BMW wagt Dreizylinder, Mercedes kehrt zum Reihen-Sechser zurück / Premiere in 2016
Automedia
Erlkönige: BMW 5er und
Mercedes E-Klasse
Wer weiterhin zu den weltweiten Spitzenreitern der Oberen Mittelklasse gehören will, darf keine Zeit verlieren: die für 2016
avisierten Nachfolger von 5er-BMW und Mercedes E-Klasse müssen im kommenden Jahr fertig entwickelt sein. Jetzt sind unseren
Fotografen kurz aufeinander folgend Schnappschüsse seriennaher Prototypen beider Modelle gelungen.
Während vom kommenden 5er bis dato nur Technologieträger mit bekannten Karossen ausgemacht werden konnten, erlauben die aktuellen Bilder
erstmals eine realistische Vorschau auf die Zukunft der Modellreihe. Diese steht demnach offenbar nicht im Zeichen großer Design-Sprünge,
vielmehr kann sich der Käufer auf eine behutsame Weiterentwicklung einstellen.
Auffällige Merkmale im Vergleich zum Vorgänger sind die flacher auslaufende Heckscheibe, neu gezeichnete Vordertüren samt A-Säule und
geänderte Türgriffe. Insgesamt wirkt die Formensprache noch eine Spur geradliniger ohne jede Tendenz zu Verspieltheiten. Weniger in
Sachen Design, aber antriebstechnisch interessant: die zusätzliche Tankklappe hinter dem linken Vorderrad verspricht auch Motorvarianten
mit Elektro- bzw. Plug-In-Technologie.
Unter der Tarnung ist damit zu rechnen, dass wichtige Karosserieteile des intern G30 genannten neuen 5er nicht mehr als klassische Blechteile,
sondern aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) ausgeführt sind. Nicht erst seit i3 und i8 ist bei BMW bekannt, wie signifikant auf
diese Weise das Fahrzeuggewicht optimiert werden kann.
Offen ist dagegen noch, ob der 5er in der Einstiegsmotorisierung mit einer echten Innovation in diesem Segment aufwarten wird – einem
hocheffizienten Dreizylinder-Diesel in Anlehnung an das jüngst im Mini oder Active Tourer eingeführte Aggregat. BMW-Chef Norbert Reithofer
hatte zwar noch im April Dreizylinder-PLäne für den 5er
in einem Interview ausgeschlossen, doch das klang sprachlich
ebenso blass wie argumentativ; zudem wird Reithofer die Einführung des nächsten 5er wie berichtet nicht mehr als Chef begleiten. Belastbare
Informationen zum Motoren-Portfolio werden noch ein wenig auf sich warten lassen.
Mercedes E-Klasse: Viel C-Klasse und Zylinder in Reihe
Die ersten Erlkönig-Bilder des E-Klasse-Nachfolgers mit hausinternem Kürzel W213 deuten an, was eigentlich so nicht zu erwarten war - unter
dem Tarnkleid verbergen sich offenbar wesentliche Design-Elemente der kürzlich vorgestellten C- und S-Klasse. Während der Oberen Mittelklasse
aus Stuttgart in den letzten Jahrzehnten immer eine sichtbare Eigenständigkeit zuteil wurde, setzt man nun wieder verstärkt auf
Familienähnlichkeit, wie die Formen der produktionsreifen Scheinwerfer und Rückleuchten und die Ausführung der breiten C-Säule erahnen
lassen. Der bürzelartige Kofferraum-Abschluss darf als reines Täuschungsmanöver gewertet werden.
Es ist davon auszugehen, dass der W213 dank neuer Plattform-Strategie etwas an Länge zulegen und dennoch an Gewicht verlieren wird, wobei
ersteres dem Radstand und damit vor allem den Fond-Passagieren zu Gute kommen wird - ob hier ein Mehr wirklich erforderlich ist, sei
dahingestellt. Weiterhin erfährt der im Vergleich mit aktuellen Modellen der Marke etwas angestaubte Innenraum eine umfassende Renovierung,
wobei abzuwarten bleibt, ob hier mehr die C- oder die S-Klasse als Vorbild dienen wird. Diese grundlegenden Änderungen werden dann auch
für die wichtigen Varianten T-Modell, Coupé, Cabriolet und - nicht zu vergessen - das weiterhin systemfremd CLS genannte Viertürer-Coupé und
dem wieder eingeplanten Shooting Brake von Bedeutung sein.
Gleiches gilt für das Motorenprogramm, das sich im Einstiegsbereich dem Trend des Downsizing nicht entziehen können wird und unter Umständen
ebenfalls erstmals Triebwerke mit nur drei Zylindern beinhalten könnte. Schon länger bestätigt ist, dass die kommende E-Klasse im oberen
Leistungsbereich wieder mit Sechszylinder-Aggregaten in Reihenbauform ausgeliefert wird. Diese waren Ende der 90er-Jahre letztmalig zum
Einsatz gekommen und durchweg von V-Motoren abgelöst worden - ein Schritt, der BMW (neben Lexus) zu einem Alleinstellungsmerkmal in Sachen
laufruhiger Sechszylinder verhalf. Der offizielle Grund für die Umstellung ist dieses Mal der gleiche wie seinerzeit: Kostensenkung. Damals
sollten die Sechsender zusammen mit den V8 produziert werden, künftig mit den R4.