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Facelift ab März: Mercedes C-Klasse |
Daimler |
Rund vier Jahre nach dem Start und über einer Million verkaufter Einheiten frischt Mercedes sein wichtigstes Modell
grundlegend auf. Das Facelift der C-Klasse betrifft Design-Details, Innenraum, Motoren, Assistenzsysteme und Multimedia-Technik
– und wirkt überwiegend gelungen.
Natürlich kann die Mercedes-PR-Abteilung mit ihren Informationen und Fotos machen, was sie will. Dass aber
wichtige Neuheiten manche Medien immer wieder früher bekommen als andere - konkret: die Platzhirsche der Motorpresse vorab
-, das halten wir für, freundlich formuliert, unsportlich. Hallo, Mercedes, was haben wir Euch getan? Eigentlich könnte
damit die Berichterstattung über das C-Klasse-Facelift nach fünf Zeilen enden, indes: Wir agieren nicht so.
Die neue C-Klasse selbst tritt - wenn man das ausgelutschte Wort bemühen will - keineswegs unsportlich auf, sondern schärft
den sportlichen Akzent sogar, ohne dabei aber zu sehr ins Aggressive abzudriften, wie andernorts zu beobachten. Wesentliches
Erkennungszeichen des neuen Jahrgangs sind die modifizierten Scheinwerfer, die nun weiter in die Haube hereinreichen. Dynamischer
und entschlossener soll das aussehen, und in der Tat wirkt das neue Antlitz selbstbewusster und schlüssiger als die bisherige, für
sich genommen auch nicht schlechte Lösung. Der Fortschritt betrifft - hier folgt Mercedes klar den Konzepten von Audi, BMW und
VW - vor allem Modelle mit dem optionalen Xenon-Licht.
Während das Halogen-Licht dem klassischen Aufbau (Abblendlicht außen, Standlicht innen, Blinker ganz außen) treu bleibt,
verfügen die Xenon-Pendants, die Mercedes stets mit dem Intelligent Light System kombiniert, über ein hohen Erkennungseffekt.
Er wird erreicht durch ein nunmehr nicht mehr oben in der Akzentleiste, sondern innen liegendes Positionslicht
in "distinktiver C-Form", wie Mercedes sich ausdrückt. Der Blinker ist wie bei der S-Klasse als horizontaler,
wohl etwas zu auffälliger LED-Streifen umgesetzt, das Tagfahrlicht bleibt ähnlich dem bisherigen in der Frontschürze.
Diese haben die Designer natürlich ebenfalls etwas aufgehübscht. Vor allem der mittlere Lufteinlass, der mit seiner
V-Form den Kühlergrill zu tragen scheint, sowie die feiner ausgearbeiteten Lichtkanten sind erwähnenswert. Die Motorhaube
ist schon wegen der neuen Scheinwerfer verändert, etwas stärker konturiert und künftig zur Gewichtsreduktion aus Aluminium
hergestellt.
Die Seitenlinie der C-Klasse bleibt vom Facelift unberührt. Am Heck fallen die Neuerungen geringer aus als vorne:
Natürlich erblicken Kenner auch hier eine in Details modifizierte Schürze mit umlaufender Chromleiste und liebevoller
gezeichneten Abschlüssen; die wesentliche Neuerung ist aber das neue Innenleben der Heckleuchten mit einem breiteren
pfeilförmigen LED-Blinker, stärkerer Tiefenwirkung, größeren Schlusslichteinheiten und einem glatten Deckglas. Darüber,
ob die LED-Technik am Heck ebenfalls an Xenon-Licht gekoppelt ist, hüllt Mercedes noch den Mantel des Schweigens.
Interieur deutlich hochwertiger
Doch nicht nur außen, sondern auch und insbesondere im Innenraum wirkt die C-Klasse künftig hochwertiger - den ersten
Bildern nach zu urteilen: deutlich hochwertiger. Mittel zum Zweck sind die Abkehr vom ausfahrenden Monitor hin zu
einem festen Pendant, das sich mit dem Kombiinstrument eine gemeinsame, verlängerte Hutze teilt. Die Rundinstrumente
sind nur im Detail verändert und bleiben den optisch etwas verloren wirkenden Tank- und Temperaturanzeigen treu.
Das Display im Tacho ist nun kreisrund und zeigt seine Informationen mehrfarbig an. Ebenfalls feiner gestaltet
sind die Tastenleiste auf der Mittelkonsole und die Beleuchtung einzelner Bedienelemente.
Ebenfalls augenfällig ist die neue Oberflächenstruktur des Armaturenbretts und insbesondere die neue Dekorleiste, die sich von
den mittleren Luftdüsen bis nach rechts erstreckt und die C-Klasse breiter wirken lässt, in sich aber wegen ihrer Unsymmetrie
etwas unruhig wirkt. Die äußeren Luftduschen sind nun rund gehalten.
Die Dekorleiste sorgt auch für eine stärkere Differenzierung der - noch immer nicht abgeschafften, wie Mercedes-Fans
alter Schule bemerken werden - Ausstattungslinien: Als Material ist Aluminium oder Esche schwarz ("Avantgarde") bzw.
Esche braun oder Wurzelholz ("Elegance") vorgesehen. Im Avantgarde lockt zudem das Lenkrad aus dem CLS, im Elegance
können sich Kunden auf Komfort-Kopfstützen freuen, deren Seitenwangen sich nach Bedarf verstellen lassen. Leder
am Lenkrad ist nun modellübergreifend Standard.
Klarere Motorisierungspalette / Geringere Verbrauchswerte
Im Bereich der Motorisierungen gibt es keinen Paukenschlag, wohl aber eine stetige Optimierung. Alle Modelle tragen
jetzt den merkwürdigen Namenszusatz "BlueEfficiency", alle Hecktriebler sind künftig mit Start-Stopp-System ausgestattet,
alle Automatikversionen mit Ausnahme des C 300 CDI 4MATIC verfügen fortan über die weiterentwickelte Siebengang-Automatik
"7G-TRONIC PLUS" (Einführung beim C 250 CDI 4MATIC im Juni 2011). Damit entfällt die bewährte, aber veraltete
Fünfgang-Automatik komplett. Darüber hinaus wurde die Gesamtübersetzung hinsichtlich des Verbrauchs überarbeitet.
Der Spitzenmotor im C 350 erstarkt von 292 auf 306 PS. Gleichzeitig sinkt sein Norm-Verbrauch um 1,5 auf bemerkenswerte
6,8 Liter. Die Mehrheit der Kunden dürfte die kleinen Vierzylinder vorziehen, und auch hier haben die Verbrauchswerte sich
verbessert. Neu im Angebot ist ein Basis-Diesel mit 120 PS, der V6 CDI wird nur noch mit Allradantrieb 4MATIC offeriert,
der Nicht-Direkteinspritzer im bisherigen C 350 und C 300 entfällt, damit auch der letzte Sechszylinder mit Handschaltung.
Gleichzeitig gibt Mercedes auch die Zusatzbezeichnung CGI auf. Details zeigt die Übersicht:
Im Hinblick auf die aktive Sicherheit hat Mercedes der C-Klasse viel neue Technik mit auf den Weg gegeben. So ziehen
die aus anderen Baureihen bekannten Assistenzsysteme wie Spurhalte- und Toter-Winkel-Assistent (passiv und aktiv),
Müdigkeitswarner, Fernlicht-Assistent, "Distronic PLUS" und Pre-SAFE Bremse in die kleine Baureihe ein.
Und schließlich hat Mercedes auch den Rückstand in Sachen Multimedia und Navigation eliminiert oder sogar überkompensiert.
Wesentliche Neuerungen der neuen Telematik-Generation, die sukzessive auch in anderen Baureihen Einzug halten wird, sind mehr
Bedienkomfort, größere Displays, Telefonbuchübertragung, SMS-Anzeige sowie das drahtlose Abspielen von Musik per Bluetooth
und eine USB-Schnittstelle, die jetzt in der Mittelarmlehne untergebracht ist. Mit dem Multimedia-System COMAND Online
bietet Mercedes erstmals einen Internetzugang. Möglich wird u.a. das Senden einer Route von Google Maps ins Auto.
Neu ist zudem die 3D-Optik mit plastischen Stadt-Modellen. Gefahrene Routen können aufgezeichnet und später abgefahren
werden, persönliche Sonderziele gespeichert oder über eine SD-Karte importiert sowie vier alternative Routen auf der
Navigationskarte angezeigt werden, darunter eine besonders ökonomische Variante.
Mit dem "MAP PILOT" von Becker steht erstmals für die C-Klasse eine preisgünstige Navigationslösung für das Einstiegsgerät
Audio 20 CD zur Verfügung, die auch nachgerüstet werden kann.
Die C-Klasse, deren jüngste Evolutionsstufe Mercedes sympathischerweise zutreffend als Modellpflege (und nicht als
neues Modell wie andere Hersteller) beschreibt, ist ab dem 10. Januar 2011 bestellbar, erst dann sollen auch die Preise
bekanntgegeben werden. Händlerpremiere wird im März sein. Und das Coupé, das seit geraumer Zeit durch den Blätterwald
rauscht? Auch das wird sich bald in voller Pracht zeigen, aber erst etwas später auf den Markt kommen.
Insgesamt hat Mercedes' wichtigstes Modell in Sachen Design, Innenraum und auch Antrieb deutlich profitiert und ist
damit eine viel ernsthaftere Konkurrenz zu Audi A4 und 3er-BMW als bisher. Weil schon die auslaufende Variante zuletzt
bei den Kunden sehr beliebt war, dürfte die Nachfrage und der Ausstoß im neuen Jahr hoch sein. Jetzt müsste sich
Mercedes nur noch von der, sagen wir, individualisierten Pressearbeit verabschieden.