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Donnerstag, 28. März 2024
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Neue Design-Akzente für den Kleinwagen / Technisch kaum Änderungen

Facelift Nissan Micra: Etwas weniger mickrig

Nissan
Facelift zur IAA:
Nissan Micra
Richtig schlecht ist der Nissan Micra nicht, schön aber auch nicht: Das aktuelle Modell versprüht eine unfeine Mischung aus globalem Designeinerlei und Detail-Lieblosigkeit. Das hat man inzwischen auch bei Nissan erkannt und verspricht zur IAA im September Abhilfe. Jedenfalls etwas. Die optische und technische Aufwertung des drittwichtigsten Modells im Nissan-Portfolio gehe weit über ein Facelift für die zweite Hälfte des Modellzyklus hinaus, heißt es bei Nissan, und deswegen bezeichne man das Auto trotz der unveränderten Basis denn auch als neuer Micra.

Gerechtfertigt werde dies schon allein durch die neu gestalteten Front- und Heckpartien, die umfassende Änderungen an Blechteilen beinhalten, erklärt der Autobauer. Weil das aber - nicht immer, aber oft - auch bei anderen Facelifts gilt, darf man die Positionierung als Marketinggeblubber abtun. Davon abgesehen, hat dem Micra die Frischzellenkur vor allem an der Front gutgetan. Endlich hat das Autochen - der Micra gehört mit nur 3,78 Meter Länge zu den kleinsten Kleinwagen respektive den größten Kleinstwagen - so etwas wie ein Gesicht.

Im eckiger als bisher ausgeführten Kühlergrill wird das Markenlogo künftig von einer V-förmigen Chromleiste umschlossen, die Scheinwerfer werden ebenfalls eckiger, was denn auch die Anpassungen an der Motorhaube bedingt. Den Lufteinlass im Stoßfänger haben die Designer vergrößert, die auffälliger eingefassten (optionalen) Nebelscheinwerfer betonen durch die nach außen gerutschte Position die - geringe - Breite des Wagens, und die aufgesetzten Schutzleisten entfallen.

Die Seitenansicht bleibt unverändert, am Heck hat Nissan dem Micra LED-Einheiten für die Leuchten (nicht die Blinker) spendiert und den Stoßfänger speziell im bereich des Kennzeicheneinsatzes überarbeitet. Die Rückleuchten verfügen nun über zwei Rückfahrleuchten, die Nebelschlussleuchte wandert dafür in die Schürze. Die dritte Bremsleuchte ist endlich mit sechs LEDs statt einer Glühlampe bestückt, und die Waschdüse ist versteckt. Facelift-typisch angekündigt sind auch zwei neue Farben und neu gestylte Leichtmetallfelgen. Schade: Spiegelblinker gibt es nicht, und die Antenne ist nach wie vor lang und vorne positioniert.

Im Innenraum ist eine schwarz glänzend ausgeführte Mittelkonsole mit nun bündig integrierten Radiogeräten und eckigen statt runden Luftausströmern die wichtigste Änderung. Auch die Sitze hat Nissan überarbeitet, nicht aber die etwas lieblos wirkenden Displays in Kombiinstrument und Klimaanlagenbedieneinheit. Zudem gibt es qualitativ verbesserte Oberflächen für Türtafeln und Armablagen, im Topmodell in "Wildleder-Anmutung" mit doppelten Nähten.

Motorseitig bleibt es beim 1,2-Liter-Dreizylinder in den beiden Leistungsstufen 80 (Saugmotor) und 98 PS (Kompressor-Aufladung) als einzigem Angebot. Der Verbrauch liegt bei 4,9 bzw. 4,1 Liter (bisher: 5,0/4,3) im Norm-Mittel, wobei der Vorteil der stärkeren Version größtenteils auf das weiterhin nur dort serienmäßige Start-Stopp-System zurückgeht. Es bleibt bei einem wenig zeitgemäßen Fünfgang-Schaltgetriebe oder einer stufenlosen CVT-Automatik für die stärkere Version.

Es bleibt bei den drei Ausstattungslinien Visia (bisher: Visia First), Acenta und Tekna; auch deren Umfang und die weitgehende Abwesenheit von Sonderausstattungen, und das nicht nur in Bezug auf Assistenzsysteme, sondern auch auf Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, wird sich nur unwesentlich ändern. Im Topmodell und nur dort gibt es Zutaten wie Glasdach, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Klimaautomatik und das Navigationssystem Nissan Connect in der neusten Ausführung mit einem auf 5,8 Zoll gewachsenen Touchscreen, Eco-Routing, Verbrauchsanzeige, Spurwahlempfehlung, Google Send-to-Car-Funktion und Anzeige von Tempolimits.

Verbessert hat Nissan, wiederum ausschließlich für den Tekna, die Wahlmöglichkeiten in Sachen Farbe, wenn auch diese Individualisierungs-Karte nicht annähernd so umfangreich gespielt wird wie bei Opel Adam, Fiat 500, Audi A1 oder Mini. So können Kunden zum Beispiel ihre bevorzugte Farbe für die Radnabenabdeckungen, Türgriffe und Spiegelkappen wählen; im Innenraum ist es möglich, den Schaltknauf und dessen Konsole, die Einfassungen der Lüftungsdüsen und die Velours-Teppiche dem persönlichen Farbgeschmack anzupassen.

Festhalten tut Nissan an "Parkguide", einem System, das beim Vorbeifahren an einer Parklücke deren Länge ausmisst und dem Fahrer anzeigt, ob er dort einparken kann und mit welchem Schwierigkeitsgrad. Das ist speziell im Vergleich mit halbautomatischen Parkassistenten bei den Mitbewerbern alles, nur nicht innovativ, wie Nissan behauptet. Eine Rückfahrkamera ist künftig im Angebot, soweit ersichtlich nicht aber Parksensoren für vorne.

Die schon 2010 im EuroNCAP-Crashtest nicht voll überzeugende Sicherheit ist konzeptbedingt und bleibt also erhalten; dass aber Nissan weiterhin weder Xenon- noch Tagfahrlicht und im Basismodell wohl keine Außentemperaturanzeige liefern kann, ist unverständlich.

Premiere für den "neuen" Nissan Micra ist auf der IAA im September, der Verkauf wird unmittelbar anschließend beginnen. Preise liegen noch nicht vor, dürften aber nur leicht angehoben werden.
text  Hanno S. Ritter
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