Rekuperation erzeugt Strom etwa für Kühlaggregate / Praktische Rangierfunktion
Bosch bringt E-Achse für Sattelauflieger
Bosch hat seine elektrische Achse bereits für diverse Anwendungszwecke vorgestellt. Nun kommt eine weitere hinzu,
die bei Sattelaufliegern gleich in mehrerlei Hinsicht Vorteile bieten soll.
MAN
Künftig steckt im Trailer nicht nur ein Löwe,
sondern auch eine elektrifizierte Achse mit Akkupack
Elektrische Sattelzüge wird es auf absehbare Zeit nicht geben - die riesigen Akkupacks würden Gewicht und Kosten massiv nach oben
treiben und gleichzeitig Nutzlast und -tonnage einschränken. Auf dem Weg dorthin gibt es aber eine kleine Lösung, deren Idee viel
charmanter erscheint als der Mild-Hybrid beim Pkw.
Es handelt sich um eine elektrifizierte Achse für den Sattelauflieger, die Bosch jetzt vorgestellt hat und die diverse Vorteile
vereint: So gewinnt das System beim Bremsen aus der überschüssigen Energie Strom anstatt sie in Wärme und Verschleiß an den
Radbremsen zu schicken. Dieser Strom wird in kleinen Akkus gespeichert und dient anschließend je nach Systemauslegung als Unterstützung
beim Anfahren bzw. Beschleunigen und/oder als Versorgung für Zusatzverbraucher im Stand, speziell für eine Standheizung des Fahrerhauses
und das Kühlaggregat für den Auflieger.
Immerhin jeder fünfte Trailer ist laut Bosch etwa mit einer Kühlfunktion versehen; sie verbraucht zwei bis drei Liter Diesel pro Stunde.
Würde dies wegfallen, bedeutet dies eine Entlastung der Spedition bei den Betriebskosten und weniger Zeitverlust durch weniger Tankvorgänge.
Bosch kommuniziert bis zu 9.000 Liter Ersparnis im Jahr - modellgerechnet für viel Kühlung und viel Rekuperation.
Weniger Verbrauch geht natürlich auch einher mit weniger Abgas. Dazu kommt, und das ist oft mehr als ein Nebeneffekt: Elektrische
Klimaanlagen sind wesentlich leiser als dieselbetriebene - Anwohner von Speditionen oder Bau- und Supermärkten etwa würden profitieren.
Und noch einen Aspekt vermag die elektrische Achse zu ermöglichen: Dank ihrer können Auflieger ohne Zugmaschine auf Betriebshöfen rangiert
werden - was wiederum Zeitaufwand, Emissionen und Lärmbelästigung reduziert.
Anders als bei vielen Nutzfahrzeug-Projekten setzen die Bosch-Ingenieure bei der elektrifizierten Achse auf Pkw-Bauteile. Der Elektromotor
SMG180 ist beispielsweise schon in hunderttausenden Hybrid- und Elektroautos weltweit unterwegs – unter anderem im StreetScooter der
Deutschen Post. Im Gegensatz zu Elektroautos verrichten die Motoren in der E-Achse lediglich Schichtarbeit und springen nur an, wenn
sie Energie ernten können. Durch diese reduzierte Belastung reichen Pkw-Komponenten aus, die deutlich günstiger sind.
Bosch will die elektrifizierte Achse sowohl für neue Sattelauflieger - das Volumen beträgt europaweit etwa 250.000 Einheiten pro Jahr -
anbieten als auch zur Nachrüstung. Zu den Kosten mag sich das Unternehmen noch nicht genau äußern, deutet aber gut 20.000 Euro an. In
der Regel erfolgt die Umsetzung mit zwei E-Maschinen an der Achse, was den Wirkungsgrad und die Rangiermöglichkeiten befördert. Für
bestimmte Zwecke soll aber auch ein preisreduziertes einmotoriges Modell angeboten werden.