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Neu ab Herbst 2002: Audis Flaggschiff, der A8
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© Audi AG
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Nichts ist mehr übrig davon bei Audi, so viel steht fest. Gemeint ist das biedere Hosenträger-Image, mit dem die
Marke in früheren Zeiten zu kämpfen hatte. Das Ingolstädter Unternehmen hat sich nach einem langen und harten Weg
einen festen Platz in der Klasse der ernstzunehmenden Hersteller mit Premium- und Oberklasse-Anspruch erobert.
Vieles hat dazu beigetragen - etwa seinerzeit die Erfolge im Rallyesport und die Markteinführung des
"quattro"-Allradantriebs, das Sicherheitssystem procon-ten, der erste sparsame und durchzugsstarke TDI-Motor im Audi 100,
eine stetige Verbesserung der Produktqualität, nette Detaillösungen, gute Werbung und in jüngster Zeit das Lifestyle-Coupé
namens TT. Sogar der Bundeskanzler fuhr eine Weile lang einen Audi - den A8, Nachfolger des Audi 200, der den
ersten noch nicht so erfolgreichen Schritt in die automobile Oberklasse getan hat. Der A8 wird seit 1994 von einigen
kleinen Überarbeitungen abgesehen nahezu unverändert auf dem deutschen Markt angeboten. Dank Allradantrieb und der komplett
aus Aluminium gefertigten Karosserie erregte er einiges an Aufsehen.
Doch die Konkurrenz schläft natürlich nicht. Die aktuelle Mercedes S-Klasse ist nach dem optisch verunglückten
Vorgängermodell in den Augen vieler ein sehr schön gezeichnetes und auch gutes Auto, das die Zulassungsstatistik
in der Oberklasse nach wie vor anführt. BMW hat die 7er-Reihe kürzlich komplett neu aufgelegt, und seit Ende Mai
ist auch des Kanzlers neuer Dienstwagen, der VW Phaeton, auf dem Markt. Höchste Zeit also für Audi, hier
ebenfalls nachzulegen.
Heute wurden nun die ersten Details und Bilder der neuen Generation offiziell bekannt gegeben. Wer erwartet hatte,
dass der neue Luxus-Schlitten optische Anleihen bei der auf der IAA präsentierten Kombi-Studie "Avantissimo" nimmt,
wird enttäuscht - ob positiv oder negativ. Viel mehr hat man in Ingolstadt, wie schon bei etlichen anderen Modellwechseln,
im Design keinen großen Mut bewiesen. Auf den ersten Blick gleicht der Neue dem Vorgänger deutlich, wirkt fast ein bisschen
langweilig, auch wenn sich Audi - wie nahezu alle Hersteller - bemüht, ein sportliches Image aufzubauen. Von "weit
gespannten und deutlich überwölbten Flächen", die von "präzise geführten Linien eingefasst" seien, ist da die Rede, und
davon, dass die Silhouette "mit flacher Front und kurzen Überhängen sowie einer kräftig konturierten Heckpartie" deutliche
"Signale für das dynamische Potenzial" setze. Vom Jargon der PR-Strategen einmal abgesehen, darf Audi attestiert werden,
dass hier jenseits von kurzfristigen Modetrends eine große, in weiten Teilen konventionell gestaltete, aber durchaus
elegante und jedenfalls im Ansatz dynamische Limousine geschaffen wurde. Die Besinnung auf bewährte Formen muss ja nicht
immer schlecht sein (die Verkaufszahlen etwa des A4 zeigen es), und die bewusste Veränderung des Markenerscheinungsbildes
trifft bisweilen - siehe BMW 7er - selbst nach der Gewöhnungsphase noch auf deutliche Kritik.
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Vorerst bis 335 PS:
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© Audi AG
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Blick in den A8-Motorraum
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Angeboten wir der neue A8 zunächst mit zwei Achtzylinder-Maschinen mit 3,7 und 4,3 Litern Hubraum, die 280 bzw. 335 PS leisten und für souveräne Fahrleistungen (Standardspurt auf 100 km/h in 7,3 bzw. 6,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 250
km/h elektronisch abgeregelt) sorgen. Das Drehmoment beträgt 360 Nm bei 3.750/min bzw. satte 430 Nm bei 3.500 Umdrehungen.
Beide Maschinen haben die Abgaseinstufung nach EU4-Norm. Der Zwölfzylinder und die Diesel-Varianten kommen erst zu einem
späteren Zeitpunkt auf den Markt. Die Kraftübertragung wird serienmäßig durch eine nun sechsstufige Automatik übernommen,
deren tiptronic-Funktion sich optional auch mit Lenkradwippen bedienen lässt. Möglicherweise wird es später auch Versionen
mit Handschaltung geben.
Wie auch der VW Phaeton besitzt der A8 eine serienmäßige Luftfederung, die für höchsten Komfort einerseits und eine optimale
Straßenlage des trotz Alu-Bauweise knapp 1,8 Tonnen schweren Wagens andererseits sorgen soll. Der Fahrer kann zwischen drei
vordefinierten Abstimmungen wählen - von ausgeprägt sportlich bis sänftenweich. Beide Modelle rollen auf 17 Zoll großen
Felgen mit 235er-Bereifung. Dahinter verbirgt sich eine Bremsanlage mit innenblüfteten Scheiben und natürlich mit ABS und Bremsassistent. Der cw-Wert der 5,05 Meter langen und knapp 1,90 Meter breiten Karosserie beträgt 0,27 - hier
ist Audi, der "Erfinder" des cw-Werts, nicht mehr führend. Der Kofferraum fasst 500 Liter und hat natürlich eine heruntergezogene Ladekante.
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Massige Mittel- konsole: A8-Interieur
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Deutlicher als von außen zeigt sich die Veränderung im Interieur. Das ehemals fast zu wuchtige Armaturenbrett ist einer
deutlich schlankeren Version gewichen, das Cockpit hinter einem arg mickrigen Volant beinhaltet zwei jeweils tief versenkte große und kleine außenliegende Rundinstrumente und dazwischen wie bisher das Multifunktionsdisplay. Die Mittelkonsole kommt
dafür umso gewaltiger daher: Deutlich breiter als bisher und nach hinten abfallend, dominiert sie den optischen Eindruck.
Ein große Flut an Schaltern gibt es nicht - die meisten Funktionen werden nun wie beim BMW 7er über ein MMI
(Multi Media Interface) getauftes System gesteuert. Audi verspricht, dass das System, dessen Bildschirm hinter
einer Abdeckung versteckt werden kann, sehr einfach und in sich logisch zu bedienen sei. Mit dem Dreh-Drück-Steller
vor dem Wählhebel werden neben dem Navigationssystem auch Radio und Telefon sowie Bordcomputer und Luftfederung gesteuert
und diverse Grundeinstellungen vorgenommen. Die Klimaanlage hat weiterhin eine eigene Bedieneinheit. Künftig elektrisch
gesteuert wird die Handbremse.
Das neue Audi-Flaggschiff wird im Herbst erstmals in die Showrooms rollen. Preise haben die Ingolstädter noch
nicht veröffentlicht, von einem Einstieg unterhalb der 60.000 Euro-Grenze sollte jedoch bei den anfangs zur Verfügung stehenden Triebwerken nicht ernsthaft geträumt werden. Nun, endgültig in der Oberklasse angekommen, sollte es dennoch kein
Problem für Audi sein, in den kommenden acht Jahren mehr als die 100.000 Exemplare, die vom nun auslaufenden Modell verkauft
wurden, unter die solvente Kundschaft zu bringen. Daran wird auch ein Phaeton nichts ändern können, der den steinigen Weg
zur Anerkennung noch vor sich hat.