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Modellpflege für die Mercedes CL-Klasse |
Daimler |
Ein "Luxus-Coupé in Vollendung" verspricht Mercedes für die "neue Generation" des CL, die nun doch nicht
in S-Klasse Coupé umbenannt wurde. Tatsächlich hat das Flaggschiff der Stuttgarter durch die Modellpflege
technisch zugelegt. Ob das auch für das Design gilt, ist Geschmackssache.
Der CL gilt manchen neben dem CLS als der schönste aktuelle Mercedes - ein edles, schnelles, elegantes Coupé, das
für die meisten sowieso nur ein Traumauto ist. Wenn wie hier der Grundentwurf gut ist, stehen die Designer bei
einem Facelift oft vor dem Problem, etwas Neues schaffen zu sollen, ohne den Auftritt zu verschlimmbessern.
Ob das hier gelungen respektive passiert ist, ist sicherlich Geschmackssache. Erwartungsgemäß trägt das große Auto
nun ein LED-Tagfahrlicht in der Frontschürze - dem die Mercedes-PR-Leute etwas unbeholfen das Attribut formschön
beigeben, damit bei vielen Betrachtern aber nicht die Frage beantworten dürften, ob sich der Erfinder des
Automobils sich insoweit nicht eine schlüssigere, eigenständigere Lösung hätte einfallen lassen sollen.
Auch die Hauptscheinwerfer hat Mercedes aktualisiert, und zwar nicht nur hinsichtlich ihres Innenlebens
mit LED-Technik für Blinker und das als Band ausgeführte Standlicht, sondern auch in punkto äußere Form, die
nun etwas an jene der Pendants beim SL erinnert. Der Kühlergrill trägt zwei statt drei Lamellen und ist
stärker zugespitzt, die Motorhaube hat Mercedes mit zwei Konturen versehen, und die Frontschürze trägt
nun einen dreigeteilten Lufteinlass.
Während das Innendesign der Rückleuchten durchaus vorteilhaft aktualisiert erscheint, dürften die nun
separaten Rückfahrleuchten neben dem Kennzeichen für Diskussionen sorgen: Man kann das eigenständig
und sportlich finden - oder sich an alte Japan- oder Korea-Modelle erinnert fühlen. Weitere Neuerungen betreffen
die neuen Außenspiegel mit dem Pfeil-Design für die Blinker und dem schmaleren Steg sowie die nun
eckigen Auspuffendrohre. Das Topmodell CL 600 trägt zusätzlich eine Chromleiste an der Frontschürze, Doppel-Lamellen
im Grill und Endrohre in Vierfach-Optik. Kurzum: Der CL setzt künftig mehr auf präsente Sportlichkeit denn auf
elegantes Understatement.
Im Interieur tut sich vergleichsweise wenig. Angekündigt sind neue Holzarten, ein modifiziertes
Multifunktionslenkrad und, teilweise optional, eine aufwendige, in drei Farben schaltbare Ambiente-Beleuchtung.
In punkto Motoren debütiert im CL 500 wie bereits vorab berichtet der neue Achtzylinder, der aus weniger Hubraum
(4,7 statt 5,5 Liter) dank Turboaufladung mehr Leistung (435 statt 388 PS) und Drehmoment (700 statt 530 Newtonmeter)
holt und dabei im Zusammenspiel mit der serienmäßigen Start-Stopp-Automatik auch noch eine ganze Ecke sparsamer
agiert: 9,5 statt 12,1 Liter Normverbrauch ist ein nicht zu unterschätzender Fortschritt, wenn auch der
Wert als solcher nach wie vor hoch liegt.
Wer dem großen Coupé die Sporen gibt, erreicht Tempo 100 nach 4,9 (bisher 5,4) Sekunden. Noch etwas schneller,
nämlich 4,6 Sekunden, ist naturgemäß der CL 600 mit seinem 517 PS starken Zwölfzylinder-Motor, den Mercedes
aber nur geringfügig aktualisiert hat. Immerhin erfüllt das Flaggschiff-Triebwerk jetzt die EU5-Abgasnorm;
der Verbrauch sinkt im Norm-Mittel von 14,3 auf 13,8 Liter - auch wenn die Mercedes-Website bis Redaktionsschluss
etwas anderes behauptet.
Zur bisher schon großen Armada an Assistenzsystemen gesellen sich im CL künftig zwei weitere: Der
Aktive Spurhalte-Assistent warnt den Fahrer mittels Lenkrad-Vibration, wenn dieser Anstalten macht,
ungewollt eine unterbrochene Fahrbahnmarkierung zu überfahren, und mittels einseitigem Bremseingriff
im Falle einer durchgehenden Linie. Auch der Totwinkel-Assistent trägt nun den Beinamen "Aktiv", was
bedeutet, dass auch er nicht mehr nur per Lämpchen im Außenspiegel-Glas vor möglicherweise
nicht sichtbaren Verkehrsteilnehmern im toten Winkel warnt, sondern im Falle eines Falles den Fahrer
ebenfalls per kurskorrigierendem Bremseingriff vor Schlimmerem zu bewahren versucht.
Serienmäßig ist im übrigen der Adaptive Fernlicht-Assistent, das weiterentwickelte Intelligent Light
System und der aus der E-Klasse bekannte Müdigkeitsdetektor "Attention Assist". Die übrigen High-Tech-Systeme
des Autobauers wie Nachtsichtsystem, Tempolimit-Erkennung, Bremsassistent Plus, Abstandstempomat Plus,
Pre Safe Bremse und das aktive Fahrwerk ABC haben die Ingenieure im Detail überarbeitet, teilweise kommen
sie erstmals im CL zum Einsatz.
Ebenfalls aktualisiert zeigen sich das Soundsystem und die Multimedia-Geräte, wobei sowohl COMAND als auch
COMAND APS (ohne und mit Navigation) nun mit der sogenannten SPLITVIEW-Technik kombiniert werden können,
die Fahrer und Beifahrer gleichzeitig unterschiedliche Inhalte auf dem Monitor anzeigen kann.
Die Modellpflege für den CL der Baureihe C 216 feiert ihre Publikumspremiere auf dem Pariser Autosalon
im September. Der CL 500 kostet ab 118.346 Euro, der CL 500 4MATIC ab 123.463 Euro, und wer wirklich
den V12 haben will, muss mindestens knapp 163.000 Euro an seinen Mercedes-Händler respektive seine Mercedes-Niederlassung
überweisen. Die ebenfalls überarbeiteten, von Mercedes aber noch nicht im Bild gezeigten AMG-Modelle - CL 63 AMG V8
mit jetzt 544 PS und CL 65 AMG V12 mit fortan 630 PS - kosten mindestens 161.000 bzw. 228.000 Euro.
Unglaublich viel Geld für ein Auto, zweifellos, aber vielleicht nicht zu viel für jene, die es sich leisten
können und wollen - und Daimler-Chef Dieter Zetsche folgen, der sich mit unbescheidenen Worten zitieren lässt:
"Bei Design, Sicherheit, Komfort und Leistung zeigt der CL: Wo Mercedes ist, ist vorn".