Dr. Burkhard Göschel: "Dem Fahrer nicht das Steuer aus der Hand nehmen"
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Elektronik en masse:
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© BMW AG
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Kameras und Sensoren im Innenspiegel überwachen den Bereich vor dem Fahrzeug
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BMW sieht zur uneingeschränkten Verantwortung des Autofahrers im Straßenverkehr keine Alternative. Mit einem klaren
Votum gegen Bestrebungen, die Geschwindigkeit fahrender Autos von außen begrenzen zu können, richtete sich jetzt
Dr. Burkhard Göschel, BMW Vorstand für Entwicklung und Einkauf, an die Politik: "Wir halten Zwangsysteme für unangemessen
und unpassend, da sie zusätzliche Risiken im Hinblick auf Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und in Haftungsfragen
schaffen sowie die Gefahr von Missbrauch bergen. Fahrerassistenzsysteme sind definitiv die bessere Lösung." Innerhalb
der EU gibt es politische Tendenzen, die sogenannte "Intelligent Speed Adaption" (ISA) einzuführen. Um
Tempobeschränkungen durchzusetzen, sollen die Fahrzeuge mit Steuergeräten ausgerüstet werden, die Gaspedal und Bremse
auch gegen den Willen des Fahrers bedienen können. Da Autofahrer solche Eingriffe in ihrer Stärke und Wirkung nicht
immer voraussehen können, sind die damit verbundenen Risiken nicht unerheblich.
Stattdessen arbeiten nahezu alle großen Hersteller an neuen, intelligenten Systemen zur Verbesserung von Komfort und
Sicherheit. Göschel zeigte anlässlich der Europäischen Telematik Konferenz des US Fachmagazins "Automotive News" in
Stuttgart einige Wege auf, die von den Forschern der BMW Group verfolgt werden. Unter dem Begriff "ConnectedDrive"
vernetzt das zukunftsorientierte BMW-Konzept das Zusammenspiel von Fahrer, Fahrzeug und Umwelt im Verkehr. Es
verknüpft und ergänzt die bisherigen Einzelbausteine Telematik, Onlinedienste und Fahrerassistenzsysteme und gibt dem
Fahrer gezielte Informationen. "ConnectedDrive" ist damit wie ein virtueller Beifahrer, der dem Fahrer im richtigen
Moment die richtigen Informationen richtig aufbereitet liefert. Und damit wird ein weiterer, entscheidender Vorteil
des BMW-Konzeptes offensichtlich: Der Fahrer wird nicht zwangsläufig mehr, sondern besser informiert, also ent- statt
belastet. "Der Fahrer bleibt bei BMW immer im Mittelpunkt und behält das Steuer in der Hand", so Göschel.
In einem ConnectedDrive-Forschungsfahrzeug auf Basis des BMW X5 werden bereits Anwendungen erprobt, die nach
Überzeugung der Münchner deutlich mehr zur temporelevanten Verkehrssicherheit beitragen könne als jede Zwangsmaßnahme:
Stop-and-Go-Verkehr wird dank dem Stop and Go-Assistenten müheloser, weil der Fahrer beim ständigen Abbremsen und
Anfahren von seinem Auto unterstützt wird. Und unübersichtliche Landstraßen werden - insbesondere bei Nacht -
sicherer, weil vor engen Kurven das sog. "aktive Gaspedal" mit gezieltem Druck gegen den Fahrerfuß weniger Tempo
anmahnt. Das aktive Gaspedal erhält seine Informationen dabei einerseits vom Navigationssystem und andererseits von
Sensoren, die das Fahrzeugumfeld überwachen. So können zum Beispiel auch langsamer vorausfahrende Fahrzeuge erfasst und
der Sicherheitsabstand bequem eingehalten werden. Der entscheidende Punkt bei der Konzeption des aktiven Gaspedals ist
die Voraussetzung, dass es vom Fahrer übersteuert werden kann. Überholvorgänge können somit jederzeit sicher beendet
werden.
Bei allen technischen Möglichkeiten verfolgt ConnectedDrive eine sinnvolle, zielgerichtete Aufgabenteilung durch
Verknüpfung der jeweiligen Stärken von Fahrer und Fahrzeug. Jeder soll das tun, was er am besten kann. Damit kann der
Mensch am Steuer nach dem Assistenz-Prinzip entlastet statt weiter belastet, in seiner Verantwortung unterstützt und
damit die Sicherheit und der Komfort erhöht werden. Der Fahrer bleibt aber in jedem Fall im Mittelpunkt allen Handelns
und behält somit die volle Verantwortung für alle Fahrmanöver. Deshalb sind alle Bestandteile von ConnectedDrive auch
nur Angebote an den Fahrer - er kann, aber er muss sie nicht nutzen.