Lesezeit: ~ 3 Minuten
Kölner Autobauer startet "All-inclusive-Programm" für bzw. gegen Tauben
Ford und das Problem mit den Tauben
Ford hat ein Problem: Tauben in Hülle und Fülle. Auf dem Werksgelände leben vier Schwärme von sogenannten Stadt- oder
Felsentauben mit rund 450 Tieren, der größte Schwarm ist rund 150 Tiere stark. Der Kot dieser Tiere verschmutzt
Produktionsmaterial und Werkshallen, zerstört den Lack der Fahrzeuge und ist auch ein hygienisches Problem an manchen
Pausenplätzen im Freien. Andererseits, so der Autobauer, sei jedes Tier eine "schützenswerte Kreatur", die nicht getötet
werden sollte. "Anti-Baby-Pillen" für Tauben sind nicht verfügbar, das "Aussperren" durch Netze und Gitter bringt auf Dauer
nicht den gewünschten Erfolg. Die Kölner wollen ihr Taubenproblem jetzt mit einer artgerechten und ökologisch sinnvollen
Bestandskontrolle lösen: Ab sofort gibt es Vollpension - sozusagen Kost und Logis - für die Tauben auf dem
Ford-Werksgelände.
Ford-Auszubildende werden in den kommenden Wochen vier Taubenschläge bauen, die den Tieren als Nistplätze und Aufenthaltsort
dienen sollen. Sie werden in stillgelegten Belüftungs-Penthäusern auf Hallendächern oder an anderen strategischen Stellen in
direkter Nähe zu den bisherigen Brutplätzen der Populationen errichtet. Pro Schwarm wird ein Taubenschlag benötigt. Diese
"Häuser" haben 50 bis 200 nummerierte Nistplätze sowie gleich viele Sitzplätze. Die Böden der Taubenschläge sowie die
Brutzellen werden zur leichteren Entfernung des Kots mit Press-Spanplatten ausgelegt. Diese sogenannten "Betoplan-Platten"
haben eine beschichtete, besonders glatte Oberfläche und werden mit "Schlagweiß"-Pulver bestreut, das die Exkremente der Vögel
bindet.
Bis die Taubenschläge errichtet sind, sollen die Tiere im Freien kontrolliert mit Futter versorgt werden, das heißt jeden
Tag um die gleiche Uhrzeit. Es handelt sich dabei um etwa 30 bis 50 Gramm einer handelsüblichen Körnermischung aus Mais und
Trockenerbsen pro Taube. Ziel der Aktion ist, die Tauben an ihre künftigen Nistplätze zu binden: Stehen die Taubenschläge,
wird die Fütterung in die "Häuser" verlegt. Die Kosten für das Futter - jährlich rund sechs Euro pro Taube - sind
nach Angaben von Hans-Peter Sulser, Fertigungsleiter des Kölner Ford-Standorts, deutlich geringer als diejenigen, die bisher
für die Beseitigung der "tierischen" Schäden aufgewendet werden mussten.
Gleichzeitig werden die bisherigen Brutplätze - vor allem stillgelegte Hallenaufbauten, aber beispielsweise auch die 52
Stützpfeiler einer oberirdisch verlaufenden Pipeline - nach und nach beseitigt, und zwar durch Netze, Gitter und Spikes.
Ford-Mitarbeiter, meist Hobby-Taubenzüchter, werden die Taubenschläge zweimal pro Woche reinigen und kontrollieren. Und dann
beginnt auch die zweite Maßnahme der Aktion: Frisch gelegte Eier werden gegen Gips-Attrappen ausgetauscht. Weil Stadttauben
bis zu sieben Mal pro Jahr brüten, wird dies eine aufwändige Aktion werden, doch durch den ausbleibende Nachwuchs verspricht
man sich mittelfristig eine dauerhafte Kontrolle der Taubenpopulationen auf dem Werksgelände - jedenfalls dann, wenn die
Mitarbeiter konsequent auf eine zusätzliche Fütterung der Tauben verzichten.
Diese sanfte, nachhaltige Bestandskontrolle wird vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfohlen. Das "Integrative Gesamtkonzept" beruhe auf Erfahrungen und Erkenntnissen,
die Kommunen und Tierschutzgruppen in der Praxis hätten sammeln können sowie auf Ergebnissen wissenschaftlicher Studien. Das
Konzept wird zum Beispiel in Aachen umgesetzt.
text Hanno S. Ritter
Verwandte Themen bei Autokiste
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
|
Sie befinden sich im Archiv.
Meldungen und enthaltene Links können veraltet sein. Bitte beachten
Sie das obenstehende Veröffentlichungsdatum dieser Nachricht.
Aktuelle Auto-News finden Sie hier.
|