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2010er-Actros und |
Daimler |
1964er-Lkw auf Vergleichsfahrt |
Um 20 Prozent will Daimler den Verbrauch seiner Lkw-Flotte in den kommenden zehn Jahren senken – ein
ambitioniertes Ziel, wenn man die Ersparnis der letzten 40-50 Jahre zugrundelegt. Wie hoch der Fortschritt
im Einzelnen ist, hat Mercedes jetzt mit einer Lkw-Vergleichsfahrt verdeutlicht.
Um das jetzt von Daimler-Nutzfahrzeug-Vorstand Andreas Renschler verkündete Ziel zu erreichen, werden die
Ingenieure sich wohl nicht auf aerodynamischen Feinschliff am gesamten Lastzug - dies schließt Auflieger
und Anhänger mit ein - und Detailarbeit am heutigen konventionellen Antrieb verlassen können, sondern
möglicherweise auch eine teilweise Hybridisierung des Antriebsstrangs und die Verwendung alternativer
Kraftstoffe ins Auge fassen müssen.
Die klassische Fahrzeugtechnik nämlich ist schon in den zurückliegenden Jahrzehnten stark optimiert worden,
unter anderem auch, weil Kraftstoffverbrauch und Wirtschaftlichkeit bei Lkw schon immer eine zentrale Rolle
gespielt haben. Insgesamt ist ein Lkw aus den 1960er-Jahren mit einem modernen Fernverkehrszug kaum noch zu
vergleichen. Die zu verdeutlichen, ist Ziel der in in diesen Tagen stattfinden Vergleichsfahrt "Transalp
Trucking 2010" mit je fünf modernen Mercedes-Lkw und ihren Vorgängern aus fünf Jahrzehnten.
Der aktuellen Vergleichsfahrt gingen umfangreiche Messfahrten eines modernen Mercedes-Benz Actros 1844 und eines
Mercedes-Benz LP 1620 aus dem Jahr 1964 über die Fernverkehrsstrecke Stuttgart - Mailand - Stuttgart voraus.
Dabei verbrauchte der Oldie, einst ein hochmoderner Lkw, rund 20 Prozent mehr Kraftstoff als sein aktueller
Bruder. Eindrucksvoller fallen die Mess-Ergebnisse aus, wenn der Kraftstoffverbrauch im Verhältnis zur Nutzlast
berechnet wird. Je Tonne pro 100 Kilometer konsumiert der Lkw-Veteran 2,34 Liter, der Actros begnügt sich dagegen
mit 1,27 Liter. Zudem stößt der Actros den Angaben zufolge bis zu 98 Prozent weniger Partikel und Stickoxide aus.
Dabei verfügt der Actros mit 440 PS über mehr als doppelt so viel Kraft (200 PS) wie sein gealterter Bruder.
So ereicht der moderne Sattelzug bei einer Nutzlast von 25 Tonnen ein Durchschnittstempo von 76 Kilometern
pro Stunde. Der LP 1620 kommt bei 16 Tonnen auf durchschnittlich 58 km/h. So benötigt der Actros für die 1.160
Kilometer lange Teststrecke zwölf Stunden und 36 Minuten. Fast acht Stunden oder einen kompletten Arbeitstag
mehr zeichnet die Tachoscheibe im LP 1620 auf. Dabei zwingt er am San Bernardino die Autofahrer hinter sich zu
viel Geduld: Aufwärts schafft er rund 29 km/h und abwärts maximal 36 km/h. Der Actros ist besser, wenn auch
nicht überragend: Bergauf ist er mit rund 45 und bergab mit bis zu 77 km/h unterwegs.
Natürlich sind die beiden Lkw auch sonst kaum zu vergleichen. Während der Actros-Fahrer im klimatisierten Fahrerhaus
auf einem vollgefederten Sitz unterwegs ist, telefonieren kann, navigiert wird und die Automatik die Schaltvorgänge
übernimmt, ist sein Kollege im deutlich lauteren, im Sommer heißen Oldie auf dem harten Gestühl speziell auf der
Bergstrecke im wahrsten Sinne des Wortes schwer mit dem Schalten beschäftigt - mit nicht zu unterschätzenden Auswirkungen
auf die Konditionssicherheit.