompakte mit fünf
Sternen: Renault Mégane
© EuroNCAP
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Das europäische Sicherheitskonsortium EuroNCAP hat am Dienstag die Ergebnisse der jüngsten Crashversuche veröffentlicht. Danach konnte zum ersten Mal ein Kompaktwagen die Höchstwertung von fünf Sternen erreichen. Drei weitere Modelle der oberen Mittelklasse tragen nun ebenfalls fünf Sterne, während Chrysler PT Cruiser, Suzuki Grand Vitara und Land Rover Freelander die rote Laterne tragen.

Seinem Namen als "Auto des Jahres 2003" machte der neue Renault Mégane alle Ehre. Als erstes Auto in der unteren Mittelklasse sicherte sich der Franzose aufgrund seiner extrem stabilen Karosserie, zweistufiger Airbags und wirkungsvollen Polsterungen die Höchstwertung. Auch der Renault Vel Satis erreichte die fünf Sterne. Damit hat Renault nach dem sehr guten Abschneiden des Laguna vor fast genau einem Jahr gleich mit zwei weiteren Modellen seine neuen Sicherheitsbemühungen deutlich zum Ausdruck gebracht und hat damit derzeit die meisten Modelle mit fünf Sternen im Angebot.

Bisher konnte neben dem Laguna lediglich die Mercedes C-Klasse die Höchstwertung erreichen, wobei hier der fünfte Stern ausschließlich in einer nun serienmäßigen Kontrollleuchte für nicht angelegte Sicherheitsgurte resultierte - ein System, das in abgespeckter Form schon im Mercedes W124 der späten achtziger Jahre verbaut wurde.

Nun konnte sich auch die neue E-Klasse in die Reihe der nach EuroNCAP besonders sicheren Fahrzeuge einreihen - allerdings erst nach einem Nachtest. Im ersten Versuch verhinderte eine Zierleiste im Innenraum die korrekte Entfaltung des Windowbags. Vierter im Bunde der Sieger ist der jüngst neu vorgestellte Saab 9-3. Beim Frontcrash gibt es allerdings noch zwei Schwachstellen. Die Verkleidung der Lenksäule nimmt beim Aufprall der Knie zu wenig Energie auf, außerdem liegt die Brustbelastung etwas zu hoch.

Die Testergebnisse im Überblick | Fotoserie: Sieger und Verlierer

Das Warnsystem für nicht angelegte Sicherheitsgurte gehört inzwischen quasi zur EuroNCAP-Anforderung und deswegen zum Standard bei neuen Autos. Die Sternewertung basiere auf dem Unfallgeschehen bei angeschnallten Passagieren, so das Konsortium. Der "Seat Belt Reminder" (SBR) sei daher eminent wichtig. "Alle Fortschritte in der Sicherheit, zu denen EuroNCAP in den letzten Jahren beigetragen hat, wären umsonst, wenn sich die Insassen nicht vor jeder Fahrt anschnallen", hieß es bei der Vorstellung der jüngsten Ergebnisse auf einer Pressekonferenz in Rom. Dem ist wohl zuzustimmen, doch darf dennoch angezweifelt werden, ob sich Gurtmuffel ausgerechnet vom SBR umstimmen lassen. Bis zu drei Punkte werden für ein gut umgesetzten SBR vergeben - und ohne diese hätte keines der neuen Modelle die fünf Sterne erreicht. Rein in der passiven Sicherheit bleibt also selbst für Renault und Mercedes noch genug Spielraum für Verbesserungen.

Knapp an der Höchstwertung scheiterten Peugeot 807 (Probleme beim Frontalcrash mit dem Schutz der Knie) und Toyota Corolla. Beim Nissan Primera (4 Sterne) kann der Fahrerairbag nicht verhindern, dass der Kopf bis auf das Lenkrad durchschlägt. Beim Seiten- und Pfahlaufprall ist die Bauch- und Kopfbelastung etwas erhöht. Beim Mercedes Vaneo (ebenfalls 4 Sterne) besteht noch Nachholbedarf beim Schutz des linken Fahrerknies, das durch die schlecht gepolsterte Lenksäule gefährdet ist. Sowohl die M-Klasse von Mercedes als auch Nissan X-Trail (beide 4 Sterne) konnten beim Frontcrash nicht überzeugen. Erhöhtes Verletzungsrisiko bestand bei beiden Typen vor allem im Bereich der Knie. Optimal hingegen war das Resultat der M-Klasse beim Seitenaufprall. Auch hier büßte der Nissan einige Sicherheitszähler ein. Bei den Kleinwagen erreichten sowohl Citroen C3 als auch Ford Fiesta und Seat Ibiza vier Sterne.

Kaum Fortschritte dagegen beim Thema Fußgängerschutz: Sowohl Saab 9-3 als auch Vel Satis und E-Klasse konnten hier nur einen von vier zu vergebenden Sternen erreichen. Auffallend hier wiederum das vergleichsweise gute Abschneiden des Mégane II mit immerhin zwei Sternen. Dieses Resultat konnten außerdem Mercedes Vaneo, Toyota Corolla und einige Kleinwagen erreichen. Überhaupt keinen Stern erhielt in dieser Disziplin der Suzuki Grand Vitara, der auch beim Insassenschutz nur drei Sterne vorweisen kann.

Fotoserie: Sieger und Verlierer | Die Testergebnisse im Überblick

Die gleiche Schlappe hinsichtlich des Schutzes der Passagiere musste auch ein Auto aus deutlich besserem Hause und mit höheren Stückzahlen hinnehmen: der Chrysler PT Cruiser. Beim Frontalcrash ist die Verletzungsgefahr für Kopf, Brust und Oberschenkel inakzeptabel hoch. Mehr Sicherheit bietet das Fahrzeug der Mittelklasse aufgrund der Seitenairbags und hohen Sitzposition beim Seitencrash. Dennoch: Alle weiteren für den deutschen Markt relevanten Test-Modelle schnitten besser ab. Dritter im Bunde der 3-Sterne-Kandidaten ist der Land Rover Freelander.

Bei der jüngsten Crashreihe wurden insgesamt 18 Autos mit 64 km/h in die Wand gefahren. Der Seitenaufprall-Test erfolgt mit 50 km/h, der Phaltest mit 29 km/h und der Fußgänger-Test bei 40 km/h. "Ich bin sehr froh, dass zum ersten Mal ein kleines Familienauto die EuroNCAP-Topwertung von fünf Sternen erreichen konnte. Dieses Auto ist der neue Renault Mégane", sagte Max Mosley, EuroNCAP-Chairman und FIA-Präsident. "Welchen Autotyp auch immer Sie bevorzugen und welchen Preis Sie sich leisten können, ist klar, dass es nun eine größere Auswahl an Modellen mit hohem Insassenschutz gibt als jemals zuvor."
text  Hanno S. Ritter
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